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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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war Schlohbichel am Ende seiner Kräfte. Das wenige, was ihm davon übrig blieb, beschloss er beim Warten auf Hilfe einzusetzen. Und er tat gut daran. Denn Hilfe kam erst zwei Tage später, als Schlohbichel dem Erfrierungstod nahe war, als ihm schon ganz warm geworden war und er sich am liebsten aller Kleidungsstücke entledigt hätte. Das konnte er infolge seiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit freilich nicht. Und so hatte ihm der Schnee wiederum das Leben gerettet. Nur den rechten Fuß des Schlohbichel, den konnten sie nicht mehr retten. Der war endgültig erfroren. Während der zwei Tage aber, während derer Schlohbichel bis zum Hals im Schnee steckte, war sein Blick fest auf den Berg vor ihm gerichtet gewesen, auf den Rastkogel. Um sich wach zu halten, studierte Schlohbichel den Berg eingehend, prägte sich jeden Zacken, jedes Felstürmchen und jedes Kar ein, beobachtete die unterschiedlichen Lichtverhältnisse und ihre Wirkung auf das Erscheinungsbild des Berges während des Tages wie auch während der Nacht. Schlohbichel hasste fortan den Berg, der tatenlos zugesehen hatte, wie sein rechter Fuß abgefroren war. Was natürlich ungerecht war. Denn der Berg konnte nichts für Schlohbichels rechten Fuß. Aber das sei auch nicht der Punkt, beendete Margit ihre Ausführungen. Der Punkt sei, dass es sich bei dem Bild auf den Plaketten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um den Rastkogel in den Tuxer Voralpen handele. Was der Mörder damit sagen wolle, wisse sie auch nicht. Aber vielleicht bringe es Wallner ja weiter. Wallner notierte sich den Namen des Berges und dankte ihr.
    Weder Lutz noch Mike hatten je vom Rastkogel gehört. Dass der Berg willkürlich für das Puzzle auf den beiden Plaketten ausgewählt worden war, konnte sich aber auch keiner vorstellen. Vermutlich werde man klarer sehen, wenn man ein weiteres Teil des Puzzles habe, sagte Mike. Alle drei Männer schwiegen einen Augenblick, machten sich ihre Gedanken, was dieses nächste Teil mit sich bringen würde.
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte Wallner. »Wir sollten noch mal durchlüften.« Wallner öffnete das Fenster, um die stickige, von schlechten Gedanken erfüllte Luft nach draußen zu lassen, und verabschiedete sich auf die Toilette. Es reichte, wenn Lutz und Mike froren.
     
    Es hatte aufgehört zu schneien. Die Luft war klar und kalt. Der Orion stand im Süden über den Bergen. Wallner konnte nicht sofort nach Hause fahren. Auch wenn ihm bewusst war, dass er sich um Manfred kümmern musste. Wallner hatte seinen Großvater im Verlauf des Tages mehrfach angerufen. Manfred hatte sich jedes Mal beschwert, dass die Spurensicherung immer noch da sei und dass ein Dutzend Reporter das Haus belagerten. Schließlich hatte Wallner mit Lutz gesprochen, und der hatte der Spurensucherei ein Ende bereitet. Der Täter hatte das Haus nach Angaben von Manfred ja gar nicht betreten. Und draußen war alles zugeschneit worden. Es war unwahrscheinlich, mehr Spuren zu finden, als der Täter hatte zurücklassen wollen. Außerdem hatte Wallner gebeten, dass ein uniformierter Kollege das Haus bewachte und die Reporter auf Distanz hielt. Manfred war nörgelig. Gewiss. Bei aller Nörgeligkeit schien aber Manfreds Angst durch. Für ihn war unfassbar, was passiert war. Der Anblick des toten Mädchens, das mit einer Dachlawine vor seine Füße gefallen war, hatte ihn traumatisiert. Wallner hatte das bei jedem Telefonat gespürt. Dennoch konnte er jetzt nicht einfach nach Hause fahren.
    Im Kakadu erwartete Wallner ein ähnliches Bild wie am Vorabend. Allerdings war die Stimmung verändert. Hatte der erste Mord noch Schaudern, Betroffenheit und vor allem auch Sensationslust geweckt, so überwog jetzt etwas anderes: Angst.
    Kreuthner hielt abermals Hof. War er gestern aufgekratzt und prahlerisch gewesen, so referierte er heute mit staatsmännischer Betroffenheit und der Sorge desjenigen, in dessen Händen die Sicherheit der Bevölkerung lag. Er beteiligte sich nicht an den Vorschlägen, was man mit dem Mörder anstellen sollte, wenn man seiner habhaft würde. Nein, Kreuthner enthielt sich als Vertreter des Gesetzes jeglicher Lynchjustizgelüste und wahrte kühlen Kopf. Denn nur mit eiskaltem Verstand würde es Kreuthners Ausführungen zufolge möglich sein, den ungemein raffiniert vorgehenden Täter dingfest zu machen. Selbstredend konnte Kreuthner seinen Zuhörern keine Details über den Stand der Ermittlungen geben, auch wenn er den Eindruck vermittelte, dass ihn der

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