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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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bauschten sich und knatterten wie Segel. Martemus war entschlossen, das scheußliche Banner in den Staub zu treten, freilich erst hinterher. Bis auf ihn selbst, Prinz Kellhus und die drei von Kaiser Xerius bestimmten Attentäter hatten alle die Anhöhe verlassen.
    Obwohl noch mehr Staub die südlichen Hügel entlangwehte, konnte Martemus Fußsoldaten der Ainoni erkennen, die vor hellen Schwaden flohen. Auf den hügeligen Weiden hatte er den Scylvendi längst aus den Augen verloren. Westlich des drohenden Desasters sah er, dass seine Landsleute sich neu formierten. Bald würde Conphas sie im Laufschritt in Richtung der Sümpfe marschieren lassen. Die Nansur waren alte Hasen, was das Überleben von Niederlagen anging, die die Fanim ihnen beibrachten.
    Prinz Kellhus saß mit dem Rücken zu den vieren und hatte die Sohlen aneinander und die Hände flach auf die Knie gelegt. Hinter ihm kletterten Männer auf Festungsmauern und stürzten herunter, Ritter galoppierten reihenweise über die staubige Ebene, und Männer aus dem Norden töteten glücklose Shigeki mit der Axt.
    Der Prophet schien all dem zuzuhören.
    Nein. Er legte Zeugnis ab.
    Ihn nicht, dachte Martemus. Das kann ich nicht tun.
    Der erste Attentäter näherte sich.

15. Kapitel
     
    ANWURAT
     
     
     
    Wo Heilige die Menschen für Dummköpfe halten, übernehmen die Verrückten das Ruder.
     
    Protathis, Das Herz der Ziege
     
     
     
    SHIGEK, SPÄTSOMMER 4111
     
    Ein ausgetrocknetes Flussbett zog sich mäandernd durch die Ebene. Cnaiür galoppierte einige Zeit lang in seinem Lauf und verließ es nur, wenn die Windungen gar zu eng wurden. Nun brachte er seinen Rappen auf der Uferböschung rüde zum Stehen. Vor ihm erhoben sich die Küstenhügel, deren Höhen und seeseitige Ausläufer noch unter kreideartigem Staub lagen. Im Westen wichen die verbliebenen Schlachtreihen der Ainoni die Abhänge hinunter. Im Osten galoppierten viele Tausend über das unebene Weideland. Nicht weit entfernt sah er auf einer kleinen Kuppe einen Haufen Infanteristen. Sie trugen lange schwarze, mit Eisenringen bestickte Lederkilts, aber weder Helme noch Waffen. Sitzend oder stehend entledigten sie sich ihrer Rüstung. Einige weinten, doch der Rest beobachtete die staubverhüllten Hügel in blankem Entsetzen.
    Wo waren die Ritter der Ainoni?
    Ganz im Osten, wo das türkis- und aquamarinfarbene Band des Meneanor-Meers hinter graubraunen Hügeln verschwand, sah er Reiter der Kianene auftauchen und sich wie ein Wasserfall über den Strand ergießen. Er brauchte die Standarten nicht zu sehen, um zu wissen, dass da Cinganjehoi und die Granden von Eumarna über den jungfräulichen Boden gesprengt kamen.
    Wo waren die Reservetruppen? Wo waren Gotian und seine Tempelritter, Gaidekki, Werijen Großherz, Athjeäri und die vielen anderen?
    Cnaiür spürte einen plötzlichen Schmerz in der Kehle und biss die Zähne zusammen.
    Es passiert zum zweiten Mal.
    Es drohte eine Niederlage wie damals am Kiyuth.
    Nur dass diesmal er die Rolle von Xunnurit innehatte. Diesmal war er der arrogante Esel!
    Er blinzelte Schweiß aus den Augen und sah eine schier endlose Flut von Fanim hinter entferntem Gestrüpp und verkümmerten Bäumen dahingaloppieren.
    Sie reiten zum Lager!
    Mit einem Schrei riss er sein Pferd herum, gab ihm die Sporen und galoppierte nach Osten.
    Zu Serwë.
     
     
    Überall am Horizont waren in wilde Kämpfe verstrickte Männer zu sehen, doch die Geräusche der Schlacht ergaben aus der Distanz kein Donnern, sondern eher ein Zischen – als hörte man ein stürmisches Meer durch eine Muschel, dachte Martemus. Atemlos beobachtete er, wie der erste Attentäter hinter Prinz Kellhus den Hügel hinaufkam, sein Kurzschwert hob und…
    Der Prophet drehte sich einfach um und erwischte die auf ihn niederfahrende Klinge mit Daumen und Zeigefinger. »Nein«, sagte er, fuhr herum und schickte den Mann mit einem unglaublichen Tritt ins Gras. Irgendwie war das Schwert des Attentäters dabei in seiner linken Hand gelandet. Noch aus der Hocke heraus stieß der Prophet es ihm in die Kehle und nagelte ihn auf den Rasen.
    Das alles passierte in Sekundenbruchteilen.
    Der zweite Attentäter stürmte vor und schlug zu. Ein weiterer Tritt aus der Hocke ließ den Kopf des Mannes zurückschnellen, und seine Klinge flog ihm aus der schlaffen Hand. Er sank zu Boden wie eine abgeworfene Robe und war offensichtlich tot.
    Der Schwerttänzer der Zeumi senkte lachend seinen großen Säbel und sagte mit tiefer Stimme: »Ihr

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