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Der Prinz von Astrilandis

Der Prinz von Astrilandis

Titel: Der Prinz von Astrilandis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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worden und alle Diener, die bei der Feierlichkeit in Timesis mit dem Herrscherpaar zusammen gekommen waren, hatte Laonira töten lassen. Der hohe Priester war verschwunden und niemand wusste, was mit ihm geschehen war. Die Familien der Hingerichteten waren auf andere Inseln verbannt worden und niemand durfte mit ihnen in Kontakt treten. Außerdem wurde gemunkelt, dass Laonira schwanger war, denn sie trank nur noch Ziegenmilch und ließ sich weißes Brot backen. Diese Speisen wurden auf der ganzen Insel von Frauen gegessen, die Kinder erwarteten.
    Cynthia sah, dass Myadne immer dünner wurde und als sie sich von ihrem Lager nicht mehr erheben wollte, um vor die Höhle hinaus in die Sonne zu gehen, beschloss sie etwas zu unternehmen. Laonira hatte ihre Tochter auf der ganzen Insel suchen lassen und eine Belohnung ausgesetzt. Niemand wusste, wo Myadne geblieben war, aber es wurde vermutet, dass sie sich das Leben genommen hatte, vor Angst von ihrer Mutter verbannt oder hingerichtet zu werden. Schließlich konnte die Tochter der Herrscherin nicht weiter in der Höhle bleiben, früher oder später würde man sie finden. Cynthias ältester Bruder, der im Dienste Laoniras stand und die Perlentaucherinnen hinaus fuhr auf hohe See, sollte Myadne von Miatris wegbringen.
    Cynthia machte vorsichtig den Vorschlag, Myadne zur Nachbarinsel zu bringen. Dort herrschte Fürst Macia, der sie sicher gerne aufnehmen würde. Myadne schüttelte energisch den Kopf, als die Freundin den Fürsten erwähnte. Hatte nicht dieser Fürst schon einmal um Laoniras Hand angehalten? Was würde passieren, wenn er sie als seine Geisel benutzte, um Laoniras Gunst zu gewinnen, jetzt wo Krotos tot und die Herrscherin wieder frei war? Von all diesen Dingen wusste Cynthia nichts und Myadne wollte nicht mit ihr darüber sprechen. Sie sagte nur: „Ich weiß, dass ich nicht länger auf Miatris bleiben kann und ich möchte zu meinem Bruder nach Astrilandis segeln. Das ist der einzige Ort, wo ich vor der Rache meiner Mutter sicher sein kann.“ Cynthia war froh, dass sich Myadne entschieden hatte, denn die Angst, dass man sie in ihrer Höhle finden würde, hatte ihr in den letzten Nächten den Schlaf geraubt. Die Herrscherin hatte die Wachen im Hafen verstärken lassen und viele Spitzel durchwanderten die Insel auf der Suche nach ihrer Tochter. Die Königin hatte ein Gesetz erlassen, das es bei Todesstrafe verbot, ihrer Tochter Unterkunft zu gewähren. Cynthia beschwor Myadne vor ihrer Abfuhr, keiner Menschen Seele zu erzählen, wo sie die vergangene Zeit verbracht hatte, sie hatte es nicht übers Herz gebracht, Myadne die ganze Wahrheit zu sagen. Nicht nur sie, sondern auch ihre Mutter und ihre Brüder würden dafür gerichtet werden.
    In der folgenden Nacht, als das Perlentaucherschiff im Hafen angelegt hatte, brachte Cynthia mit ihren Brüdern beim Einbruch der Dunkelheit Myadne in einem großen Korb aus Schilf auf das Boot. Ihr Bruder, der mit ein paar weiteren Männern an Bord gewartet hatte, ließ die Leinen lösen und das Schiff fuhr trotz Dunkelheit hinaus auf hohe See. Die Männer glaubten, in dem Korb eine wertvolle Fracht nach Astrilandis zu bringen. Die erfahrenen Segler wussten den kräftigen Wind zu nutzen und segelten die ganze Nacht hindurch nordwärts. Sie konnten am Stand der Sterne sehen, wie weit es noch bis Astrilandis war.
    Als Hero am nächsten Morgen zum Tempel des Estathos hinab ging, sah er schon von weitem ein Schiff im Nebel auftauchen. Er änderte seinen Weg und lief in den Hafen, um die Ankunft des Seglers abzuwarten. Das weiße Mondzeichen auf schwarzem Grund, das Miatris in seinem Wappen führte, war von weitem zu erkennen. Hero dachte an seine Mutter und Krotos, als er das Schiff näher kommen sah. Umso größer war seine Überraschung, als zwei junge Männer einen Korb auf das Kai stellten und sogleich zurück auf ihr Boot kletterten. Als er am Kai an kam, war der Segler bereits wieder dabei, auszulaufen. Hero ging auf den Korb zu und rief ein paar der Hafendiener herbei. Gemeinsam öffneten sie den Deckel des Korbes. Myadne saß zusammengekauert mit einem Bündel im Korb und blickte ängstlich blinzelnd ins Helle. Hero traute seinen Augen kaum, als er seine Schwester erkannte. Was um alles in der Welt, hatte diese Verpackung zu bedeuten? Er half Myadne aus dem Korb und schloss sie in seine Arme. Myadne trug ein schlichtes knielanges Leinenhemd mit einem roten Überwurf, den ihr Cynthia im letzten Moment noch gegen die kalten

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