Der Prinz von Atrithau
attackierten die ohnehin schon schwankenden Fußsoldaten. Für taktische Überlegungen blieb keine Zeit, auch nicht für Gebete, nur für das verzweifelte Bemühen, den Gegner umzubringen, um am Leben zu bleiben.
An mehreren Stellen geriet die Schlachtreihe ins Wanken und brach.
Dann gaben sich die Cishaurim zu erkennen, als träten sie aus dem Ungefähr der blendenden Sonne heraus.
Überflüssigerweise schlug Saubon mit der flachen Seite seines Schwerts auf die fliehenden Üsgalder ein, die vor seinem schnaubenden Schlachtross ohnehin in Panik flohen – und vor den Reitern in Goldrüstung, die sie zu überrennen drohten.
»Gott will es!«, brüllte Saubon und stürzte sich den nachsetzenden Coyauri entgegen. »Gott will es!« Sein Rappe krachte in das Pferd eines Heiden und brachte den Angreifer ins Stolpern. Sofort schlug Saubon dem erstaunten Mann mit einem Streich den Kopf ab. Dann riss der Prinz sein Pferd herum und parierte den kräftigen Hieb eines in wallendes Karmesinrot gekleideten Kianene. Sein Rappe stolperte zur Seite, erhob sich wiehernd auf die Hinterhand und brachte ihn so nah an den Angreifer heran, dass beider Oberschenkel einander berührten, wobei Saubon allerdings der Größere war. Der Prinz schlug mit dem Schwertknauf zu, und der andere stürzte mit blutendem Gesicht aus dem Sattel. Eine Klinge streifte Saubons Helm. Er schlitzte dem herrenlosen Pferd die Hinterflanke auf, und es preschte in ohnmächtigem Schmerz in die heidnische Reiterei. Dann fuhr er in großem Bogen rückwärts mit dem Breitschwert herum und schlug dem Pferd seines Angreifers den Unterkiefer ab. Es bäumte sich auf, und der Reiter wurde abgeworfen. Saubon riss seinen Rappen nach links und zertrampelte den kreischenden Gotteslästerer.
»Gott …«, schrie er, hieb auf einen anderen Mann ein und zerhackte ihm den Holzschild.
»… will… «, brüllte er und zertrümmerte mit einem zweiten Hieb den abwehrenden Arm darunter.
»… es!«, stieß er hervor, spaltete mit dem dritten Schlag den versilberten Helm und teilte das dunkelhäutige Gesicht des Heiden in Hälften.
Die Coyauri hinter dem zu Boden gesunkenen Mann zögerten, die hinter Saubon dagegen nicht. Eine Lanze schrammte ihm am Rücken entlang, verhakte sich in seinem Kettenhemd und hätte ihn fast aus dem Sattel geworfen. In den Steigbügeln stehend, schlug er erneut mit seiner Klinge zu und zerbrach die Lanze. Als sein Gegner nach dem Krummschwert langte, jagte Saubon ihm die Klinge zwischen zwei Platten seines Brustpanzers. Wieder einer hinüber. Die Heiden ringsum staunten.
»Feiglinge«, stieß Saubon hervor und preschte mit wahnsinnigem Lachen in sie hinein. Sie wichen entsetzt zurück, was zwei weiteren Heiden den Tod brachte. Doch Saubons Rappe bäumte sich unerklärlicherweise auf und stolperte… Noch so ein mieses Pferd! Er knallte hart auf den Rasen. Der Kopf schwamm ihm, und er war benommen. Um ihn herum war ein Wald aus trampelnden Beinen und Hufen. Überall lagen erstarrte Körper herum, und die Grasnarbe war völlig zerfurcht. Los… los… steh auf!, dachte er und trat auf sein zappelndes Pferd ein. Ein großer Schatten türmte sich schwungvoll über ihm auf. Eiserne Hufe zerstampften das Gras neben seinem Kopf. Er stieß das Schwert nach oben und spürte, wie es das Brustbein des Pferdes entlangglitt und in den weichen, braunen Unterleib drang. Sonnenlicht blitzte auf. Dann war er frei und kam stolpernd auf die Beine. Doch da schlug etwas mit Wucht auf seinen Helm und ließ ihn in die Knie gehen. Ein weiterer Schlag warf ihn mit dem Gesicht nach vorn zu Boden.
Wie leer und schwach erschien ihm seine Wut da plötzlich! Er streckte die bloße Linke aus und griff nach einer Hand, deren Finger kalt, schwielig und ledern, deren Nägel glasig waren. Die Hand eines Toten. Er blickte über das verfilzte Gras und starrte der Leiche ins Gesicht. Es war ein Inrithi. Sein Gesicht war platt gedrückt und zum Teil blutverkrustet. Der Mann hatte den Helm verloren, und sandblonde Haare sahen aus der Kapuze seines Kettenhemds hervor. Sein Helm lag neben ihm und drückte gegen seine Unterlippe. Der Mann schien furchtbar schwer zu sein und der Inbegriff der Unbeweglichkeit – wie die Erde selbst, auf der er lag.
In einem alptraumhaften Moment der Erkenntnis, der so surreal war, dass er ihn nicht zu erschrecken vermochte, begriff Saubon, dass es sein eigenes Gesicht war, das er dort sah, und dass er seine eigene Hand hielt…
Er wollte
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