Der Prinz von Astrilandis
Hero mit seinen Freunden am Fluss entlang ritt. Sie ahnten nicht, dass Hero vor hatte, die Mine von Edoro aufzusuchen und nur aus diesem Grund den Fluss noch nicht überquert hatte.
Hero trieb Ipmeos und Kanto weiter zur Eile an. Hero hatte ihnen erklärt, dass Mita in dem Goldbergwerk gefangen war und dort als Sklavin arbeitete. Er war entschlossen, sie zu befreien und niemand konnte ihn davon abhalten. Er hatte sich in diese Vorstellung verrannt und für die beiden Freunde gab es keinen anderen Ausweg, als ihm weiter zu folgen. Keiner von beiden hatte es gewagt, Hero zu bitten, ohne Mita heimzukehren, dazu waren sie ihm zu treu ergeben. Erst in den vergangen Tagen, nachdem sie sich immer weiter vom Palast entfernt hatten, war ihnen klar geworden, dass Hero ohne Mita nicht in den Palast zurückkehren würde. Sie ergaben sich in ihr Schicksal, wenngleich sie Hero nicht verstanden, warum er ausgerechnet die Tochter des Schmieds wieder sehen wollte. Sie kannten Mita auch, aber für sie war es nur ein Mädchen von vielen, die in und um den Palast von Astrilandis wohnten, wenn sie auch besonders hübsch anzusehen war. Trotz der Strapazen, denen sie ausgesetzt waren, vertrauten sie Hero. Er hatte sie in den letzten Tagen immer beschützt und die richtigen Entscheidungen getroffen. Sie bewunderten seinen Mut und seinen scharfen Verstand. Je schneller sie voran kamen, desto eher würden sie wieder den Heimweg antreten.
Um den Fluss zu überqueren, mussten sie eine ganze Zeit flussaufwärts reiten, denn die Fluten, die sich hier über Geröll und Felsblöcke stürzten waren nicht passierbar. Hero hoffte, dass der Fluss, dort wo er durch das Tal floss, ruhiger war und sie leichter übersetzen konnten. Notfalls mussten sie sich mit einem Baumstamm behelfen, an dem sie die Pferde festbinden konnten.
Er fühlte in seinem Inneren großen Hass gegen Windur und der Gedanke, dass Mita als seine Gefangene in der Goldmine schwere Arbeiten verrichten musste, ohne die Möglichkeit zu haben, je wieder nach Astrilandis zurückzukehren, ließ ihn nicht mehr los. Das Bild von Mita, das er in seinem Herzen trug, war ihm so gegenwärtig wie nie zuvor. Er erinnerte sich an jeden Satz, den Mita vor ihrem Verschwinden zu ihm gesprochen hatte. Auch an die stillen Tränen, die sie zu verbergen suchte, als er sich von ihr verabschieden wollte. Seinen Freunden konnte er diese Gedanken nicht mitteilen, er fürchtete von ihnen als Weichling angesehen zu werden. In seinem Zorn gegen Windur war er fest entschlossen, diesen für die Grausamkeiten, die er den Flüchtlingen angetan hatte, zu bestrafen, so bald er selbst ein Heer anführen konnte. Er würde auch niemals eine Tochter dieses Verbrechers zur Ehefrau nehmen. Hero glaubte jetzt, seinen Vater von seinem Entschluss überzeugen zu können. Je länger es dauerte Mita wieder zu sehen, desto wichtiger wurde sie für ihn. Er versuchte nicht an seinen Vater oder seine Mutter zu denken, die ohne Nachricht von ihm waren und die ihn vielleicht für tot hielten. Sicher hatten sie einen Suchtrupp nach ihm ausgesandt, aber wenn seine Amme Amira ihn nicht verraten hatte, war es unmöglich gewesen, ihm zu folgen.
Der schmale Pfad führte noch immer am Fluss entlang, der sich durch steiniges Gelände wand, aber langsam ruhiger wurde. Sie waren jetzt an der Stelle, wo hohe Felsen die Sicht auf die Schlucht behinderten und das gegenüberliegende Ufer uneinsehbar war. Hier musste die Flussschleife sein, die ihm der Mann beschrieben hatte. Schon ein kurzes Stück weiter sollte der Einschnitt in die Berge nach Edoros kommen. Die Verfolger sahen sie nicht mehr. Entweder waren sie umgekehrt, oder würden ihnen eine Falle stellen. Hero hielt nach einem geeigneten Übergang Ausschau. Kanto und Ipmeos ritten nahe hinter ihm, als ein Greifvogel aus einer Felsnische herab schoss und am gegenüberliegenden Ufer ein Beutetier aufnahm. Hero sah, wie der Vogel ein Kaninchen, das nur wenig kleiner war als er selbst, in seinen Krallen festhielt und knapp über ihren Köpfen davontrug. Er brachte es zurück zu der Felsnische in seinen Horst. Während Heros Blick noch dem Vogel folgte, nahm er in halber Höhe der Felswand eine Bewegung wahr, die ihn stutzig machte. Er sagte zu Ipmeos: „Sieh Du einmal hinauf zu den Felsen, was kannst Du dort erkennen?“ Ipmeos blickte in die Richtung, die Hero ihm gezeigt hatte. Auch er sah etwas, das er nicht genau beschreiben konnte. Zögernd sagte er: „Vielleicht sind es die
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