Der Prinz von Atrithau
Leibsklaven, Lagerhuren, Marketender und sogar Sklavenhändler. Schreie hallten durch die Dünen.
Aufstand und Meuterei brachen unter den Inrithi aus. Erst weigerten sich viele, die eigenen Leute umzubringen. Der Heilige Krieg, erklärten die Hohen Herren, müsse überleben. Sie müssten überleben. Letztlich wurden Zigtausende von untröstlichen Männern des Stoßzahns dahingemordet. Nur Priester, Ehefrauen und nützliche Handwerker wurden verschont.
In dieser Nacht marschierten die Inrithi leeren Blicks durch etwas, das ihnen wie ein abkühlender Ofen erschien – weg von dem Schrecken, der hinter ihnen lag, und der Verheißung Subis entgegen.
Als die Khirgwi all die Leichen und Habseligkeiten fanden, fielen sie auf die Knie und riefen jubelnd den Einzigen Gott an. Die Prüfung der Götzendiener hatte begonnen.
Das noch immer gewaltige Heer der Inrithi hetzte verstreut südwärts. Die Khirgwi massakrierten hunderte von Nachzüglern. Mehrere Stämme drangen bis in die Mitte des Heiligen Kriegs vor, richteten dort gewaltigen Schaden an und verschwanden wieder in die Wüste. Eine ihrer Scharen traf zufällig auf die Scharlachspitzen und ging in Flammen auf.
Am nächsten Morgen kamen die Hohen und Niederen Herren verzweifelt zur Beratung zusammen. Ringsum musste es Wasser geben – sonst könnten die Khirgwi ihnen nicht so zusetzen. Aber wo waren ihre Brunnen? Sie zitierten die erfolgreichsten Plünderer – Athjeäri, Thampis, Detnammi und andere – in ihre Mitte und befahlen ihnen, die Schlacht mit den Wüstenstämmen zu suchen, um deren versteckte Brunnen aufzuspüren. Mit tausenden Reitern im Schlepp ritten diese Männer über die langen Dünen und verschwanden in der flimmernden Ferne.
Bis auf Detnammi, den Pfalzgrafen von Eshkalas, kehrten sie in der nächsten Nacht zurück, gebeutelt von der Wucht der Khirgwi und der gnadenlosen Hitze der Carathay. Brunnen hatten sie keine gefunden. Und selbst wenn sie welche gefunden hätten, so Athjeäri, wisse er nicht, wie man sie erneut finden solle, denn in der Wüste sehe es überall gleich aus.
Nun hatten sie fast kein Wasser mehr. Da Subis nicht zu finden war, beschlossen die Hohen Herren, alle Pferde außer denen des Adels zu töten. Tausende von Fußsoldaten aus Cengemis – den Tydonni tributpflichtige Ketyai – meuterten und forderten, alle Pferde zu schlachten und das überschüssige Wasser unter allen Männern des Stoßzahns zu verteilen. Gothyelk und die anderen Grafen aus Ce Tydonn schlugen unbarmherzig zu, nahmen die Anführer der Meuterei fest, schlitzten sie auf und ließen sie an Spießen über dem Sand baumeln.
In der folgenden Nacht war kaum noch Wasser da, und die Männer des Stoßzahns, deren Haut inzwischen wie Pergament war, befiel eine überreizte Müdigkeit, die sie ihr Essen wegwerfen ließ. Sie hungerten nicht länger – sie dürsteten, und zwar wie nie zuvor. Hunderte Pferde brachen zusammen und starben. Seltsame Teilnahmslosigkeit überkam die Männer. Als die Khirgwi angriffen, gingen viele einfach weiter, ohne sich darum zu scheren, dass ihre Landsleute in ihrem Rücken starben.
Subis war ihr einziger Gedanke. An diesen Namen knüpften sie mehr Hoffnung als an jeden Gott.
Als der Morgen dämmerte und sie Subis noch immer nicht erreicht hatten, beschlossen sie, weiterzumarschieren. Die Welt verwandelte sich in einen Ofen glühend heißer Steine und in Dünen, deren brauner Schwung an den herrlichen Leib einer Hure erinnerte. Am Horizont schimmerten halluzinierte Seen, und viele rannten und rannten in der Überzeugung, die Oase – das gelobte Subis – zu sehen.
Zwischen Felsnasen aus Sandstein, die hohen Pilzen auf dünnem Stiel ähnelten, stolperten die Männer des Stoßzahns lange, steinige Abhänge hinunter, um kurz darauf berghohe Dünen zu erklettern.
Das Dorf, das sie von dort erblickten, sah aus wie eine vom Wind freigewehte Versteinerung mit vielen Kammern. Das dunkle Grün und das sonnige Silber der Oase winkten ihnen zu wie eine unmögliche Verheißung.
Subis.
Zerlumpte Krieger rannten über den glutheißen Sand und durch das verlassene Dorf, dessen Dattelbäume verdorrte Palmwedel trugen und in dessen Akazien Webervögel nisteten. Sie schlitterten durch den Staub und purzelten planschend und lachend ins glitzernde Wasser…
… wo sie Detnammi fanden.
Aufgedunsen trieben er und seine vierhundertneunundfünfzig Männer im kristallenen Grün.
Das gelobte Subis war vergiftet worden. Die Khirgwi hatten gewusst,
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