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Der Privatdozent

Titel: Der Privatdozent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfriend
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entschuldige.” Mara wird etwas rot und lenkt damit wieder Lukas‘ Aufmerksamkeit auf sich. „Die Chancen standen ja nicht schlecht, aber ich habe trotzdem daneben getippt. Mach dir nichts draus, das ist mein Leben”, sagt sie und fängt mit ihrem Charme die seltsame Situation auf.
    „Kein Problem”, gibt Lukas zurück. „Ich wollte auch nicht stören, ich geh dann mal …” Seltsamerweise wird Lukas auch ein wenig rot, oder bilde ich mir das nur ein?
    „Was wolltest du denn?”, halte ich ihn noch mal auf.
    „Ach, nichts, schon gut!”, ruft er und zieht einfach die Tür hinter sich zu.
    Einen Moment sitzen Mara und ich schweigend da. Dann bricht sie endlich die Stille: „ Das ist Lukas?” Ihre Stimme ist leise, aber dennoch so eindringlich, als schreit sie ihren Unglauben laut heraus.
    „Ja, warum?”, frage ich lapidar und sehe sie irritiert an.
    „Der ist nicht schwul!”, sagt Mara völlig ernst. „Der kann nicht schwul sein!”
    „Darf nicht?”
    Mara sieht mich für einen Augenblick erschrocken an. „Nee-nee”, sagt sie dann schnell. „Ich meine nur, weil …”
    „Oh mein Gott, zwischen euch hat’s gefunkt!” Mit einem Mal ist mir das Seltsame an der Situation gerade vollkommen klar: Die beiden haben sich angesehen und es war vorbei. Deshalb hat Mara auch sofort auf Marek getippt, weil sie sich nicht vorstellen kann, dass ein solcher Typ ausgerechnet mit mir ins Bett geht, weil sie nicht wahrhaben will, dass sie sich schon wieder in einen Schwulen verguckt. Daher leugnet sie es jetzt auch, obwohl sie vorhin noch gesagt hat, dass es nicht normal ist, wenn ein Hetero seinen Bedarf an Sex bei einem Schwulen eintreibt. Und Lukas? Wieso ist der einfach so hier reingeplatzt? Warum hat er am Ende nicht gesagt, was er eigentlich wollte? War das vielleicht nicht mehr wichtig, nachdem er Mara gesehen hat?
    „Ich muss langsam nach Hause”, sagt Mara schließlich und steht auf. Ist es ihr womöglich unangenehm, dass ich sie erwischt habe?
    „Okay”, sage ich nur und bringe sie zur Tür. Dann stampfe ich durch den Flur und platze in Lukas‘ Zimmer.
    „Was sollte …?”, schreie ich, breche aber jäh ab. Lukas sitzt wieder in seinem Bett, die Hände zwischen den Beinen und die Bettdecke macht eindeutige Bewegungen. Nein! Das ist jetzt nicht wahr! Lukas holt sich auf Mara einen runter!
    „Was?”, fragt er mich mit Unschuldsblick.
    „Was – was war das gerade?” Meine Stimme ist noch immer ein wenig zu laut.
    „Nichts”, sagt Lukas und schüttelt hilflos den Kopf. „Ich bin nach Hause gekommen, Marek war nicht da, und da dachte ich …”
    „… dass du zum Ficken mal kurz bei mir reinschneist?”, vollende ich den Satz wütend. Plötzlich fühle ich mich doch irgendwie ausgenutzt. Allerdings weiß ich nicht, ob das Gefühl echt ist oder ob ich nur gerade daran denke, weil mich Mara auf die Idee gebracht hat.
    „Warum bist du so sauer?” Lukas guckt mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
    „Weil … Ich – ich …” Ich breche das Gestotter ab. „Keine Ahnung!”
    Lukas zieht seine Bettdecke beiseite und legt seinen Steifen bloß. „Willst du vielleicht …?”
    „Nein!”, schreie ich laut, stürme aus dem Zimmer und knalle die Tür hinter mir zu. Dann werfe ich mich in meinem eigenen Zimmer aufs Bett und fühle mich so durcheinander, dass ich tatsächlich anfange zu heulen. Ich weiß ganz genau, dass da was zwischen Mara und Lukas gefunkt hat – aber warum wirft mich das so aus der Bahn? Lukas hat doch immer gesagt, dass er nicht schwul ist und sich eine Beziehung nur mit einer Frau vorstellen kann. Ist also keine Überraschung. Und ich habe vorhin erst zu Mara gesagt, dass ich für Lukas keine Gefühle habe. Also muss es was anderes sein. Vielleicht stört mich ja generell die Tatsache, dass ich keine Beziehung habe? Sex an sich ist halt immer nur für den Augenblick und danach liegt man doch wieder allein im Bett.

Rettung in der …
    Rettung in der …
    Am nächsten Morgen weckt mich wieder Mareks üblicher Krach. Ich gähne. Kein Lukas, der irgendwelche Praktiken mit mir austesten will. Ich kann also ruhig noch eine Stunde schlafen. Aber sofort sind die Gedanken von gestern Abend wieder da. Und zwar nicht die elenden Fragen, sondern gleich der erschreckende Schluss: ‚Ich bin allein!’ Dieser Morgen zeigt es mir ganz deutlich. Eigentlich müsste entweder Lukas oder Marco neben mir liegen, wir würden ein wenig kuscheln, vielleicht auch mehr, dann gemeinsam

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