Der Prinz von Astrilandis
die Ehre, mit Hero zusammen zu ringen, zu reiten, zu kämpfen, da dieser immer einen gleichwertigen Partner brauchte. Pantheer hatte diese Jungen selbst ausgesucht, da er die Väter der beiden als treue Diener seiner Familie schätzte. Kanto war zwar viel kräftiger als Hero, aber er war etwas jünger und im Kampf unerfahrener. Ipmeos dagegen überragte Hero um einen Kopf und war in seinen blitzschnellen Reaktionen ein echter Kämpfer, der Hero schon oft besiegt hatte. Krotos zeigte auf eine Auswahl von Holzschwertern, die in einer Ecke auf der Erde lagen. Hero schüttelte trotzig den Kopf. Er würde heute nicht mit einem Holzschwert üben.
„Dein Vater erlaubt nicht, dass du mit scharfen Waffen kämpfst. Das hat er ausdrücklich verboten.“, sagte Krotos in barschem Ton. Hero packte das größte Holzschwert, das er finden konnte mit zwei Händen und drehte sich schreiend damit im Kreis. Krotos wich schnell zurück. Er griff sich ebenfalls eine Waffe, denn Hero war nicht nur unberechenbar, sondern in seinem Jähzorn auch stark wie ein junger Stier. Doch so leicht war er nicht zu beeindrucken. Die Freunde waren aufgestanden und sahen Hero und Krotos gespannt zu. Schnell hatte Hero sein Schwert in Position gebracht, er wusste, was nun kam. Krotos führte einen Scheinangriff. Mit kleinen Schritten ging er auf Hero zu, dabei schaute er so grimmig er nur konnte. Ohne einen Augenblick zu zögern, riss er sein Schwert hoch und traf Heros größere Waffe, dass sie in hohem Bogen davon flog. Hero sah Krotos verblüfft an. Sein Lehrer hatte richtig zugeschlagen, ohne ihn jedoch zu verletzen. Er kniff die Augen zusammen. Verachtung war in seinem Blick. „Was soll das werden?“ fragte er zornig. „Ich habe von diesen Spielen genug. Kann ich jetzt endlich ein richtiges Schwert bekommen? Triumphierend blickte Krotos ihn mit blitzenden Augen an: „So lange Du nur dumme Sachen im Kopf hast, bestimmt nicht.“, antwortete er. Dann warf er Ipmeos und Kanto je ein Schwert zu und ließ sie zusammen mit Hero quer über den Platz die immer gleichen Bewegungen ausführen. Er wollte es diesem Heißsporn schon zeigen, wer hier etwas zu sagen hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen führte Hero die Befehle aus. Seine Hände krampften sich um das Holzschwert und mit Schweißperlen auf der Stirn kämpfte er verbissen gegen zwei Angreifer. Ipmeos und Kanto setzten ihm von zwei Seiten zu, aber Hero ließ sich nicht anmerken, wie schwer es ihm fiel, die immer neuen Befehle auszuführen. In solchen Augenblicken hasste er Krotos aus tiefstem Herzen und er würde seinen Vater davon überzeugen, dass seine Lehrzeit beendet war. Nachdem die Sonne bereits tief am Horizont stand und Hero seine Bewegungen immer langsamer ausführte, beendete Krotos den Unterricht, indem er zu Hero sagte: „Morgen wollen wir mit dem Kampf vom Pferd aus weitermachen.“
Als Krotos endlich davon trottete, ließen sich Hero und die Freunde am Rande des Platzes erschöpft auf die Erde fallen. Hero wusste, dass Kanto und Ipmeos schon lange heimlich mit echten Schwertern kämpften. Deshalb sagte zu seinen Freunden, als Krotos weit genug weg war: „Wir kommen morgen kurz nach Sonnenaufgang hier her und bringen unsere richtigen Waffen mit. Es ist Krieg und was nützen uns diese Holzschwerter?“ Die Freunde nickten, sie waren seiner Meinung und begierig darauf, endlich das auszuprobieren, was sie in der letzten Zeit gelernt hatten.
Hero war genau so alt wie die jüngsten der Krieger, die bereits ihre Ausrüstungen trugen und er hoffte, dass er in dem bevorstehenden Krieg an der Seite seines Vaters kämpfen würde. Nachdem die Freunde gegangen waren, beschloss Hero sofort hinunter an den Strand zu gehen, um sich zu erfrischen. Den Weg, den er wählte, war vom Palast aus nicht einzusehen. Unbeobachtet schlich er an der Rückseite des Palastes zu den überstehenden Felsen und kletterte den steilen Abhang hinab. Er kannte diesen Pfad so gut, dass er nicht mehr auf jeden Stein achten musste. Niemand aus dem Palast badete freiwillig im Meer. Hero dagegen zog das Wasser an wie ein Magnet, er fühlte sich darin wie in seinem Element. Er verstand nicht, dass die Astrilandier versuchten, mit dem Wasser möglichst nicht in Berührung zu kommen Und obwohl sie wendige Schiffe bauten, die schnell über die Wellen glitten, hassten sie Salzwasser. Nichts konnte Hero davon abhalten, sich in die Brandung zu legen, dem leisen Murmeln der Kiesel zu lauschen und die weiße Gischt, erfrischend
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