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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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wagte ein Lachen.
    Achamian beugte sich vor. »Was meinst du, Kellhus? Was mag dieses Gleichnis bedeuten?«
    Der Dûnyain zuckte die Achseln und schien überrascht, die Antwort parat zu haben, die so vielen entgangen war. Er sah Achamian mit einem freundlichen, aber unerbittlichen Blick in die Augen. »Es bedeutet, dass Jungstiere mitunter die besten Kühe sind…«
    Erneut erhob sich stürmisches Gelächter, doch Achamian brachte nur ein Lächeln zuwege. Warum war er so wütend? »Nein, Kellhus«, rief er. »Was mag es wirklich bedeuten?«
    Der Dûnyain hielt inne, nahm Serwës Rechte und sah von einem strahlenden Gesicht zum anderen. Achamian warf dem Mädchen einen kurzen Blick zu, schaute aber gleich wieder weg, denn sie beobachtete ihn eindringlich.
    »Es bedeutet«, sagte Kellhus ernst und seltsam anrührend, »dass Mut viele Gesichter hat und es viele Formen von Ehre gibt.« Seine Art zu sprechen schien alle zum Schweigen zu bringen, selbst den Heiligen Krieg ringsum. »Es bedeutet, dass Mut, Ehre und sogar Liebe Probleme sind und nicht sakrosankt im Raume schweben. Sie sind Fragen – offene Fragen.«
    Iryssas schüttelte den Kopf. Er gehörte zu den Tranfunzeln, die Begeisterung und Einsicht stets verwechseln, und ihn mit Kellhus streiten zu sehen, war ein Vergnügen.
    »Mut, Ehre und Liebe sollen Probleme sein? Wie lauten denn dann die Lösungen? Feigheit und Verworfenheit?«
    »Iryssas…«, begann Xinemus halbherzig, »Junge…«
    »Nein«, antwortete Kellhus. »Auch Feigheit und Verworfenheit sind Probleme. Und die Lösung? Du, Iryssas, bist eine. Ja, wir alle sind Lösungen. Jedes Leben gibt eine andere Antwort, schlägt einen anderen Weg ein…«
    »Sind also alle Lösungen gleich?«, platzte Achamian heraus und staunte, wie bitter seine Frage klang.
    »Das ist eine philosophische Frage«, meinte Kellhus, und sein Lächeln fegte alle Verlegenheit beiseite. »Nein, natürlich nicht. Manche bewältigen das Leben zweifellos besser als andere. Warum sind unsere Lieder wohl so, wie sie sind? Warum verehren wir wohl unsere Schriften? Und warum denken wir über das Leben des Letzten Propheten nach?«
    Weil es sich dabei um Beispiele handelt, erkannte Achamian. Um leuchtende Beispiele, die Lösungen stiften… Obwohl ihm dies vollkommen klar war, konnte er sich doch nicht aufraffen, es zu sagen. Schließlich war er ein Hexenmeister, also ein geradezu klassisches Beispiel für ein Leben, das keinerlei Lösungen brachte. Wortlos rappelte er sich auf und schritt in die Dunkelheit davon, ohne sich darum zu kümmern, was die anderen darüber denken mochten. Plötzlich verlangte es ihn nach Dunkelheit, nach Einsamkeit…
    Nach Schutz vor Kellhus.
    Er wollte gerade in sein Zelt kriechen, als ihm auffiel, dass Xinemus noch seine Beichte hören musste und er mit seinem Wissen noch immer allein war.
    Und so ist es wahrscheinlich am besten.
    Die Hautkundschafter mitten unter ihnen? Kellhus der Vorbote des Weltendes? Xinemus würde ihn für verrückt erklären!
    Eine Frauenstimme ließ ihn innehalten. »Mir ist nicht entgangen, wie du ihn ansiehst.«
    Ihn – also Kellhus. Achamian fuhr herum und sah Serwës gertenschlanke Silhouette wie einen Schattenriss vor den Flammen des Lagerfeuers stehen.
    »Nämlich?«, fragte er. Sie war wütend – so viel hatte ihre Stimme verraten. War sie eifersüchtig? Wenn er und Kellhus tagsüber mit der Kolonne marschierten, musste sie im Pulk der Sklaven von Xinemus bleiben.
    »Du brauchst dich nicht zu fürchten«, sagte sie.
    Achamian schluckte sauren Geschmack herunter. Xinemus hatte ihnen Perrapta statt Wein gereicht – ein scheußliches Gesöff.
    »Wovor brauche ich mich nicht zu fürchten?«
    »Davor, ihn zu lieben.«
    Achamian fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und ärgerte sich darüber, wie sehr sein Herz raste.
    »Du kannst mich nicht leiden, stimmt’s?«
    Selbst im Halbdunkel schien sie unwirklich schön – wie etwas Wildes und Weißhäutiges, das gekommen war, um über den Klüften und Abgründen der Welt zu schweben. Nun erst begriff Achamian, wie sehr er sie begehrte.
    »Nur…« Sie zögerte und musterte das platt getretene Gras zu ihren Füßen. Dann hob sie den Kopf und sah ihn für den Bruchteil einer Sekunde mit Esmenets Augen an. »Nur weil du dich weigerst, es zu sehen«, murmelte sie.
    Was zu sehen?, wollte Achamian schreien.
    Aber sie war schon geflohen.
     
     
    »Akka?«, rief Kellhus ins schwindende Dunkel. »Ich hab wen weinen hören.«
    »Es ist

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