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Der Prinzessinnenclub

Der Prinzessinnenclub

Titel: Der Prinzessinnenclub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Reider
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lieber gewesen, wenn wir uns noch mal bei mir getroffen hätten, damit sie weiter in Mamas »Prinzessin Diana«-Fotobänden schmökern konnte. Aber zugegeben, ich war neugierig auf Sissis Zuhause.
    »Wir wohnen direkt über der Konditorei«, hatte Sissi Emma und mir morgens in der Schule erklärt. »Aber ihr braucht nicht durch den Laden zu gehen. Der Eingang zu unserer Wohnung ist nebenan!«
    Schade eigentlich! Ich hätte mir die Konditorei Lilienthal gerne aus der Nähe angeguckt! Zwar war ich früher schon mal mit Papa dort gewesen. (Ich erinnerte mich noch dunkel an eine köstliche Nuss-Sahne-Torte!) Aber das war schon eine halbe Ewigkeit her und damals hatte ich mich natürlich kaum umgesehen.
    »Ob wir Sissis Eltern kennenlernen?«, fragte ich Emma, als wir vor der Konditorei standen.
    »Nö, das glaube ich nicht.« Emma schüttelte den Kopf. »Die müssen doch bestimmt um diese Zeit arbeiten. Aber vielleicht sind ihre Geschwister ja da.«
    »Du meinst, die Nervzwerge«, grinste ich.
    Sissi hatte uns bisher nicht mal die Namen ihrer kleinen Geschwister genannt. Sie bezeichnete ihren siebenjährigen Bruder und die vierjährigen Zwillinge immer nur als die »Nervzwerge«.
    »Soll ich klingeln?«, fragte Emma.
    »Nee, warte noch mal!«
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und lugte neugierig in die Konditorei. Ob die Frau dort hinter dem Tresen mit dem leicht angespannt wirkenden Gesicht Sissis Mutter war? Bestimmt! Sie schien eine ähnlich zierliche Figur wie Sissi zu haben und die gleichen schönen rotbraunen Locken. Nur dass ihre Haare kurz geschnitten waren.
    Plötzlich erklang Sissis Stimme knisternd und ungeduldig durch die Gegensprechanlage. »Diana, Emma! Ich hab euch schon von oben kommen sehen! Wieso klingelt ihr denn nicht?«
    Sie drückte den Türöffner und wir traten ein.
    »Wollt ihr was trinken?«, rief Sissi statt einer Begrüßung von oben.
    Emma und ich nickten. »Ja, gern.«
    »Die Treppe hoch und dann geradeaus durch«, wies Sissi uns an. »Ich komme gleich nach.«
    Gehorsam trotteten wir nach oben. Aber an der Tür zu Sissis Zimmer blieb Emma wie angewurzelt stehen. »Wahnsinn! Guck mal, Diana!«
    Neugierig drängte ich mich an Emma vorbei und kam aus dem Schauen gar nicht mehr heraus. Sissis Zimmer war winzig, kaum mehr als eine kleine Kammer, aber was für eine...! Das schmale Bett hatte ein fein geschwungenes Gestell aus Messing, die Tagesdecke darüber war aus weinrotem Samt, ebenso die Kissen, die überall lagen. An der zartrosa und weiß tapezierten Wand neben dem Bett hing ein großer verschnörkelter Spiegel, selbst Sissis kleines Bücherregal und ihr Kleiderschrank waren mit Glitzer- und Spiegelornamenten verziert. Die hellen Vorhänge, die sich rund um das schmale Fenster bauschten, wirkten hauchzart. Und von der Decke baumelte ein vierarmiger Kronleuchter, an dem Dutzende von bunten Glassteinen glitzerten.
    »Den Leuchter habe ich selber auf dem Flohmarkt ergattert«, sagte Sissi stolz, während sie das Tablett mit dem Apfelsaft auf ein winziges Tischchen stellte. »Ich habe so lange gebettelt, bis die Frau mit dem Preis runtergegangen ist. Es haben ein paar Steine gefehlt, aber die habe ich inzwischen ersetzt.«
    »Er ist echt toll!«, sagte ich beeindruckt.
    Emma und ich setzten uns auf Sissis Bett. Andere Sitzgelegenheiten gab es keine. Nicht mal einen Schreibtischstuhl! Wo Sissi wohl ihre Hausaufgaben machte?
    Sissi selber hatte sich auf dem Boden niedergelassen und kreuzte graziös die Beine. »Gefällt euch mein Zimmer?«, fragte sie.
    Emma und ich nickten, immer noch sprachlos.
    »Eigentlich ist unsere Wohnung ja viel zu klein für eine sechsköpfige Familie«, meinte Sissi. »Meine Eltern wollen auch schon lange ein Haus für uns suchen, aber sie kommen einfach nicht dazu. Und für sie ist es natürlich enorm praktisch, direkt über der Konditorei zu wohnen. - Na ja, ich bin an die Enge gewöhnt.«
    Emma sah sich neugierig um. »Du hast ja überhaupt nichts aus Plastik in deinem Zimmer, Sissi! Kein Stück! Nicht mal eine alte Barbie!«
    »Im 19. Jahrhundert gab es wahrscheinlich noch kein Plastik«, sagte ich oberschlau.
    »Bitte?«, fragte Emma. »Wieso im 19. Jahrhundert?«
    Ich seufzte, bevor ich Emma geduldig aufklärte: »Das ist die Zeit, in der Prinzessin Sissi gelebt hat. Also, die richtige Prinzessin Sissi, meine ich natürlich.«
    »Ach so, klar«, nickte Emma errötend.
    Sissi lächelte nur.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein sommersprossiger Junge

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