Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
Vom Netzwerk:
rüberkommen, is er fällig.«
    Das Telefon klingelte. Es war schon fast acht. Am anderen Ende meldete sich eine Kollegin aus dem Labor.
    »Servus. Hier is die Margit. Seid’s noch im Büro?«
    »Schaut so aus, oder? Was gibt’s denn?«
    »Mir ham was, des könnt euch weiterbringen …«

[home]
    15 . Kapitel
    E r stapfte mit Skischuhen durch Bruchharsch. Als die Sonne hinter einem Nachbarberg verschwand und die Schatten kamen, fiel die Temperatur merklich. Zwischen minus fünf und minus zehn Grad waren es jetzt. Noch war der Himmel klar. Die untergehende Sonne tauchte die Spitzen der Berge in Pastellfarben. Unten lag das Tal im Abenddämmer.
    Peter hatte ihren Namen gerufen. Aber sie war stumm geblieben. Auch bewegt hatte sie sich nicht mehr. Der erste Gedanke war gewesen, zu Lisa hinunterzuklettern. Er hatte sich auf den Schnee gelegt und sich bis zum Rand einer Wechte gezogen. Als er, die Spitzen der Skischuhe in den Schnee gerammt, über den Rand der Wechte blickte, war dort nichts. Das Schneebrett hing über einem Abgrund. Erst ganz unten kam die Wand in Sicht. Glatter Fels ohne Griffe und Tritte. Er war umgekehrt und zu seinen Skiern geklettert, die er weiter oben hatte liegen lassen, und hatte den Pullover angezogen. Er musste jetzt darauf achten, sich warm zu halten. Seine Skijacke hatte Lisa mit in die Tiefe gerissen.
    Im Nordwesten zog eine Wolkenwand auf. Im Osten wurde es Nacht. Das Licht erlosch auf den letzten Bergspitzen, und die ersten Sterne zeigten sich. Panik überkam ihn. Bald würde der Schnee einsetzen. Die Temperaturen würden auf minus fünfzehn Grad sinken oder darunter. Lisa lag bewusstlos im Abgrund. Die Kälte würde sie nicht lange überleben. Als Peter seine Skier erreichte, war er durchnässt. Die Anstrengung und die Angst hatten ihm den Schweiß aus den Poren getrieben. Sein Herz schlug bis zum Hals. Aber er versuchte, ruhig zu bleiben und sich einzuprägen, wo er war, damit er später die Absturzstelle beschreiben konnte. Eine Stunde würde er für die Abfahrt brauchen. Vielleicht weniger. Vorausgesetzt, er verirrte sich nicht. Wenn er in die Nacht geriet und in den Schneesturm, konnte es gut sein, dass er gar nicht mehr ins Tal fand. Denn er kannte den Berg nicht, und seine Karte war im Schneetreiben nutzlos. Peter stieg in seine Skibindungen, griff schnell die Stöcke und wollte losfahren. Dann besann er sich und steckte die Hände durch die Schlaufen der Stöcke. Auch der Verlust eines Stocks konnte Folgen haben. Denn der Schnee war schwer und schon mit Stöcken nur mit Mühe zu bewältigen. Vermutlich müsste er die eine oder andere Passage bergauf gehen. Peter sah sich um und widerstand dem Drang, möglichst hastig irgendwie nach unten zu fahren. Hundert Meter weiter lag Lisa. Ihr Körper entließ jede Minute Wärme in die Bergluft. Jede Minute würde ihre Körpertemperatur weiter fallen. Die Zeit lief ab. Er hatte in seinem Leben viele Fehler gemacht. Jetzt durfte er sich keinen Fehler erlauben.
    Er ging einige Meter, bis er an einer sanft abfallenden Kante angelangt war. Von hier aus konnte man weit nach unten blicken. Der Weg war frei. Das Licht noch ausreichend. Er musste sich beruhigen, sich klarmachen, dass er in einer Stunde im Tal sein würde. Dort gab es irgendwo ein Telefon, er würde die Bergwacht verständigen, und man würde Lisa vom Berg holen. Wenn alles gutging, noch bevor das Wetter kam. Lisa würde unterkühlt sein. Wahrscheinlich hatte sie sich Knochen gebrochen. Aber sie würde leben. Peter spürte, wie bei diesen Gedanken seine Aufregung zunahm. Er stieß sich mit kräftigen Stockeinsätzen ab und nahm Fahrt auf. Der Schnee war schwer, aber beherrschbar. Er fasste neuen Mut. Da sackte mit einem Mal der linke Ski nach unten weg. Seine Spitze bohrte sich in den Schnee und zog das linke Bein mit nach unten. Peter überschlug sich, rollte zwanzig Meter den Hang hinunter. Er grub sich aus dem Schnee und brauchte Zeit, bis er begriff, was passiert war. Die Spitze des linken Skis war abgebrochen. Vermutlich war er schon bei der Fahrt zu Lisas Absturzstelle zu heftig gegen einen Felsen gefahren. Der rechte Ski war nicht mehr am Fuß. Die Sicherheitsbindung hatte sich beim Sturz gelöst. Nur mit äußerster Anstrengung konnte er das Bein mit dem linken Ski aus dem Tiefschnee ziehen. Er löste die Bindung und betrachtete die Spitze, die noch an einer der Stahlkanten hing.
    Auf einem Ski konnte er nicht ins Tal abfahren. Vielleicht auf gewalzter Piste, vielleicht,

Weitere Kostenlose Bücher