Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
Vom Netzwerk:
stammte, da die Bevölkerung noch überwiegend aus Inrithi bestand – sie alle und sehr viel Geld landeten in der gepanzerten Faust des Heiligen Kriegs. Es schien, als fiele Gedea so schnell an seine Eroberer, wie die Inrithi reiten konnten.
    Bei Hinnereth hatten die Hohen Herren unterdessen die Vorbereitungen für den zweiten Angriff abgeschlossen, wurden dann aber von erstaunten Rufen geweckt. Die Männer stolperten aus ihren Zelten und Pavillons. Zuerst zeigten die meisten auf die vielen Kriegsgaleeren, die in der Bucht vor Anker lagen. Es waren hunderte, und sie alle trugen den Wimpel mit der schwarzen Sonne von Nansur. Bald aber starrten alle ungläubig auf Hinnereth. Das Haupttor der Stadt stand offen, und überall auf den vorgelagerten Mauern holten winzige Gestalten das dreieckige Banner von Ansacer – die berüchtigte schwarze Gazelle – ein und zogen stattdessen die schwarze Sonne des Kaiserreichs Nansur auf.
    Einige jubelten, andere buhten. Scharen halbnackter Reiter galoppierten auf das offene Tor zu, wo sie von einer Phalanx von Fußsoldaten der Nansur aufgehalten wurden. Einen Moment lang blitzten Schwerter auf.
    Aber es war zu spät. Hinnereth war gefallen – aber nicht an den Heiligen Krieg, sondern an Kaiser Ikurei Xerius III.
    Erst ignorierte Ikurei Conphas die Ladung zur Ratsversammlung, sodass die entmutigende Aufgabe, Saubon und Gothyelk zu besänftigen, General Martemus zufiel. Mit der nächtlichen Ankunft der Flotte habe der Sapatishah von Gedea die Hoffnungslosigkeit seiner Lage erkannt und Conphas die Bedingungen seiner Kapitulation zukommen lassen, erklärte Martemus in schroffem Ton und holte sogar einen Brief in der Kursivschrift der Kianene hervor, von dem er behauptete, Ansacer selbst habe ihn geschrieben. Der Sapatishah, fuhr er fort, habe große Angst vor der Wut der Inrithi und werde sich nur den Nansur ergeben. Wenn es um Gnade gehe, so Martemus, sei ein bekannter Feind immer einem unbekannten vorzuziehen. Eigentlich habe der Oberbefehlshaber alle Hohen Herren einberufen und ihnen diesen Brief zur Diskussion vorlegen wollen, aber er selbst habe Conphas daran erinnert, dass Kapitulationsangebote stets eine delikate Angelegenheit und vielleicht eher die Folge vorübergehender Sorgen als eines Beschlusses seien. Folglich habe der Oberbefehlshaber entschieden, seinerseits entschlussfreudig zu sein und dafür keine demokratische Legitimation zu suchen.
    Als die Hohen Herren wissen wollten, warum ihnen Hinnereth – wenn Conphas wirklich im Interesse des Heiligen Kriegs gehandelt habe – noch immer verschlossen sei, zuckte Martemus nur die Achseln und erklärte lapidar, dies sei nun mal eine Bedingung für die Kapitulation des Sapatishah gewesen. Ansacer sei ein feinfühliger Mann und bange um die Sicherheit seines Volkes. Auch habe er großen Respekt vor der Disziplin der Nansur.
    Letztlich weigerte sich nur Saubon, die Erklärung von Martemus zu akzeptieren. Er habe in der Schlacht gesiegt, donnerte er, und Hinnereth sei seine rechtmäßige Beute. Als Conphas schließlich kam, musste der Prinz von Galeoth gewaltsam zurückgehalten werden. Hinterher hielten ihm Gothyelk und Proyas vor, Gedea sei ein leeres und verarmtes Land. Soll sich der Kaiser doch mit seiner ersten, wertlosen Beute brüsten, meinten sie. Der Heilige Krieg werde seinen Marsch nach Süden fortsetzen. Das alte Shigek, ein Land von sagenhaftem Reichtum, erwarte sie.
    »Bleib hier, Xin«, rief Proyas.
    Eben erst hatte er die Versammlung in seinem verrauchten Pavillon aufgelöst und beobachtete nun im Stehen, wie seine Leute sich zum Gehen anschickten. Einige waren frömmlerisch, andere geldgierig und fast alle übermäßig stolz. Gaidekki und Ingiaban stritten wie gehabt über materielle und immaterielle Dinge. Die meisten anderen verließen nacheinander das Zelt: Ganyatti, Kushigas, Imrothas, mehrere hochrangige Barone und natürlich Kellhus und Cnaiür. Mit Ausnahme des Scylvendi verbeugten sich alle, ehe sie durch die blauen Seidenvorhänge verschwanden. Proyas verabschiedete jeden mit einem knappen Nicken.
    Bald stand nur noch Xinemus da. Sklaven huschten durchs Halbdunkel, sammelten Teller und klebrige Weinkelche ein, zogen Teppiche glatt und legten die unzähligen Kissen wieder an ihren Platz.
    »Habt Ihr Sorgen, mein Prinz?«, fragte der Marschall.
    »Ich hab nur ein paar Fragen.«
    »Und zu welchem Thema?«
    Proyas zögerte. Warum sollte ein Prinz davor zurückschrecken, über andere zu sprechen?
    »Zu

Weitere Kostenlose Bücher