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Der Privatdozent

Titel: Der Privatdozent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfriend
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endlich den Seminarraum betrete, wenn ich mal wieder zu spät bin. Überhaupt die ganzen liebevollen Gesten … Das war nicht nur purer Sex, das war irgendwie auf einer anderen Ebene. Und wie ich es auch drehe und wende, ich mache mir vielleicht was vor, aber ich habe auch einige Gründe … Vielleicht müsste ich jetzt gar nicht auf den Montag warten, wenn einer von uns nur geistesgegenwärtig genug gewesen wäre, die Handynummer des anderen zu verlangen. Vielleicht stünde dann jetzt ein nackter Marco vor mir und nicht ein besoffener Lukas.
    Augenblicklich bin ich wieder im Hier und Jetzt. Lukas hat in der Zwischenzeit seine Klamotten aus dem Gewühl in meinem Schrank hervorgekramt. Einigermaßen gerade stakst er nun zurück. Seine ansehnliche Lanze wippt noch immer spannungsgeladen vor ihm her.
    „Anziehen?”, fragt er, als ob er an meiner Willenskraft zweifelt.
    „Jawohl”, gebe ich zurück.
    „Bin ich kleiner als – dein neuer Freund?” Lukas umfasst seine Stange und reibt sich aufreizend. Innerlich verdrehe ich die Augen. Am liebsten würde ich ihm jetzt sagen, dass sein ordentliches Teil wirklich wahnsinnig kurz geraten ist. Aber wahrscheinlich würde ich damit seine Machoseele brechen und das will ich nicht – ganz abgesehen davon, dass ich lügen müsste.
    „Keine Diskussionen mehr”, versuche ich die Wiederaufnahme des Verfahrens abzublocken.
    „Wir könnten auch nur blasen.” Lukas grinst wieder.
    „Nein.”
    „Von mir aus blase auch nur ich …”
    „Nein.”
    „Oder wir wichsen?”
    „Nein.”
    „Darf ich dich dann zumindest mal anfassen?”
    „Nein!”
    „Okaaay”, mault Lukas und steigt in seinen Slip. Unbeholfen zieht er ihn hoch und ich beobachte ihn dabei. Gerade gestehe ich mir ein, dass er mich doch ganz schön anmacht, als er mich anschaut, als wolle er jetzt von mir ein Lob hören. Dann fällt mein Blick auf seinen Slip, aus dem seine Eier herauspurzeln. Irgendwas ist da schief gelaufen. Und ein zweiter Blick sagt mir, dass Lukas es geschafft hat, den Bund seines Slips mit einem Hosenbein zu verwechseln. Jetzt schneidet der Stoff des Hosenbeins ihm in die Hüften, während sein Bein nebst Gehänge ziemlich viel Luft hat. Ich lache laut los.
    „Waaas?”, protestiert Lukas, aber ich kann mich nicht mehr halten. Verständnislos guckt er mich an und stemmt dabei die Hände in die Seiten wie ein kleines Kind. Nee, also wenn es irgendwas gebraucht hat, um die latente Erotik im Raum wirkungsvoll abzutöten, dann dieses Bild.
    „Was denn?” Lukas Stimme klingt wütend.
    Ich schreie vor Lachen und der Kerl bemerkt es noch nicht mal, als er an sich herabschaut. Und dann klopft es an meiner Tür. Die Türklinke wird mehrmals nach unten gedrückt, aber es ist abgeschlossen.
    „Lukas?”, ruft Marek durch die Tür. „Finn?”
    Lukas scheint mit einem Schlag nüchtern zu sein. Panisch sieht er mich an.
    „Ja?”, antworte ich auf Mareks Rufen, während Lukas wild mit dem Kopf schüttelt.
    „Nein-nein-nein!”, fleht er mich im Flüsterton an.
    „Bleib ruhig”, sage ich nur und zeige auf den Kleiderschrank. „Versteck dich!”
    „Finn?”, ruft Marek übertrieben laut. „Ist Lukas bei dir?”
    Ich schiebe Lukas zum Kleiderschrank. „Sag ihm nichts, sag ihm nichts, okay?”
    „Keine Angst! Bleib einfach ruhig.” Mit diesen Worten drücke ich ihn in den Schrank und sperre zu. Vorsichtshalber schließe ich ab und behalte den Schlüssel in der Hand. Dann öffne ich meine Zimmertür.
    „Was gibt’s?”, frage ich mit genervtem Tonfall.
    „Lukas ist bei dir, oder?” Marek hat rote, geweitete Augen.
    „Nein”, antworte ich und gebe den Blick in mein Zimmer frei.
    „Aber … Habt ihr nicht gerade noch geredet?”
    „Nö, ich versuche, mich auf meine Prüfung vorzubereiten.”
    „Du hast schon wieder Prüfung?”
    „Uni halt. Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?”
    Marek kommt einen Schritt herein und sieht sich aufmerksam um, so als könne er mir nicht trauen.
    „Hör zu, Lukas ist nicht hier und ich würde jetzt gern …”
    „Da steht Bier!”, stellt Marek konsterniert fest.
    Ich atme tief durch. „Ja, da steht Bier. Ich hab mir vorhin zwei Flaschen geholt.”
    „Das sind aber drei!”
    „Dann hab ich mir halt drei geholt.”
    „Und du lernst wirklich?”, fragt Marek.
    „Was soll ich sonst allein hier drin machen?”
    „Wer weiß?”
    „Jedenfalls mache ich alles wer weiß hier drin ganz allein – ohne Lukas.”
    „Wer weiß?”, wiederholt

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