Der Prinz von Astrilandis
direkt vor seinen Augen zugetragen hatte? Die beiden waren ein Liebespaar geworden und er hatte nicht nur Krotos verloren, sondern auch die Chance verpasst, Laonira für sich zurückzugewinnen. Jetzt blieb ihm nur der Schatz von Subsidonos, den er behalten hatte. Doch das war ihm kein Trost. Wenn sein Sohn weiterhin verschollen blieb, für wen sollte er dann das Erbe von Astrilandis bewahren? Obwohl er sein Reich erfolgreich gegen Karikootos verteidigt und alle Schlachten gewonnen hatte, machte ihn das nicht froh. Zuletzt würden Karikootos Nachkommen das Erbe von Astrilandis antreten, wenn er einst gestorben war. Diese Vorstellung schnürte Pantheer das Herz zusammen und er sah keinen Ausweg mehr. Er fühlte sich zu alt, um sich noch einmal eine Frau zu nehmen, und Nachkommen zu zeugen. Er war nicht wie Windur oder Eladanos, die sich einen Harem hielten und Söhne in großer Zahl hatten.
Viele Tage waren bereits vergangen, seit Hero mit Ipmeos und Kanto verschwunden war und im Palast von Astrilandis herrschte noch immer tiefe Trauer.
21. Kapitel
Windurs Geheimnis
Dämmerlicht lag über dem Lager, als Hero erwachte und sich umblickte. Die Freunde hatten sich nebeneinander zusammengerollt und rührten sich nicht. Hero stand langsam auf, während am Horizont ein schmaler Streifen der aufgehenden Sonne zu sehen war. Die Lagerfeuer schliefen noch und auch von den Flüchtlingen hörte Hero keinen Laut. Steifbeinig ging er zu den Pferden, die an der Palastmauer friedlich grasten. Volcano begrüßte ihn mit einem freudigen Schnauben. Die halbe Nacht hatte Hero damit verbracht zu überlegen, wie sie aus diesem Lager wieder fortgehen konnten, ohne dass Windur davon erfuhr. Aber so sehr er sich auch den Kopf zerbrochen hatte, war ihm irgendwann klar geworden, dass sie durch das Tor, durch das sie gekommen waren, diesen Ort auch wieder verlassen mussten. Die Mauern waren zu hoch, um darüber zu steigen und die Pferde konnten sie nicht zurücklassen. Er musste handeln, bevor es zu spät war.
Er ging zu Kanto und Ipmeos und schüttelte die beiden am Arm: „Steht auf, wir reiten weiter“, flüsterte er ihnen ins Ohr. Kanto reagierte sehr unwillig, er drehte sich um und bedeckte sein Gesicht mit dem Arm. Er hatte dem Wein am Vorabend zu stark zugesprochen und wäre gerne noch liegen geblieben, doch Hero packte ihn an seinem Hemd und zog ihn hoch. Er zischt ihn an: „Du wirst jetzt sofort Dein Pferd besteigen und mir folgen.“ In diesem Ton hatte Hero noch nie mit ihm gesprochen und Kanto war sofort hellwach und auch Ipmeos rieb sich schlaftrunken die Augen und sah ihn verdutzt an. Die nächtliche Begegnung mit dem vernarbten Mann hatte in Hero eine Unruhe ausgelöst, die er nicht verbergen konnte. Hero machte zunächst keine Anstalten, ihnen zu erklären, warum er es plötzlich so eilig hatte, dieses Lager zu verlassen. Die Freunde sammelten gemächlich ihre Decken und Gefäße ein. Hero trieb sie zur Eile an und sagte: „Lasst diese Dinge liegen, wir haben keine Zeit zu verlieren. Seid darauf gefasst, dass es beim Verlassen der Burg zu einem Kampf kommen kann.“
Erst nach diesen Worten waren die Freunde überzeugt, dass Hero einen Grund hatte, die Burg zu verlassen. Innerhalb kürzester Zeit saßen alle auf den Pferden und ritten quer durch das schlafende Lager zum inneren Mauerring. Einige der Flüchtlinge waren durch das Pferdegetrappel erwacht und sahen den Reitern missbilligend nach. Hero setzte darauf, die noch dösenden Wachen zu überraschen. Am Tor stieg er ab und gab Ipmeos die Zügel seines Pferdes. „Steh auf und öffne das Tor“, herrschte er den vor ihm sitzenden schlaftrunkenen Wächter an. Als dieser nicht sofort aufstand, stieß Hero mit dem Fuß nach ihm und sagte nochmals: „Wenn Dir dein Leben lieb ist, schließ das Tor auf!“ Er hatte sein Schwert gezogen und richtete die Klinge auf den Hals des Wächters. Dieser sah ihn entsetzt an und stand unbeholfen auf, er wankte zum Tor. Der große Schlüssel krachte in dem eisernen Schloss und die Türe öffnete sich einen Spalt. Hero packte den Wächter von hinten und drückte ihm die Spitze seines Schwertes in die Seite. Kanto sprang von seinem Pferd und öffnete das Tor, damit die Pferde hindurchgehen konnten. Vor dem äußeren Tor waren die Aufseher durch den Lärm bereits erwacht und kamen den Flüchtlingen mit gezogenen Waffen entgegen. Hero rief: „Öffnet das Burgtor, Euer Herr wird Euch belohnen, wenn ihr meinen Anweisungen folgt!“
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