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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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schrecklichen Dinge, die ich in meinen Träumen gesehen habe…«, begann er leise, schüttelte den Kopf und machte einen Schritt nach vorn, als stolperte er aus einer Trance.
    »Wer könnte die Ebenen von Mengedda vergessen? Ich weiß, dass viele von euch dort Alpträume vom Sterben in alten Schlachten hatten. Und ihr alle habt die Knochen und Bronzewaffen gesehen, die der verfluchte Boden ausgespien hat. Ich versichere euch, dass all dies nicht grundlos geschah, sondern der Widerhall furchtbarer Taten und die Spur von Schrecken und Katastrophen ist. Sollte jemand von euch an der Existenz oder der Macht Mog-Pharaus zweifeln, dann erinnert euch an den Boden von Mengedda, der aufbrach, um vom Untergang des Nicht-Gottes Zeugnis zu geben!
    Was ich euch eben erzählt habe, sind Ereignisse, aufgezeichnet in den Annalen von Menschen und Nichtmenschen. Es ist nicht, wie ihr womöglich denkt, die Geschichte eines abgewendeten Verhängnisses – ganz und gar nicht! Denn obwohl Mog-Pharau auf den Ebenen von Mengedda getötet wurde, hat sein verwünschtes Gefolge seine Überbleibsel gerettet. Und darum, ihr Hohen Herren, spuken wir Mandati an euren Höfen herum und irren durch eure Flure. Darum ertragen wir eure Spötteleien und beißen uns auf die Zunge. Seit inzwischen zweitausend Jahren bemühen sich die Rathgeber, den Nicht-Gott wiederauferstehen zu lassen. Haltet uns für verrückt oder schimpft uns Narren, aber es sind eure Frauen und Kinder, die wir schützen wollen. Unsere Aufgabe ist es, für das Wohlergehen des Gebiets der Drei Meere zu sorgen!
    Darum bin ich zu euch gekommen. Hört auf mich, denn ich weiß, wovon ich rede!
    Die Hautkundschafter, die unter euch umgehen, haben keinen Bezug zu den Cishaurim. Indem ihr sie für Cishaurim haltet, tut ihr, was alle tun, die mit Unbekanntem konfrontiert sind: Ihr zerrt es in den Kreis dessen, was ihr kennt, und zieht neuen Gegnern alte Kleider über. Doch diese Wesen stammen von weit außerhalb eures Kreises und aus unvordenklicher Zeit! Denkt an das, was wir eben gesehen haben! Die Hautkundschafter entziehen sich eurem Scharfsinn, eurer Kenntnis und selbst dem Vermögen der Cishaurim, die ihr so fürchtet und hasst.
    Sie sind Agenten der Rathgeber, und ihre bloße Existenz kündet eine Katastrophe an! Nur die völlige Beherrschung der Tekne konnte solche Scheusale zum Leben erwecken – eine Beherrschung, die verheißt, dass die Wiederkehr Mog-Pharaus bevorsteht.
    Muss ich euch sagen, was das bedeutet?
    Wir Mandati träumen, wie ihr wisst, vom Ende der alten Welt. Und unter einem Traum leiden wir ganz besonders: unter dem Tod von Celmomas, dem König von Kûniüri, auf den Feldern von Eleneöt.« Er hielt inne und merkte, dass er keuchte. »Unter dem Tod von Anasûrimbor Celmomas«, fügte er hinzu.
    Durch den Saal ging ein ängstliches Raunen, und Achamain hörte jemanden auf Ainonisch murmeln.
    »In diesem Traum«, fuhr er fort und wurde dabei stets lauter, »verkündet Celmomas eine große Prophezeiung, wie Sterbende das manchmal tun. Grämt euch nicht, sagt er, denn ein Anasûrimbor wird zurückkehren – doch das wird am Ende aller Tage sein. Ein Anasûrimbor!«, rief er, als hätte dieser Name magische Kraft. Seine Stimme scholl durch den Saal und hallte von den Wänden zurück.
    »Doch dieser Mann ist schon zurückgekehrt und hängt sterbend am Umiaki, während wir hier debattieren! Anasûrimbor Kellhus, den ihr verurteilt habt, ist der Vorbote, der das Ende aller Tage anzeigt. Und er ist unsere einzige Hoffnung!«
    Achamian ließ den Blick zu den Rängen schweifen und senkte die geöffneten Hände.
    »Ihr alle müsst euch also fragen, wofür ihr euch entscheiden wollt. Ihr glaubt euch dem Verhängnis ausgeliefert und wähnt eure Frauen und Kinder in Sicherheit… Wisst ihr genau, dass dieser Mann der ist, für den ihr ihn haltet? Und woher stammt diese Gewissheit? Aus Weisheit? Oder aus Verzweiflung?
    Wollt ihr wirklich die Welt aufs Spiel setzen, um nur nicht von eurer Borniertheit zu lassen?«
    Die Stille ringsum war bedrückend, und Achamian hatte den Eindruck, eine Wand steinerner Gesichter sehe ihn aus Glasaugen an. Eine Zeit lang wagte niemand zu sprechen, und er stellte so erschrocken wie erstaunt fest, dass er sie wirklich erreicht hatte. Wenigstens einmal hatten sie tatsächlich zugehört!
    Sie glauben mir!
    Dann begann Ikurei Conphas, mit dem Fuß zu stampfen, sich auf die Schenkel zu klopfen und zu rufen: »Hussaa! Hu-hu-hussaa!« Auf den Rängen folgte

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