Der Prinz von Astrilandis
zustimmend auf die Erde. Laonira, die nicht damit gerechnet hatte, dass dieser Rat, der ihr in der Vergangenheit so ergeben war, ernsthaften Widerspruch gegen Krotos einlegen würde, wurde zornig. „Dieser Mann“, und dabei zeigte sie in Richtung seiner Wohnung, ist verantwortlich dafür, dass Miatris nicht in die Hände des machthungrigen Karikootos fiel und er hat auch den Schatz von Miatris gerettet, der noch in den Grotten von Astrilandis liegt. Hütet euch also, diesen Mann mit Verachtung zu strafen, denn er wird euer neuer König werden.“ Sie war nicht bereit, auf die Vorhaltungen des Ältestenrates einzugehen, denn Dank ihres engsten Vertrauten würde sie die Intrigen rechtzeitig erfahren und notfalls mit dem Schwert regeln lassen, was mit Worten nicht zu regeln war. Dass die Freiheit von Miatris eigentlich Pantheer zu verdanken war, sagte sie dem Rat nicht. Die Männer hatten aufgehört zu murren. Laonira war die Alleinherrscherin der Insel, ihr Rat konnte nur Vorschläge machen, aber die Entscheidungen musste sie allein treffen. So war es immer gewesen. Als sich Laonira wieder setzte, blickte sie noch einmal in die Runde der Ältesten. Sie sah in versteinerte Gesichter. Trotzdem beendete sie die Sitzung ohne weitere Erklärungen, den Blick geradeaus gerichtet: „Verkündet im Lande, dass ich am Sanivalafest heiraten werde.“ Die Ältesten senkten die Köpfe, keiner wagte einen weiteren Einwand vorzubringen, sie mussten die Entscheidung ihrer Königin akzeptieren.
Das Getuschel der Zofen hatte den ganzen Palast erfasst und alle erfuhren, dass ihre Herrscherin vor Liebe blind war. Laonira war nicht von ihrem Vorhaben abzubringen. Umsonst hatte Macia, der Fürst der Insel Vriadnos gewartet, der Laonira schon lange verehrte und liebte, sie in seinen Palast heimzuführen. Er war Herrscher der zweitgrößten Insel und seiner Herrin sehr zugetan. Als Laonira aus Astrilandis zurückkam, war dieser Fürst zum Palast Subsidonos gekommen, um sie um ihre Hand zu bitten. Doch als er erfuhr, dass Laonira einen Astrilandier mit gebracht hatte, ließ er die Hoffnung auf eine Ehe sinken. Laonira war so beschäftigt gewesen, dass sie ihn nicht empfangen hatte. Verärgert und enttäuscht war Fürst Macia wieder heimgekehrt. Auch die Bevölkerung von Miatris hatte darauf gehofft, dass Macia der neue König werden würde, da er wegen seiner Freigiebigkeit sehr beliebt war. Viele Male war seine Flotte in der Vergangenheit im Hafen von Miatris eingelaufen und hatte ganze Ladungen von Fischen an die Bevölkerung verteilt. Er selbst war als gerecht und freundlich bei seinen Leuten bekannt und beliebt. Einen solchen König an Laoniras Seite wäre für beide Inseln ein großes Glück gewesen. Doch Laonira hatte dem Fürsten noch nie Hoffnungen gemacht, so sehr ihr die Ältesten zugeraten hatten, diese Verbindung einzugehen. Dass sie Krotos nicht akzeptieren wollten, war für Laonira deshalb keine Überraschung, aber sie war fest entschlossen, Ihr Glück in die eigenen Hände zu nehmen und sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen zu lassen. Die Versammlung löste sich auf, ohne dass die Ältesten noch einmal versucht hatten, Laonira umzustimmen.
Laonira war beim Orakel gewesen, das im Berg von Subsidonos am Rande des Palasts in einem kleinen Tempel untergebracht war. Die Priester, die für die Vorhersagen zuständig waren, reagierten auf Laoniras Anfragen widerwillig, was Laonira zunächst nicht verstehen konnte. Doch die Vorhersage für die kommende Zeit war so schlecht, dass die Priester fürchteten, ihre Herrin könnte sie verbannen. Erst nach längerem Zureden, fanden sie sich bereit, Ihrer Königin die Wahrheit zu bekennen: Die Vorhersage für ihre Regentschaft zusammen mit Krotos lautete: „Es wird schwere Stürme mit Feuer speienden Bergen und todbringende Asche geben“. Und für Laonira selbst sagte das Orakel eine schwere Zeit voraus, die sich in Krankheit und Trauer ausdrücken würde. Laonira hörte sich diese Vorhersagen aufmerksam an, aber ihre Liebe zu Krotos war so groß, dass sie den Worten wenig Glauben schenkte. Wie oft hatte sich das Orakel schon geirrt? Wie oft hatte es Hunger und Krankheit vorausgesagt? Selten waren diese schlimmen Vorhersagen tatsächlich eingetroffen. Laonira konnte sich nur an eine Ankündigung erinnern, die genau so eingetroffen war. Man hatte ihr prophezeit, dass sie ihren Sohn wieder sehen würde, und dass sie mit ihm eine kurze glückliche Zeit verbringen würde.
Durch die Liebe zu
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