Der Prinz und der Soeldner
herausgekommen, bevor es sank.«
»Hm, nein. Als ich aufwachte, da war es schon unten.«
Bonn runzelte die Stirn. »Wie weit?«
Miles hielt seine flache Hand vors Kinn.
Bonn blickte überrascht drein. »Wie sind Sie aus dem Sog herausgekommen?«
»Mit Schwierigkeiten. Und mit Adrenalin, glaube ich. Ich bin aus meinen Stiefeln und meiner Hose geschlüpft. Das erinnert mich daran: darf ich mal eine Minute hingehen und nach meinen Stiefeln suchen, Sir?«
Bonn winkte zustimmend. Miles trottete zurück zum Sumpf, umrundete den Ring von Schlamm, den der Traktorstrahl ausgespien hatte, und hielt sich in sicherer Entfernung von dem Krater, der sich jetzt mit Wasser füllte. Er fand einen schlammbedeckten Stiefel, aber nicht den zweiten. Sollte er ihn aufheben, für den Fall, dass ihm vielleicht eines Tages ein Bein amputiert würde? Es würde vermutlich das falsche Bein sein. Er seufzte und kletterte zu Bonn zurück.
Bonn blickte mit gerunzelter Stirn auf den ruinierten Stiefel, der an Miles’ Hand baumelte. »Sie hätten umkommen können«, sagte er in einem Ton, als sei ihm das erst jetzt aufgegangen.
»Insgesamt dreimal. Erstickt in dem Schutzzelt, gefangen im Sumpf oder erfroren beim Warten auf Rettung.«
Bonn blickte ihn durchbohrend an. »Stimmt.« Er ging von dem schlaffen Zelt weg, lässig, als suchte er einen größeren Blickwinkel.
Miles folgte ihm. Als sie außer Hörweite der Techniker waren, hielt Bonn an und suchte mit den Augen den Sumpf ab. Im Plauderton bemerkte er: »Ich habe – inoffiziell – gehört, dass ein bestimmter Techniker der Fahrbereitschaft namens Pattas einem seiner Kumpel gegenüber prahlte, dass er Sie hiermit hereingelegt hat. Und dass Sie zu dumm waren, um zu erkennen, dass Sie reingelegt wurden. Diese Prahlerei wäre … nicht sehr klug gewesen, wenn Sie umgekommen wären.«
»Wenn ich umgekommen wäre, dann hätte es keine Rolle gespielt, ob er geprahlt hat oder nicht.« Miles hob die Schultern. »Was einer Untersuchung der Streitkräfte entgangen wäre, das hätte eine Untersuchung des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes herausgebracht, da bin ich mir sicher.«
»Sie wussten, dass Sie reingelegt worden waren?« Bonn studierte den Horizont.
»Ja.«
»Ich bin überrascht, dass Sie sich dann nicht an den Sicherheitsdienst gewandt haben.«
»So? Denken Sie darüber nach, Sir.«
Bonns Blick kehrte wieder zu Miles zurück, als stellte er eine Liste mit dessen abstoßenden Missbildungen auf. »Ich kann mir auf Sie keinen Reim machen, Vorkosigan. Warum hat man Sie in die Streitkräfte gelassen?«
»Was meinen Sie?«
»Ein Vor-Privileg.«
»Genau getroffen.«
»Warum sind Sie dann aber hier? Mit einem Vor-Privileg wird man ins Hauptquartier geschickt.«
»Vorbarr Sultana ist wunderschön um diese Jahreszeit«, gab Miles freundlich zu. Und wie genoss es sein Cousin Ivan gerade jetzt? »Aber ich möchte in den Schiffsdienst.«
»Und Sie konnten das nicht arrangieren?«, sagte Bonn skeptisch.
»Mir wurde gesagt, ich solle es mir verdienen. Deshalb bin ich hier.
Um zu beweisen, dass ich mich in den Streitkräften behaupten kann. Oder … auch nicht. Wenn ich schon eine Woche nach meinem Dienstantritt ein Wolfsrudel des Sicherheitsdienstes kommen ließe, damit sie die ganze Basis auf den Kopf stellen und nach einer Attentatsverschwörung suchen, die es meiner Meinung nach gar nicht gibt, so brächte mich das in Richtung auf mein Ziel nicht weiter. Egal, wie unterhaltsam es auch wäre.«
Es wäre vertrackt, sie zu bezichtigen: sein Wort stünde gegen das dieser beiden. Und selbst wenn er auf einer formellen Untersuchung beharrte und ein Verhör mit der Wahrheitsdroge Schnell-Penta bewiese, dass er recht hatte, so könnte die ganze Aufregung ihm auf lange Sicht mehr schaden als seine beiden Quälgeister. Nein, keine Rache war soviel wert wie die Prinz Serg.
»Die Fahrbereitschaft untersteht der Befehlskette der Pionierabteilung. Wenn der Kaiserliche Sicherheitsdienst darüber herfallen würde, dann würden sie auch über mich herfallen.« Bonns braune Augen funkelten.
»Sie sind herzlich eingeladen, über jeden herzufallen, wie es Ihnen gefällt, Sir. Aber wenn Sie inoffizielle Wege haben, um Informationen zu bekommen, dann folgt daraus, dass Sie auch inoffizielle Wege haben müssen, um Informationen weiterzugeben. Und alles in allem haben Sie ja nur mein Wort für das, was geschehen ist.«
Miles hob seinen nutzlosen einzelnen Stiefel hoch und schleuderte ihn zurück in den
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