Der Prinz von Atrithau
Breitschwerter in Eisen gerüstete Männer geradezu zweiteilen konnten. Ohne Pferd stand der Hüne Yalgrota Sranchammer vor ihnen, brüllte Flüche und fuchtelte mit seiner Axt wild in der Luft herum. Als die Kianene sich endlich an ihn heranwagten, machten er und die Seinen blutiges Kleinholz aus ihnen.
Dennoch kamen die Granden aus Gedea und Shigek wieder und wieder durch die Senke geritten, attackierten die Inrithi Hals über Kopf, bedrängten erst die Galeoth, dann die Tydonni und suchten nach Schwachpunkten in der Schlachtreihe. Es reichte, die Linie der Inrithi an nur einer einzigen Stelle zu brechen, und dieses Wissen trieb sie zu fanatischen Verzweiflungstaten. Männer mit zerbrochenen Krummschwertern oder stark blutenden Wunden, ja sogar mit aufgeschlitzten Eingeweiden preschten weiter voran und warfen sich auf die Norsirai. Aber jede Angriffswelle versank in Handgemenge, Morast und Gemetzel, bis die Befehlshaber der Fanim ihren Truppen das Kommando gaben, sich auf das sichere Terrain der offenen Ebene zurückzuziehen. Kaum hatten die Angreifer ihre Pferde gewendet, ließen die Männer des Stoßzahns sich auf die Knie fallen und stöhnten bitter erleichtert auf.
Im Nordosten, wo sich die Schlachtreihe der Inrithi in den Salzsümpfen verlor, führte Kronprinz Fanayal (der Sohn des Padirajah) die Coyauri – die schwere Elitekavallerie seines Vaters also – gegen die Cuärwishmänner aus Ce Tydonn, drängte sie in die Reihen ihrer westlichen Nachbarn ab und fügte ihnen starke Verluste zu, als sie sich mühten, den verlorenen Boden wieder gutzumachen. Kurzzeitig versank alles im Chaos, und dutzende Cuärwishmänner flohen in die Sümpfe. Breit- und Krummschwerter blitzten im Sonnenlicht. Plötzlich schwärmten die schimmernden Coyauri scharenweise hinter der Linie der Inrithi aus, während Fanayals Standarte, auf der ein weißes Pferd zu sehen war, nahe der Senke blieb. Die beiden jüngeren Söhne von Gothyelk attackierten die Coyauri mit allen Pferden, die sie noch hatten, schlugen die Fanim zurück, die als Kämpfer der Ebene nicht mit dem hügeligen und zerklüfteten Gelände jenseits der Senke zurechtkamen, und brachten ihnen dabei grauenhafte Verluste bei.
Dadurch ermutigt, ließ Prinz Saubon alle Ritter antreten, die noch zu Pferde waren. Die Inrithi begannen, die Attacken ihrer Gegner immer selbstbewusster zu beantworten, und warfen sich ins scheinbar chaotische Getümmel. Die Fanim aber wichen den feindlichen Reitern geschickt aus, und bald mussten die Inrithi sich zurückziehen, um den Angreifern zu entkommen, die drauf und dran waren, ihre Flanken zu stürmen. Atemlos kamen sie deutlich ausgedünnt mit gebrochenen Lanzen und schartigen Schwertern hinter ihre Schlachtreihe zurückgeritten. Allein Saubon verlor drei Pferde. Graf Othrain von Numaineiri wurde tödlich verletzt von seinen Leuten zurückgeschafft und starb seinem Sohn bald nach.
Die Sonne stieg immer höher, und das Schlachtfeld flimmerte vor Hitze.
Die Grafen und Lehnsmänner des Mittleren Nordens fluchten über die sich ständig ändernde Taktik der Kianene, kamen allerdings nicht umhin, sie zugleich zu bewundern. Sie blickten neidisch auf ihre prächtigen, mit herrlichen Satteldecken geschmückten Pferde und hatten den Eindruck, die heidnischen Reiter vermöchten sie allein mit ihrem Willen zu lenken. Sie spotteten nicht mehr über das angebliche Unvermögen der Granden, mit dem Bogen umzugehen, denn ihre Schilde waren von Pfeilen übersät. Abgebrochene Pfeilschäfte ragten aus den Kettenhemden vieler Männer. Im Lager der Inrithi lagen tausende Tote und Verwundete, die den Bogenschützen der Kianene zum Opfer gefallen waren.
Als die Fanim sich zurückzogen und neu aufstellten, löste das bei den Männern des Stoßzahns allenfalls verhaltenen Jubel aus. Viele Fußsoldaten, die vor Hitze beinahe erstickten, hetzten in die mit Leichen übersäte Senke und schütteten sich blutiges und fauliges Wasser über den Kopf. Viele andere sanken zitternd auf die Knie und weinten leise. Leibsklaven, Priester, Ehefrauen und Dirnen zogen zwischen den Männern umher, salbten Wunden und boten den einfachen Soldaten Wasser oder Bier an, den Adligen hingegen Wein. Erschöpfte Krieger stimmten kurze religiöse Gesänge an. Offiziere gaben laut Kommandos und verdonnerten mehrere hundert Soldaten dazu, zerbrochene Spieße, Speere und Schilde in den Hang vor der Schlachtreihe zu bohren, um die Angreifer schon im Vorfeld etwas aufzuhalten.
Es
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