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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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etwas mehr als einem halben Meter, stellte Miles fest.
    »Geben Sie mir ein Licht«, sagte er zu Olney.
    Dann schlüpfte er aus seinem Parka, warf ihn in das Scatcat und kletterte in den Graben hinab. Er richtete das Licht auf die Öffnung. Der Durchlass machte offensichtlich einen leichten Bogen; Miles konnte nicht das geringste sehen. Er seufzte. Für das, was jetzt getan werden musste, waren die Schultern von Olney und Pattas zu breit.
    Gab es etwas, das weiter vom Schiffsdienst entfernt war als das hier?
    Kaum etwas, das er bisher gemacht hatte, ließ sich mit dem hier vergleichen, allenfalls die Höhlenforschung in den Dendarii-Bergen vor langer Zeit. Erde und Wasser, gegen Feuer und Luft. Er schien eine gewaltige Menge von Yin aufzubauen; das dazu gehörige komplementäre Yang musste, wenn es ans Licht kam, enorm sein.
    Er packte das Licht fester, ließ sich auf Hände und Knie fallen und kroch in den Abzugskanal.
    Das eisige Wasser durchnässte die Hose seiner Arbeitsuniform und ließ ihn fast erstarren. Wasser sickerte in einen seiner Handschuhe. Es fühlte sich an, als setze jemand eine Messerklinge an sein Handgelenk.
    Miles dachte kurz über Olney und Pattas nach. Sie hatten in den letzten paar Tagen eine kühle, annehmbar effiziente Arbeitsbeziehung entwickelt. Doch Miles machte sich keine Illusionen: sie beruhte auf dem heiligen Schrecken, den Miles’ guter Engel Leutnant Bonn den beiden Männern eingejagt hatte. Wie erlangte überhaupt Bonn diese stille Autorität? Er musste das herausbringen. Bonn war gut in seinem Job, das war Punkt Eins, aber was sonst?
    Miles schrammte um die Kurve, leuchtete mit seinem Licht auf den Klumpen vor ihm und fuhr fluchend zurück. Er hielt für einen Moment inne, um wieder die Kontrolle über seinen Atem zu gewinnen, untersuchte die Blockade etwas näher und zog sich dann zurück.
    Er erhob sich am Boden des Grabens und richtete sein Rückgrat auf, einen knirschenden Wirbel nach dem anderen. Korporal Olney streckte oben seinen Kopf über das Straßengeländer. »Was ist da drin, Fähnrich?«
    Miles grinste ihn an, während er noch um Atem rang. »Ein Paar Stiefel.«
    »Das ist alles?«, sagte Olney.
    »Ihr Besitzer trägt sie noch.«

 
KAPITEL 4
     
    Miles rief den leitenden Sanitätsoffizier der Basis über den Kommunikator des Scatcats an und ersuchte dringend um sein Erscheinen mit forensischer Ausrüstung, Leichensack und Sanitätstransporter. Miles und seine Leute blockierten dann das obere Ende des Abzugskanals mit einem Plastikschild, das sie auf einem der leeren Übungsplätze irgendwo abgerissen hatten. Da er jetzt sowieso schon völlig nass und kalt war, so dass es keinen Unterschied mehr machte, kroch Miles wieder in den Durchlass, um ein Seil an den unbekannten gestiefelten Füßen zu befestigen. Als er wieder ans Tageslicht kam, waren der Sanitätsoffizier und sein Sanitäter schon eingetroffen.
    Der Arzt, ein großer, fast glatzköpfiger Mann, guckte unsicher in das Abflussrohr. »Was konnten Sie da drinnen sehen, Fähnrich? Was ist passiert?«
    »Von diesem Ende aus kann ich nichts anderes sehen als Beine, Sir«, berichtete Miles. »Der hat sich da drin ganz schön eingeklemmt. Und oberhalb von ihm hat sich vermutlich Dreck aus dem Abfluss angesammelt. Mal sehen, was mit ihm da alles herausgespült wird.«
    »Was, zum Teufel, hat der da drinnen gemacht?« Der Arzt kratzte sich an seinem mit Sommersprossen übersäten Schädel.
    Miles breitete die Hände aus. »Scheint eine seltsame Methode zu sein, Selbstmord zu begehen. Langsam und unsicher wenn es darum geht, sich zu ertränken.«
    Der Sanitätsoffizier hob zustimmend die Augenbrauen. Miles und der Arzt mussten mit ihrem Gewicht Olney, Pattas und den Sanitäter beim Ziehen am Seil unterstützen, bevor der festgeklemmte steife Körper herauszurutschen begann.
    »Der hängt aber fest«, knurrte der Sanitäter. Schließlich schoss die Leiche mit einem Schwall schmutzigen Wassers heraus.
    Pattas und Olney beobachteten die weiteren Maßnahmen aus der Entfernung, Miles blieb an der Seite des Arztes. Die schwarze Arbeitsuniform des Toten war ganz durchnässt, sein Gesicht wächsern und blau. Anhand der Rangabzeichen am Kragen und des Inhalts seiner Taschen identifizierten sie ihn als einfachen Soldaten vom Nachschub. Sein Körper wies keine offensichtlichen Verletzungen auf, außer Abschürfungen an den Schultern und Kratzer an den Händen.
    Der Arzt diktierte erste knappe negative Befunde in seinen

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