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Der Privatdozent

Titel: Der Privatdozent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfriend
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Stirn. „Aber – du hast es doch auch mit dem – Heini gemacht!”
    „Ja, und zwar weil ich da Bock drauf hatte.”
    „Und auf mich? Kein Bock?”
    „Nein.”
    Lukas zieht eine beleidigte Schnute. „Glaub ich nicht!”
    „Ich glaub das für dich mit!”
    „Komm, ich will wissen, wie das ist.”
    „Wieso?”
    Lukas‘ Grinsen verschwindet plötzlich. Offenbar habe ich den wunden Punkt getroffen.
    „Bist du schwul?”, frage ich weiter.
    „Nein!”, faucht Lukas mich an. Jetzt springt er aus meinem Bett und schlingt erstaunlich geschickt meine Bettdecke um seinen nackten Körper.
    „Wenn du mit mir rummachen willst, dann ist das aber schon ziemlich schwul, oder?”
    Wütend guckt er mich an. „Ich bin nicht schwul!”
    „Aber du willst Sex mit mir!”
    Lukas will widersprechen, aber er merkt wohl, dass er sich da in ein paar Widersprüche verheddert hat. Plötzlich wirft er meine Bettdecke ab und stürzt auf mich zu. Nicht schon wieder! Es geht blitzschnell. Lukas rennt gegen mich an. Gemeinsam taumeln wir zurück und landen krachend in meinem Schrank. Die Kleiderstange rutscht aus ihrer Befestigung und meine Hosen und Jacken und Shirts landen mitsamt Bügeln auf uns. Lukas’ Gesicht ist meinem ganz nah.
    „Ich bin nicht schwul”, sagt er nachdrücklich.
    Ich antworte nicht, spüre nur seine Latte in meinem Schritt und rieche seinen Bieratem.
    „Ich will es nur mal ausprobieren …”, setzt Lukas nach einer Weile hinzu.
    „Warum mit mir?” Meine Stimme ist kaum ein Flüstern.
    „Weil du der einzige Schwule bist.”
    „Nein, bin ich nicht. Es gibt noch ein paar mehr …”
    „Na, dann halt der einzige, den ich kenne.”
    „Und warum willst du es überhaupt ausprobieren?”
    Ich spüre, wie Lukas als Antwort die Achseln zuckt.
    „Ich kann aber nicht”, sage ich.
    „Warum?”
    „Weil wir zusammen in einer WG wohnen, ganz einfach.”
    „Ich zieh aus!”
    Fast muss ich lachen bei diesem naiven Lösungsvorschlag.
    „Was ist?”, fragt er. „Machst du dich über mich lustig?”
    „Lukas, ich will keinen Stress mit dir. Und so was macht auf jeden Fall Stress!”
    „Muss aber doch nicht.”
    „Die Chancen stehen aber nicht gut.”
    „Was für Chancen?”
    „Na, entweder findest du dein Experiment nachher beschissen und wir müssen uns tagtäglich sehen, weil wir zusammen hier wohnen. Oder du verknallst dich in mich und …”
    „Pah!”, macht Lukas. „Keine Schwulenscheiße!”
    Ich seufze.
    „Nur mal ficken!”
    „Ich bin nicht der Typ, für nur mal ficken ”, sage ich und drücke ihn von mir weg.
    „Aber mit deinem Dozent hast du auch gefickt!”
    „Das war kein Ficken, das war heißer Spontansex mit Option auf mehr.”
    „Option auf mehr?”, fragt Lukas verwirrt und stellt sich wieder wackelig auf die Beine.
    Ich klettere auch aus dem Schrank. „Ja, ich bin jetzt fest mit ihm zusammen. Mit Treusein und so”, lüge ich.
    „Oh”, macht Lukas. „Dann – dann …” Er schluckt. „Dann hab ich wohl keine Chance, was?”
    Plötzlich steht da nicht mehr der Machokerl, den ich kenne, sondern ein Junge, der offenbar nicht genau weiß, wo er im Leben steht.
    „Willst du mir nicht erzählen, was mit dir los ist?” Ich schaue an ihm herunter. „Und vielleicht ziehst du dafür wieder was drüber?”
    Lukas kichert. „War ’ne bescheuerte Idee, was?”
    „Ja”, sage ich, obwohl ich mir da gar nicht so sicher bin.
    Was wäre passiert, wenn Lukas und ich uns nicht am Montag unter der Dusche begegnet wären, sondern am Sonntag? Was, wenn ich nicht aus heiterem Himmel mit meinem Dozenten rumgevögelt hätte? Was, wenn ich mich ebenfalls auf der Party betrunken hätte und jetzt total spitz nach einem Ventil suchen würde? Lukas sieht absolut scharf aus, das ist mir schon bei meiner Bewerbung für das Zimmer aufgefallen. Aber bislang hat das keine Rolle gespielt, weil ich davon ausgegangen bin, dass Lukas hetero ist. Na ja, vielleicht ist er das ja auch wirklich und will sich in der Tat nur mal ausprobieren. Aber würde ich mich da nicht liebend gern zur Verfügung stellen, wenn die Situation nur ein wenig anders wäre? Und wieso überhaupt meine Zurückhaltung? Der Zwischenfall mit Marco war echt Wahnsinn, aber darf ich mir wirklich einbilden, dass da mehr draus werden kann? Ich bin auf dem besten Wege, mir richtig was vorzumachen! Aber das, was Marco gesagt hat, will mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Dass er mich schon von Anfang an beobachtet hat, dass er darauf wartet, dass ich

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