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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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er zu zittern. Wir standen mit offenem Mund da, als er seine Ketten aus der Wand riss und sich befreite!«
    »Hat Drusas Achamian ihm dabei geholfen?«
    »Nein. Er war so entsetzt wie wir alle, wenn nicht noch mehr. Im allgemeinen Tumult tötete Skeaös – oder wer es war – zwei, drei Männer. Ich habe noch nie ein Wesen gesehen, das sich so schnell bewegt hat! Dann griffen die Kaiserlichen Ordensleute ein und verbrannten ihn… Wenn ich jetzt darüber nachdenke, taten sie das trotz Drusas Achamians heftigem Protest. Er war sehr wütend darüber.«
    »Er hat sich also für Skeaös eingesetzt?«
    »So sehr, dass er den Obersten Berater mit dem eigenen Körper schützen wollte.«
    »Und da seid Ihr Euch ganz sicher?«
    »Absolut. Das vergesse ich nie, denn in diesem Moment hat sich das Gesicht des Obersten Beraters… na ja, es hat sich… abgeschält.«
    »Abgeschält…«
    »Oder entfaltet… Es hat sich einfach… einfach geöffnet, wie eine Faust, aber… Ich weiß nicht, wie ich sonst sagen soll.«
    »Wie eine Faust?«
    Das ist unmöglich! Er lügt!
    »Ihr zweifelt an meinen Worten. Das dürft Ihr nicht, Eminenz!
    Dieser Kundschafter war ein Doppelgänger – jemand, der die Identität von Skeaös angenommen hat, ohne das magische Mal zu tragen! Also muss er ein Produkt der Psûkhe sein, mithin der Cishaurim. Sie müssen demnach Kundschafter haben, die man nicht erkennen kann.«
    Eleäzaras spürte Taubheit von seiner Brust in alle Glieder ausstrahlen. Und ich habe meinen Orden aufs Spiel gesetzt, dachte er nur.
    »Aber ihre Zauberkunst ist doch viel zu primitiv…«
    Skalateas wirkte seltsam gestärkt. »Aber das ist die einzige Erklärung. Sie haben einen Weg gefunden, perfekte Kundschafter zu schaffen… Stellt Euch vor, was das bedeutet! Jahre-, wenn nicht jahrzehntelang haben sie dem Kaiser alles Mögliche in die Ohren geblasen! Wer weiß, wie viele…« Er hielt inne und schien bemüht, dem Kern der Sache nicht zu nahe zu kommen. »Deshalb bin ich so schnell hierher geritten – um Euch zu warnen.«
    Eleäzaras’ Mund war sehr trocken geworden. Er versuchte zu schlucken. »Ihr müsst natürlich bei uns bleiben, damit wir Euch weiter… befragen können.«
    In der Miene des Mysunsai stand unvermittelt blanke Angst. »Ich fürchte, das geht nicht, Eminenz. Ich werde am Kaiserhof erwartet.«
    Eleäzaras faltete die Hände, um sein Zittern zu verbergen. »Ihr arbeitet ab sofort für die Scharlachspitzen, Skalateas. Euer Vertrag mit dem Haus Ikurei ist aufgelöst.«
    »Nun ja, Eminenz, so sehr ich Euren Ruhm und Eure Macht bewundere, fürchte ich doch, dass die Verträge der Mysunsai nicht einfach durch einen Befehl gelöst werden können. Nicht einmal durch einen Befehl von Euch. Wenn ich jetzt also um mein Geld bitten dürfte…«
    »Ah ja, das Geld.« Eleäzaras musterte den Mysunsai, lächelte dabei aber mit trügerischer Milde. Der arme Narr. Er hatte den Wert seiner Informationen allen Ernstes unterschätzt. Was er dem Hochmeister da mitgeteilt hatte, war mehr als Gold wert. Weit mehr.
    Sein Besucher hatte eine ausdruckslose Miene aufgesetzt. »Ich schätze, ich kann meine Abreise verschieben.«
    »Ihr schätzt…«
    In diesem Moment wäre Eleäzaras beinahe gestorben. Skalateas hatte genau zu dem Zeitpunkt seine Zauberformel zu rezitieren begonnen, als der Hochmeister ihm antwortete, hatte also einen minimalen Vorsprung, der fast genügt hätte.
    Ein Blitz zuckte durch die Luft und attackierte Eleäzaras’ Abwehrzauber. Kurzzeitig erblindet, kippte der Hochmeister mit seinem Stuhl nach hinten und fiel längelang auf den mit Teppichen ausgelegten Boden. Doch noch ehe er wieder auf den Knien war, sang er schon eine Zauberformel.
    Blitze flackerten durchs Zelt wie Schwärme lodernder Spatzen.
    Der Mysunsai schrie auf und versuchte, seinen Abwehrzauber zu verstärken, so gut er konnte, doch für Hanumanu Eleäzaras, den Hochmeister der Scharlachspitzen, bedeutete das kaum mehr als eine Fingerübung. Ein glühender Vogel nach dem anderen rauschte in seinen Besucher hinein und zerstörte dessen Abwehrzauber. Dann schnellten Ketten heran und fesselten ihn an Schultern und Beinen, sodass er hilflos in der Luft hing.
    Skalateas schrie.
    Einige Javreh stürmten mit gezogener Waffe herbei und hielten entsetzt vor dem Mysunsai inne. Eleäzaras befahl ihnen rüde zu verschwinden.
    Dann sah er, dass sein Geheimdienstchef Iyokus sich durch die zurückweichenden Kriegersklaven boxte. Der Chanvsüchtige taumelte

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