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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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als Revisor unter Vertrag. Der Kaiser beauftragt mich mitunter, bestimmte Entscheidungen der Kaiserlichen Ordensleute zu überprüfen.«
    Eleäzaras bedachte das kurz und beschloss, entgegenkommend zu sein. »Fahrt fort.«
    »Sollten wir nicht… äh…«
    »Sollten wir nicht was?«
    »Sollten wir nicht über den Preis sprechen?«
    Ein Parvenü, natürlich! Der hatte keinen Sinn für das Spiel. Aber zum Jnan braucht man kein Einverständnis, wie die Ainoni gern sagten – wenn einer es spielte, spielten es alle.
    Statt zu antworten, musterte Eleäzaras seine langen lackierten Fingernägel, polierte sie gedankenverloren an der Brust, sah auf, als wäre er bei einer kleinen Indiskretion ertappt worden, und beobachtete seinen Besucher dann, als müsste er über Leben und Tod entscheiden.
    Schweigend gemustert zu werden, machte Skalateas fix und fertig.
    »Verzeiht meinen Übereifer, Hochmeister«, stammelte er und fiel auf die Knie. »Oft geben Wissen und Gier… einander die Sporen.«
    Nicht schlecht. Der Mann war doch nicht ganz dumm.
    »Sporen, ganz recht«, sagte Eleäzaras. »Aber womöglich solltet Ihr mich entscheiden lassen, wer wem die Sporen gibt.«
    »Natürlich, Hochmeister, aber…«
    »Aber nichts. Und jetzt heraus mit dem, was Ihr wisst!«
    »Natürlich, Hochmeister«, sagte Skalateas erneut. »Es geht um die Hexenpriester der Fanim, die Cishaurim… Sie haben eine neue Art Kundschafter.«
    Das Getue war offenbar überstanden. Eleäzaras beugte sich vor.
    »Erzählt mir mehr darüber.«
    »Verzeiht, Hochmeister«, platzte der Mann heraus, »aber ich würde gern bezahlt werden, ehe ich weiterrede!«
    Also doch ein Narr. Zeit war seit je das kostbarste Gut der Scharlachspitzen. Das hätte dieser Mysunsai wirklich wissen können. Eleäzaras seufzte und sprach das erste Zauberwort, wobei Mund und Augen so hell leuchteten wie Phosphor.
    »Nein!«, rief Skalateas. »Bitte! Ich rede ja! Es gibt keinen Grund…«
    Eleäzaras hielt inne, doch sein obskures Murmeln hallte nach, als würde es von Wänden zurückgeworfen, die nicht von dieser Welt waren. Die Stille, die sich schließlich doch einstellte, schien absolut.
    »Am Abend vor dem Aufbruch des Heiligen Kriegs von Momemn«, begann Skalateas, »wurde ich in die Katakomben gerufen, um der Folterung eines enttarnten Kundschafters beizuwohnen – so jedenfalls war es geplant. Offenbar war der Oberste Berater des Kaisers…«
    »Skeaös?«, stieß Eleäzaras hervor. »Ein Kundschafter?«
    Der Mysunsai zögerte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Nicht Skeaös, sondern jemand, der… vorgab, Skeaös zu sein…«
    Eleäzaras nickte. »Nur weiter, Skalateas.«
    »Der Kaiser war bei dem Verhör zugegen und forderte mich lautstark auf, den Befunden der Kaiserlichen Ordensleute zu widersprechen und zu erklären, hier liege Hexerei vor… Der Oberste Berater war bekanntlich ein alter Mann, und doch hatte er bei seiner Festnahme offenbar einige Männer der Leibwache des Xerius getötet oder zu Krüppeln gemacht, und zwar mit bloßen Händen, wie es hieß. Der Kaiser wirkte, nun ja… nervös.«
    »Und was habt Ihr gesehen? Das Mal etwa?«
    »Nein, nichts. Er trug kein Mal. Es war keinerlei Hexerei im Spiel. Doch als ich das sagte, behauptete Xerius, ich würde mit den Kaiserlichen Ordensleuten gemeinsame Sache machen, um ihn zu stürzen. Dann kam der Ordensmann der Mandati in Begleitung von Ikurei Conphas…«
    »Ein Ordensmann der Mandati?«, fragte Eleäzaras. »Meint Ihr Drusas Achamian?«
    Skalateas schluckte. »Ihr kennt ihn? Wir Mysunsai geben uns nicht mehr mit den Mandati ab. Hält Eure Eminenz es für denkbar, dass…«
    »Möchtet Ihr Wissen verkaufen, Skalateas, oder tauschen?«
    Der Mysunsai lächelte nervös. »Natürlich verkaufen.«
    »Also, was ist als Nächstes passiert?«
    »Der Mandati hat meinen Befund bestätigt, und der Kaiser hat auch ihn der Lüge bezichtigt. Wie gesagt, der Kaiser war…«
    »Nervös.«
    »Ja. Inzwischen sogar um einiges mehr. Doch auch der Mandati schien aufgeregt. Sie gerieten in Streit…«
    »In Streit?« Das wunderte Eleäzaras nicht. »Worüber?«
    Der Mysunsai schüttelte den Kopf. »Daran kann ich mich nicht erinnern. Es hatte mit Furcht zu tun, glaube ich. Dann begann der Oberste Berater den Mandati in einer Sprache anzureden, die ich noch nie gehört hatte. Er hat ihn erkannt.«
    »Erkannt? Seid Ihr Euch da sicher?«
    »Vollkommen… Skeaös – oder wer immer das war – erkannte Drusas Achamian. Dann begann

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