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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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ergriff die Gelegenheit, um ihren Arm zu tätscheln und ihr dankbar und gütig zuzunicken. Janette stellte die Tasse ab und ging hinaus. Manfred sah ihr wehmütig nach. Dann wandte er sich seinem Enkel zu.
    »Ja, des is alles a bissl komisch, wenn man’s so im Nachhinein bedenkt. Aber wennst mitten drin bist, dann denkst dir ja nix dabei.«
    »Du hast gar nichts falsch gemacht. Ich hätt an deiner Stelle auch nicht mehr mitgekriegt. Das ist ganz normal.«
    Manfred nickte. Wallner goss ihm noch etwas Baldriantee ein. Manfred nahm die Tasse, ohne zu zittern, und blies auf den heißen Tee. Wallner setzte sich zu ihm.
    Manfred nahm sehr langsam einen Schluck Tee und sah zum Fenster. Aber dahinter war nur das Blaulicht eines Einsatzwagens zu sehen. »Was meinst, warum hat der Kerl das Mädel umgebracht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich schätze, es gibt auch keinen Grund, den wir verstehen können.«
    Manfred schüttelte fassungslos den Kopf. »Was is des für a Welt geworden.«
    Wallner legte seinen Arm um Manfred. »Die Welt war in deiner Jugend auch nicht besser. Und es gibt immer a paar Dinge, für die es sich zu leben lohnt.« Er sah seinen Großvater fast liebevoll an. »Soll ich dir die Janette wieder reinschicken?«
    Er zwinkerte Manfred zu. Manfred lächelte und legte seine Hand auf Wallners Arm. In diesem Moment erschien Mike in der Tür. Er fixierte Wallner mit jener Mischung aus Spott, Wohlwollen und Heiterkeit, die ihn überkam, wenn er mehr wusste als sein Chef.
    »Schwing deinen Arsch nach draußen. Ich glaub, der Bursche hat an Fehler g’macht.«

[home]
    13 . Kapitel
    S ie standen im dichten Schneetreiben auf der Straße vor Wallners Haus und betrachteten den kaputten Scheinwerfer des Renault. Zusammen mit Wallner und Mike stand ein junger Bursche in Bomberjacke und Jeans und mit langen Haaren neben dem Wagen. Er hieß Hubert Mangolt und wohnte drei Häuser weiter. Wallner kannte ihn seit zwanzig Jahren. Mangolt berichtete, dass ihm kurz nach fünf einer draufgefahren sei. Er habe dem Kerl noch nachgerufen, er solle anhalten, und ihm gedroht, ihn aus dem Wagen zu ziehen, und sei dem Wagen nachgerannt. Doch dann sei er auf dem eisigen Untergrund ausgeglitten und habe sich die Hüfte geprellt. Halb ohnmächtig vor Schmerz sei er auf der Straße gelegen. Das habe ihn aber nicht davon abgehalten, sich das Kennzeichen des flüchtigen Fahrzeugs genauestens einzuprägen. Es sei im Übrigen der Wagen einer Autovermietung namens SchreiberRent gewesen. Auch habe er, Mangolt, die Sache bereits telefonisch zur Anzeige gebracht. Aber bei der Polizei habe man ihm gesagt, alle verfügbaren Kräfte seien mit dem Mord an dem Mädchen beschäftigt. Die Bearbeitung könne daher dauern.
    Mike sagte, man habe gleich versucht, die Autovermietung SchreiberRent zu erreichen. Aber da sei um die Uhrzeit keiner mehr. Man müsse also bis morgen früh warten. Dann allerdings dürfte die Sache ziemlich schnell geklärt sein.
     
    Um halb vier waren die letzten Beamten gegangen. Wallner hatte Manfred noch einen Baldriantee gemacht und ihm zur Sicherheit eine halbe Schlaftablette gegeben. Manfred schlief, wenn auch unruhig. Wallner konnte nicht schlafen. Zu viele Dinge gingen ihm im Kopf um. Der Mörder hatte sein Opfer auf Wallners Dach gelegt. Warum? Wallner suchte nach einer Erklärung, fand aber keine. Außer, dass der Mörder ihn provozieren wollte. Kurz vor fünf ging Wallner in die Küche und machte sich einen Kaffee. Er stand mit der dampfenden Kaffeetasse am Fenster und sah in den Hof hinaus. Es hatte inzwischen gut zwanzig Zentimeter geschneit. Wallner öffnete das Fenster. Der Nachtwind wehte dicke Flocken in sein Gesicht. Ausnahmsweise genoss Wallner die Kälte.
     
    Als Wallner am Morgen um Viertel nach sechs zur Arbeit kam, warteten Reporter vor dem Gebäude und wollten eine Stellungnahme. Wallner bedauerte und verwies auf die Pressestelle des Polizeipräsidiums.
    Lutz war schon im Büro und hatte Kaffee gemacht. Die beiden Männer saßen auf ihren Bürosesseln und tranken still aus ihren Kaffeebechern. Vor den Fenstern war es noch dunkel. Von draußen hörte man das metallische Schrappen eines Schneepfluges. Lutz war seit einem Jahr geschieden. Seine Frau lebte eine Straße weiter mit einem Bauabteilungsleiter aus dem Landratsamt, der sich für Musik und Theater interessierte. Lutz hatte das nie getan. Jetzt wohnte Lutz allein in einem Haus, in das er Küche, Sauna und Fußbodenheizung eingebaut hatte. Seinen achtjährigen

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