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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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Martemus nur erstaunt dreinblicken. Dann brachen Tumult und Verwirrung aus. Ganrikki bezichtigte den Scylvendi des Verrats. Waffen wurden gezückt und geschwungen. Der Barbar brüllte sie nur an, nach Süden zu schauen, wo aber wegen des Staubs nichts zu erkennen war. Dennoch hatte die scharfe Reaktion des Scylvendi viele verunsichert. Einige – darunter auch Kellhus – riefen nach dem Hornisten, doch der Scylvendi hatte genug. Er stürmte zwischen den erstaunten Zuschauern hindurch und sprang auf sein Pferd. Binnen Sekunden galoppierte er nach Südosten und ließ eine hohe Staubfahne aufsteigen.
    Dann ertönten die Hörner.
    Auch andere hetzten nun zu ihren Pferden. Martemus wandte sich den drei Männern zu, die Conphas ihm mitgegeben hatte. Der hochgewachsene Zeumi sah ihm in die Augen, nickte und blickte an ihm vorbei zum Prinzen von Atrithau. Sie würden also nirgendwohin rennen.
    Schade, dachte Martemus. Davonzulaufen war sein erster praktischer Gedanke seit langem gewesen.
    Einen Moment lang blickte Prinz Kellhus ihm in die Augen und lächelte dabei so traurig, dass Martemus fast der Atem gestockt hätte. Dann wandte der Prophet sich um und sah wieder über die weite Ebene, die sich zu seinen Füßen erstreckte.
     
     
    Mit blitzendem Brustharnisch und buntem Umhang galoppierten riesige Wellen von Kianene die Hänge herunter und attackierten die überraschten Ainoni, deren vordere Reihen sich hinter ihren Schilden verbargen und große Probleme damit hatten, die langen Speere in den richtigen Winkel zu bringen, während über ihnen Krummschwerter in der Morgensonne blitzten. Staub wehte über die trockenen Hänge. Hektische Hornsignale erklangen. Die Luft hallte wider von Schreien, klappernden Hufen und dem rhythmischen Trommeln der Fanim. Mehr und mehr heidnische Lanzenreiter attackierten und durchbrachen die Schlachtreihen der Ainoni.
    Die tributpflichtigen Sansori unter Prinz Garsahadutha wurden als Erste überrannt und flohen vor keinem Geringeren als dem grimmigen Cinganjehoi, dem berühmten Tiger von Eumarna. Schon Augenblicke später, so schien es, griffen die Granden von Eumarna die Phalanx der Ainoni von hinten an. Rasch war die ganze linke Seite der Ainoni (außer den Elite-Kishyati unter Pfalzgraf Soter) umzingelt oder in die Flucht geschlagen. In geregeltem Rückzug wehrten die Kishyati Angriff für Angriff ab und verschafften den Rittern der Ainoni, die weiter unten am Hang operierten, wertvolle Zeit.
    Die ganze Welt schien im Staub zu versinken. In ihren prächtigen Rüstungen donnerten die Ritter von Karyoti, Hinnant und Moserothu, von Antanamera, Eshkalas und Eshganax die Hänge hinauf, sprengten durch tausende von Fliehenden und stießen in ockerfarbenen Staubwolken auf die Fanim. Lanzen krachten, Pferde wieherten, und Männer riefen den verhüllten Himmel an.
    Uranyanka, der Pfalzgraf von Moserothu, schwang sein großes Schwert mit beiden Händen und enthauptete einen Heiden nach dem anderen. Sepherathindor, der Pfalzgraf von Hinnant, führte seine Kriegsbemalung tragenden Ritter auf eine Rampe, wo sie Männer wie Bäume fällten. Prinz Garsahadutha und seine Sansori griffen weiter an und suchten nach den heiligen Standarten ihrer Landsleute. Die Reiter der Kianene flohen vor ihnen, und die Ainoni jubelten laut.
    Der Wind begann, die Staubwolken auseinanderzutreiben.
    Dann stieß Garsahadutha, der seinen Adelsgenossen ein paar hundert Schritte voraus war, zufällig auf Kronprinz Fanayal und seine Coyauri. Der Prinz der Sansori bekam einen Speer ins Auge und stürzte tot vom Pferd. Binnen Momenten wurden all seine sechshundertdreiundvierzig Ritter vom Pferd geholt oder getötet. Da die Ainoni weiter unten nur ein paar Schritte weit sehen konnten, attackierten viele von ihnen allein nach Gehör und verschwanden im safrangelben Staub. Andere sammelten sich um ihre Barone und Pfalzgrafen und warteten auf Wind.
    Berittene Bogenschützen tauchten links und rechts von ihnen und in ihrem Rücken auf.
     
     
    Serwë kauerte weinend am Boden und hatte Mühe, sich in ihre Decke zu hüllen.
    »Was hab ich denn getan?«, schluchzte sie. »Womit hab ich dich verärgert?«
    Eine auratisch schimmernde Hand schlug sie, und sie schleuderte mit Wucht auf den Teppich.
    »Ich liebe dich!«, schrie sie. »Kellhuuuuus!«
    Der Kriegerprophet lachte.
    »Und nun sag mir, Serwë, welche Pläne ich für den Heiligen Krieg habe.«
    Eine Böe drückte die Swazond-Standarte zur Seite, und ihre weißen Seidenwimpel

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