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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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richtig. Aber manchmal – gewiss ganz selten – komme es eben doch vor, dass irgendetwas nicht oder auch falsch eingegeben werde. Und daher bitte er sie höflichst, nachzuforschen, ob der Wagen gestern nicht doch vermietet wurde. Er werde auch jemanden vorbeischicken, der ihr bei dieser Nachforschung behilflich sei. Nein, nicht den gereizten Kollegen von gerade eben, sondern einen anderen, von ausgeglichenem, freundlichem Wesen.
    Wallner legte auf und wies Mike an, nachher zu der Autovermietung nach München zu fahren. Mike schlug vor, die Münchner Kollegen um Amtshilfe zu bitten. Aber Wallner hatte Sorge, dass die sich von der resoluten Telefonistin damit abspeisen ließen, es sei keiner mit dem Wagen gefahren. Sie hier in Miesbach wussten, dass jemand mit dem Wagen gefahren war. Und der hatte vermutlich zwei Morde begangen.
    »Ich hab’s geahnt. Irgendwas stimmt mit dem Wagen net. Der Kerl verarscht uns.« Lutz war für seine Verhältnisse ziemlich aufgebracht.
    »Jetzt wart halt erst mal ab. Vielleicht hat der Bomberjacken-Schorsch ja irgendwas falsch gelesen. Hat mich eh g’wundert, dass der überhaupt lesen kann«, sagte Mike.
    »Mike hat recht. Vielleicht hat der Zeuge einen Zahlendreher reingebracht oder einen Buchstaben verwechselt. Kommt ja vor.«
     
    Um halb neun hielt Wallner eine Tagesbesprechung mit allen ab, die an dem Fall arbeiteten. Es waren etliche Aufgaben zu koordinieren. Ein Kollege aus Rosenheim hatte ausschließlich damit zu tun, die Herkunft der Goldbrokatkleider zu ermitteln. Bis jetzt war noch nicht einmal klar, ob sie beide im gleichen Laden gekauft worden waren. Es musste recherchiert werden, wer um den Spitzingsee herum eine Hütte hatte und wer am vergangenen Wochenende darin gewohnt hatte – der Eigentümer, Freunde, Verwandte oder ein Mieter. Sämtliche Angaben mussten verifiziert und aus allen gewonnenen Personendaten die unverdächtigen eliminiert werden. Das waren dem vorgegebenen Raster zufolge alle Personen unter fünfundzwanzig und über siebzig sowie alle Frauen. Der Rest wurde auf einschlägige Vorstrafen und andere Verdachtsmomente hin überprüft – etwa, ob jemand allein auf der Hütte gewesen war. Zwei Mitarbeiter waren damit beschäftigt, die Kundendaten von Internet-Buchhändlern, die Literatur zum Thema »Rosenkreuzer« vertrieben hatten, aufzuarbeiten und mit den Daten über die Hütten abzugleichen. Außerdem musste man vom Mobilfunkprovider die Liste mit den Telefonaten besorgen, die Pia Eltwanger im letzten halben Jahr von ihrem Handy aus geführt hatte. Die Kollegen, die in München ein Täterprofil erstellen sollten, mussten mit Informationen über beide Morde versorgt werden. Wallner beorderte zwei Kollegen, sich in der Schule umzuhören, die Gertraud Dichl besucht hatte. Er bezweifelte, dass Brauchbares herauskommen würde. Die Tat hatte mit großer Wahrscheinlichkeit nichts mit dem Privatleben des Mädchens zu tun. Und zwischen den beiden Mordopfern gab es vermutlich keinen Zusammenhang. Sie stammten aus zwei verschiedenen Welten.
     
    Es schneite seit Mitternacht ohne Unterbrechung. Die Luft war kälter geworden, und die Schneeflocken schwebten mit einschläfernder Gleichförmigkeit auf die weiße Landschaft nieder. Es war still. Der Schnee schluckte jeden Laut. Einen halben Kilometer nach der Abzweigung von der Bundesstraße waren sie stecken geblieben, als der Weg zum Gehöft eine Steigung nahm. Wallner und Tina mussten den Wagen stehen lassen und den Rest des Weges zu Fuß gehen. Selbst Wallner war warm vom Anstieg.
    »Warum hast mich mitgenommen?«
    »Mike musste nach München.«
    »Dann hättst ja irgendwen anders mitnehmen können.«
    »Ich wollte aber dich dabeihaben. Was ist daran so schlimm?«
    »Du willst mich doch sonst net dabeihaben.«
    »Weil dein Job Spurensicherung ist. Hier … ich hab gedacht, es wär nicht schlecht, wenn eine Frau dabei ist.«
    Wallner hauchte eine Kondenswolke aus. Eine Schneeflocke landete auf seinem Kinn und zerschmolz im gleichen Augenblick. Sie stapften eine Weile schweigend weiter durch den Schnee.
    »Hast du Angst wegen Valerie?«, fragte Wallner schließlich.
    »Ja.« Tina blieb stehen. Sie presste die Lippen aufeinander und atmete tief ein. Tina war hart im Nehmen. Aber sie hatte eine fünfzehnjährige Tochter. »Ehrlich gesagt – ich hab a Scheißangst.«
    Wallner nickte nur. Tina wusste, wo sie mit den Ermittlungen standen. Wallner hatte keine Möglichkeit, ihr die Angst zu nehmen. Er hätte es gern

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