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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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Pavillon – sei es zum Gottesdienst, sei es zu abendlichen Beratungen mit den übrigen Anführern aus Conriya.
    So blieb Achamian oft mit Iryssas, Dinchases und Zenkappa zurück, in heikler Gesellschaft also – besonders angesichts einer so scheuen Schönheit wie Serwë. Doch er begann diese Abende bald zu schätzen, zumal nach langen Tagesmärschen mit Kellhus. Er mochte die Schüchternheit von Männern, die ohne ihre üblichen Vermittler zunächst wortkarg beisammensaßen, dann aber unvermittelt zu freundlichen Gesprächen fanden und freudig überrascht feststellten, dieselbe Sprache zu sprechen. Das erinnerte ihn an die Erleichterung, die er und seine Freunde als Kinder verspürt hatten, wenn die älteren Brüder in die Boote oder an den Strand gerufen worden waren. Achamian konnte dem Beisammensein bedrückter Seelen manches abgewinnen. Seit dem Aufbruch aus Momemn hatte er nur bei diesen Männern für Augenblicke Frieden gefunden – und das, obwohl sie ihn für verdammt hielten.
    Xinemus nahm Kellhus und Serwë eines Abends mit zu Proyas, um Venicata zu feiern, ein religiöses Fest der Inrithi. Auch Iryssas und die anderen brachen bald auf, um sich unter ihre Männer zu mischen, und zum ersten Mal war Achamian mit Cnaiür von Skiötha allein, dem Letzten vom Stamm der Utemot.
    Obwohl sie nächtelang am gleichen Feuer gesessen hatten, zermürbte ihn der barbarische Scylvendi. Manchmal, wenn er ihn in der Nähe bemerkte, stockte Achamian der Atem. Genau wie Kellhus war Cnaiür eine Heimsuchung aus seinen Träumen, eine Gestalt aus einem noch weit tückischeren Gebiet. Dazu kamen die mit zahllosen Narben übersäten Arme und die Chorae, die er unter seinem gepanzerten Gürtel verwahrte…
    Aber er hatte so viele Fragen! Meist bezüglich Kellhus, aber auch hinsichtlich der Sranc, die in Clans nördlich der Steppe Jiünati lebten. Er wollte Cnaiür sogar nach Serwë fragen – dass sie zwar Kellhus abgöttisch liebte, aber beim Häuptling schlief und ihm zu Willen war,hatten alle bemerkt. An Abenden, da die drei sich früh zurückzogen, war die Häme in den Blicken, die Iryssas und die anderen tauschten, nicht zu übersehen. Als er sich bei Kellhus nach Serwë erkundigt hatte, hatte der nur die Achseln gezuckt und gesagt: »Sie ist seine Beute.«
    Eine Zeit lang ignorierten Achamian und Cnaiür einander nach Kräften. Rufe und Geschrei drangen durch die Dunkelheit, und Gruppen von Feiernden zogen schattenhaft durchs Streulicht ihres Lagerfeuers. Einige starrten, ja gafften, ließen sie aber in Ruhe.
    Nachdem er ein paar allzu ausgelassenen Rittern aus Conriya einen finsteren Blick zugeworfen hatte, wandte Achamian sich schließlich an Cnaiür und meinte: »Sieht aus, als wären wir hier die einzigen Heiden, was?«
    Auf diese Feststellung folgte eine unangenehme Stille, während Cnaiür weiter an seinem Knochen nagte. Achamian nahm einen Schluck Wein und überlegte, unter welchem Vorwand er sich in sein Zelt zurückziehen konnte. Was sagt man einem Scylvendi?
    »Du unterrichtest ihn also«, meinte Cnaiür plötzlich. Dabei blickte er in die Flammen, und seine Augen glitzerten unter den mächtigen Brauen.
    »Ja«, antwortete Achamian.
    »Hat er dir erzählt, warum?«
    Der Hexenmeister zuckte die Achseln. »Er will mehr über das Gebiet der Drei Meere wissen. Warum fragst du?«
    Doch der Scylvendi hatte sich schon erhoben, wischte die schmierigen Finger an seiner Hose ab und reckte den gewaltigen und doch so geschmeidigen Körper. Dann verschwand er mit großen Schritten in der Dunkelheit und ließ Achamian frappiert zurück. Der wortkarge Utemot hatte ihm nicht mal geantwortet.
    Der Hexenmeister beschloss, den Vorfall Kellhus gegenüber zu erwähnen, vergaß ihn aber schnell. Angesichts seiner so viel größeren Ängste waren schlechtes Benehmen und rätselhafte Fragen von geringer Bedeutung.
    Wie üblich hatte Achamian sein bescheidenes Zelt unterhalb des prächtigen, aber verwitterten Leinenpavillons von Xinemus aufgeschlagen. Wieder und wieder lag er stundenlang wach und zermarterte sich das Hirn mit Selbstbezichtigungen, was sein Verhalten Kellhus gegenüber anbelangte, oder quälte sich mit der verstörenden Monstrosität der Umstände. Und wenn der Würgegriff dieser Gedanken nachließ, machte er sich Sorgen um Esmenet oder verstrickte sich in Befürchtungen über den Heiligen Krieg. Viel zu bald schon würde er im Gebiet der Fanim Einzug halten, wo es sicher zur Schlacht kommen würde.
    Seine Alpträume

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