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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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war es vielleicht das CO2? Jetzt oder nie!
    Auf einen Impuls hin bückte er sich und öffnete die Verschlüsse seiner Stiefel und seine Gürtelschnalle, dann zog er den Klettverschluss nach Gefühl auf. Er begann zu graben wie ein Hund, schob große Portionen von Schlamm hinab in den wenigen Raum, der in der Blase des Zeltes noch übrig war. Er quetschte sich durch die Öffnung, straffte sich, holte zum letzten Mal Atem und drückte nach oben.
    In seiner Brust pochte es, er sah verschwommenes Rot, als sein Kopf zur Oberfläche durchstieß. Luft! Er spuckte schwarzen Dreck und Fetzen Farn aus und blinzelte, versuchte mit wenig Erfolg seine Augen und seine Nase zu reinigen. Er kämpfte eine Hand nach oben durch, dann die andere, und versuchte sich in die Horizontale hinaufzuziehen, platt wie ein Frosch. Die Kälte verwirrte ihn. Er spürte, wie der Schlamm sich wieder um seine Beine schloss, ihn benommen machte wie die Umarmung einer Hexe. Seine Zehen drückten voll gegen das Dach des Zeltes. Es sank, und er kam einen Zentimeter höher. Den letzten Teil der Hebelwirkung konnte er durch Drücken erreichen. Nun musste er ziehen. Seine Hände schlossen sich über dem Farn. Der gab nach. Mehr. Mehr. Er machte einen kleinen Fortschritt, die kalte Luft kratzte in seiner dankbaren Kehle. Der Griff der Hexe wurde fester. Er zappelte mit seinen Beinen, vergebens, ein letztes Mal. Gut, jetzt. Hauruck!
    Seine Beine glitten aus den Stiefeln und den Hosen, seine Hüften rutschten heraus, und er rollte sich zur Seite. Er lag mit gespreizten Beinen und Armen, um auf der tückischen Oberfläche eine möglichst große Unterlage zu haben, das Gesicht dem grauen, wirbelnden Himmel zugekehrt. Seine Uniformjacke und seine langen Unterhosen waren mit Schlamm durchtränkt, er hatte eine Wärmeschutzsocke verloren, beide Stiefel und seine Hose. Vom Himmel fiel ein Graupelschauer.
    Man fand ihn Stunden später, zusammengerollt um das schwächer werdende Heizrohr, eingezwängt in eine leergeräumte Gerätenische in der automatisierten Wetterstation. Seine Augenhöhlen wirkten leer in dem schwarz verschmierten Gesicht, seine Zehen und Ohren waren weiß. Seine tauben, violetten Finger ruckten unablässig zwei Drähte gegeneinander in einem ständigen hypnotischen Rhythmus, dem Notsignal der Streitkräfte. Das angezeigt werden sollte in Ausbrüchen von Störungen an dem Luftdruckmesser im Wetterraum der Station. Falls und sobald irgend jemand sich die Mühe gemacht hätte, die plötzlich fehlerhafte Anzeige aus dieser Station anzuschauen, oder das Muster im weißen Rauschen erkannt hätte.
    Seine Finger zuckten in diesem Rhythmus noch einige Minuten weiter, nachdem man ihn aus seiner kleinen Kiste herausgezogen hatte. Eis brach vom Rücken seiner Uniformjacke ab, als man versuchte, seinen Körper aufzurichten. Lange Zeit konnte man überhaupt kein Wort aus ihm herausbringen, nur ein zitterndes Zischen. Nur seine Augen brannten.

 
KAPITEL 3
     
    Während er im Hitzetank des Lazaretts der Basis schwamm, überlegte sich Miles verschiedene Methoden der Kreuzigung für die beiden Saboteure aus der Fahrbereitschaft. Zum Beispiel mit dem Kopf nach unten. Über dem Meer in geringer Höhe von einem Antigrav-Schlitten hängend. Noch besser, mit dem Gesicht nach oben an einen Pfahl gebunden in einem Sumpf im Schneesturm … Aber als sein Körper sich erwärmt und der Sanitäter ihn aus dem Tank geholt hatte, damit er abgetrocknet, nochmals untersucht und mit einer überwachten Mahlzeit versorgt würde, da hatte sich sein Kopf abgekühlt.
    Es war kein Attentatsversuch gewesen. Und deshalb keine Angelegenheit, die er gezwungenermaßen hätte Simon Illyan übergeben müssen, dem gefürchteten Chef des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes und der linken Hand von Miles’ Vater. Die Vorstellung, wie die finsteren Sicherheitsoffiziere kamen, um diese beiden Witzbolde wegzuholen, ganz weit weg, war zwar hübsch, aber unpraktisch, wie wenn man mit Maserkanonen auf Mäuse schoss.
    Überhaupt, wohin könnte der Sicherheitsdienst sie denn schicken, wo es noch schlimmer wäre als hier?
    Ohne Zweifel war es ihre Absicht gewesen, dass sein Scatcat im Sumpf versank, während er die Wetterstation wartete, und dass er in die Verlegenheit geriet, in der Basis schweres Gerät anfordern zu müssen, um das Scatcat wieder herauszuziehen. Das war peinlich, aber nicht tödlich. Sie konnten nicht vorhergesehen haben – niemand konnte es –, dass Miles auf die sicherheitsbewusste

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