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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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hatte, konnten sie es sich keinesfalls leisten, Risiken einzugehen. Sie waren dem Ziel so nah! Ungemein nah! Bald würden die Kinder sich sammeln und Verderben über diese abscheuliche Welt bringen! Das Ende stand bevor.
    Da ging man keine Risiken ein. Sie würden Anasûrimbor Kellhus töten und sich dann den Scylvendi und die Frauen schnappen, um zu erfahren, was sie wissen mussten.
    Der Dûnyain hetzte in einen Gebäudekomplex und blieb darin verschwunden. Das Mischwesen reckte den kleinen menschlichen Hals, flog eine Kurve und sah, dass seine Sklaven Kellhus nachsetzten.
    Gut. Gaörta und seine Brüder waren dem Kriegerpropheten also dicht auf den Fersen.
    Die dröhnenden Schritte seiner stetig weiter spurtenden Verfolger und das rhythmische Atmen ihrer schier unermüdlichen Lungen ließen Kellhus bald erkennen: Sie sind zu schnell!
    Er rannte. Flüchtig wie Erinnerungen rauschten Zimmer an ihm vorbei, deren Einrichtung durchweg die für Wüstenvölker so typische sparsame Eleganz besaß. Hinter ihm schwärmten Sarcellus und die anderen durch die Flure. Kellhus trat eine Tür ein, rollte eine Steintreppe hinunter und kam im Halbdunkel wieder auf die Beine. Sie folgten ihm nur Sekunden später. Er hörte Stahl über Holz streichen: Offenbar zog jemand ein Schwert aus der Scheide. Er duckte sich nach rechts und rollte über die Schulter ab. Ein Messer blitzte links von ihm auf, knallte gegen das dunkle Mauerwerk und landete auf dem Boden. Kellhus warf sich noch eine Treppe hinunter, landete in pechschwarzer Nacht, stolperte durch eine morsche Holztür, spürte, dass er sich in einem Raum mit sehr hoher Decke befand, und roch abgestandenes Zisternenwasser.
    Die Hautkundschafter zögerten.
    Alle Augen brauchen Licht.
    Kellhus drehte sich um die eigene Achse und registrierte mit allen Sinnen die Luftströmungen, das Knirschen seiner Sandalen und das Flattern seines Gewands. Mit gestreckten Fingern ertastete er binnen Sekunden Tisch, Stuhl, Ziegelofen und hundert andere Oberflächen. Dann ging er in der am weitesten von der Tür entfernten Ecke des Raums in Stellung und zog sein Schwert.
    Reglos erwartete er die Verfolger.
    Irgendwo in der Finsternis knackte ein Holzsplitter.
    Er spürte, wie sie sich nacheinander durch die Tür schoben. Sie verteilten sich an der gegenüberliegenden Wand, und ihm schien, als wetteiferten ihre Herzen darum, welches am heftigsten pochte. Ihr Körpergeruch wallte durch den Raum.
    »Ich hab deine beiden Frauen vernascht«, sagte das Wesen namens Sarcellus, und Kellhus war gleich klar, dass es nur redete, um die Geräusche der anderen zu übertönen. »Ich hab sie lange und intensiv vernascht – hast du das gewusst?«
    »Du lügst!«, schrie Kellhus und schaffte es, verzweifelte Wut täuschend zu imitieren. Er hörte die Hautkundschafter anhalten und sich dann der Ecke nähern, aus der er seine Stimme hatte tönen lassen.
    »Die zwei waren wirklich lecker«, stichelte Sarcellus weiter.
    Kellhus stieß der Kreatur, die an ihm vorbeischlich, sein Schwert ins Ohr und beförderte sie so leise wie möglich auf den Boden.
    »Das macht dich zum doppelten Hahnrei!«, setzte Sarcellus triumphierend hinzu.
    Eine Kreatur stieß gegen einen Stuhl.
    Kellhus sprang auf, schlitzte ihr die Eingeweide auf und rollte unter den Tisch, als sie heulte und schrie.
    »Er spielt mit uns«, rief eines der Wesen. »Unza, pophara tokuk!«
    »Erwittert ihn!«, befahl Sarcellus. »Erledigt alles, was nach ihm riecht!«
    Die Kreatur mit dem aufgeschlitzten Bauch zappelte, schlug um sich und schrie jämmerlich, wie Kellhus es gehofft hatte. Er schob sich unterm Tisch hervor, schlich zur Wand links der Tür, entledigte sich seines Umhangs und warf ihn auf die Lehne eines Stuhls, den er zwar nicht sehen konnte, an den er sich aber erinnerte.
    Dann blieb er reglos stehen und registrierte kaum merkliche Luftbewegungen, die ihn ihren Herzschlag spüren und die Hitze ihrer Körper empfinden ließen. Zwei warfen sich auf den Umhang vor ihm und stießen ihre Schwerter krachend in den Stuhl. Er stürzte nach vorn, durchstach der linken Kreatur die Kehle und zog sein Schwert erst heraus, als sie nach hinten kippte. Dann lehnte er sich nach links zurück, spürte Stahl durch die Luft fahren, griff einen Arm, brach ihm den Ellbogen, so dass die Faust, die ein Messer umklammert hielt, außer Gefecht war, und brach dem Angreifer mit einem wuchtigen Schlag das Genick.
    Dann machte er einen Satz zurück. Sarcellus’ Schwert pfiff

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