Der Prinzessinnenclub
begleiten. Dann vollbringen wir alle drei eine gute Tat!« Sie grinste. »Einverstanden?«
Ich nahm das Kissen auf wie einen Fehdehandschuh und pfefferte es zu Sissi zurück. »Deine gute Frau Blümlein denkt doch, wir haben nicht mehr alle Tassen im Schrank, wenn wir da zu dritt mit einem Stück Kuchen auftauchen!«
»Diana hat recht«, bekräftigte Emma. »Das wäre bestimmt furchtbar peinlich!«
»Quatsch!«, sagte Sissi wenig prinzessinnenhaft. »Ich bin sicher, dass Frau Blümlein sich über Gesellschaft freut! Seit ihrem Unfall ist sie nämlich ziemlich viel allein. Deswegen bleibe ich oft ein bisschen länger bei ihr und wir trinken zusammen Tee. Sie ist total nett!«
»Trotzdem...«, sagte ich widerstrebend.
Sissi warf ihre Locken nach hinten und stöhnte theatralisch. »Also gut, dann rufe ich Frau Blümlein eben vorher an und frage, ob sie damit einverstanden ist, ja?«
Emma und ich guckten uns unsicher an. Aber schließlich nickten wir. »In Ordnung, wenn du das wirklich für eine gute Idee hältst.«
Es war wirklich schwer, Sissi etwas abzuschlagen …
»Am nächsten Tag sind wir dann zum ersten Mal zu Frau Blümlein gegangen«, erinnert sich Emma.
»Weißt du eigentlich, Emma, dass deine Mutter noch am gleichen Abend aufgeregt meine Mutter in der Konditorei angerufen hat, um sich zu vergewissern, dass Frau Blümlein wirklich eine harmlose alte Dame ist und nicht etwa einen gefährlichen Drogen- oder Mädchenhandel betreibt?«, grinst Sissi.
»Nein!«, kreischt Emma entsetzt. »DAS hat Mama wirklich getan?«
Sissi nickt kichernd. »Ich hab dir nichts davon erzählt, weil ich dachte, dass es dir sicher schrecklich...« Sie sieht uns erwartungsvoll an. »Na...?«
»... SCHRECKLICH PEINLICH gewesen wäre«, rufen Emma und ich im Chor.
S issi hatte uns gebeten, sie nachmittags in der Konditorei abzuholen. Laut Sissi hatte Frau Blümlein freudig zugestimmt, als sie sich telefonisch vergewisserte, ob es der alten Dame auch recht wäre, wenn Sissi uns mitbrachte.
Trotzdem war meine Laune an dem Tag unglaublich mies! Und das nur, weil mich Herr Dickefett morgens in der Biostunde an die Tafel zitiert hatte. Ich sollte - was auch sonst? - die vier Mägen der Kuh und ihre besonderen Merkmale anschreiben. So langsam hatte ich das Gefühl, Herr Dickefett würde uns bis zum Abitur mit den vier Mägen der Kuh quälen. Leider hatte selbst Babette sich nicht getraut, Herrn Dickefett ein weiteres Mal nach seinem schönsten Ferienerlebnis zu fragen, und so waren die vier Mägen der Kuh und ich ganz allein da vorne an der Tafel. Prompt hatte ich total versagt, mich derartig zwischen Lab- und Blättermagen, Netzmagen und Pansen verheddert, dass ich sogar von Tiffany, der es dank ihrer schnippischen Art bereits gelungen war, sich den hart umkämpften Titel der Klassen-Schlange zu sichern, mitleidige Blicke erntete. Was etwas heißen sollte.
Das Schlimmste aber war: Als ich Mama beim Mittagessen von meiner Blamage berichtete, schlug sie sich nicht etwa auf meine Seite, wie ich das selbstverständlich erwartet hatte. Sondern erklärte mir stattdessen, dass ich künftig wirklich mehr für die Schule tun müsste. »Es hilft doch nichts, Diana! Auf dem Gymnasium wird eben mehr von euch verlangt als auf der Grundschule! - Und da fällt mir ein: Wie weit seid ihr eigentlich mit eurer Gruppenarbeit?«
Oje - »Die Prinzessin auf der Erbse«! Bereits am kommenden Montag waren Sissi, Emma und ich mit unserem Vortrag dran. Und bisher hatten wir lediglich die Inhaltsangabe fertig! Na ja, um ehrlich zu sein: Die hatte Emma eigentlich allein geschrieben!
»Äh... wir wollen heute dran weiterarbeiten«, versprach ich Mama und senkte den Kopf schnell noch etwas tiefer über meine Spaghetti. Eigentlich hatte ich ja Mama von unserem geplanten Besuch bei Frau Blümlein erzählen wollen, aber das unterließ ich jetzt wohl besser. Mannomann, ob es bei den guten Taten Punktabzug gab, wenn ich dafür vorher Mama belügen musste? Oder sagen wir vielleicht doch lieber, wenn ich Mama gewisse Informationen vorenthielt? Ach, das Prinzessinnenleben konnte ganz schön kompliziert sein...!
Sissi erwartete uns schon vor der Konditorei. Sie trug ein kleines violettes Hütchen, das auf jedem anderen Kopf albern ausgesehen hätte - und ein Kuchenpaket.
»Du siehst toll aus!«, rief Emma bewundernd.
»Danke«, sagte Sissi und schlug bescheiden die Augen nieder. »Ich habe für uns auch ein bisschen Kuchen eingepackt. Ich meine, wir können
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