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Der Privatdozent

Titel: Der Privatdozent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfriend
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um die fünfzehn Jahre älter als ich und du weißt, wie der spricht …”
    „Oh, jetzt muss ich aber nachhaken”, wirft Mara ein. „Wenn ihr zusammen seid, spricht er dann vom Fusionieren?”
    Ich lache. „Nee, glücklicherweise nicht …”
    „Also redet ihr ganz normal über solche Sachen?”
    „Glaub schon.”
    „Und warum sollte es dann nicht auch in anderen Bereichen passen? Ich meine, der wird doch nicht den ganzen Tag BWL im Kopf haben. So ein Typ geht doch auch bestimmt mal zum Golf oder Tennis …”
    „Das bringt mich aber jetzt weiter. Golf oder Tennis … ”, äffe ich sie nach.
    „Ach, du weißt, was ich meine!” Sie schlägt mir auf die Hand. „Jeder Mensch muss sich mal entspannen. Was spricht dagegen, wenn ihr zusammen ins Kino geht oder auf ein Konzert oder was weiß ich. Irgendwas wird sich schon finden.” Mara hält kurz inne. „Abgesehen davon muss es ja nicht schlecht sein, wenn du von ihm was lernen kannst …”
    „Darauf hab ich gewartet”, lache ich. „Ich und BWL …”
    „Bin mir sicher, dass er dir den Unterschied von Außen- und Innenbeziehungen sehr gut verdeutlichen kann”, grinst Mara und lässt ihre Augenbrauen tanzen.
    „Wie versaut du sein kannst!”
    „Tja, vielleicht wäre ich mal besser ein Mann geworden, was?”
    „Dann hätte ich unser erstes Date ganz bestimmt nicht sausen lassen!”
    „Arschloch!”
    „Oh, fluchen kannst du auch. Vielleicht solltest du dich doch mal beim Arzt untersuchen lassen, bevor du gleich noch ein Bier bestellst und Fußball gucken willst …”
    „Ich geb’s auf!” Mara schüttelt lächelnd den Kopf.
    „Also”, kehre ich zum eigentlichen Thema zurück, „du meinst, ich soll bei Marco nicht locker lassen?”
    „Wenn du wirklich was von ihm willst …”
    „Mmh”, mache ich. Natürlich will ich was von Marco, aber ich will ihn auch nicht nerven. Manchmal ist weniger schließlich mehr.
    „Du musst es ja nicht offensiv angehen. Erst beendest du die Sache mit Lukas und konzentrierst dich ganz auf Marco. Und irgendwann ergibt es sich bestimmt, dass ihr danach vielleicht doch noch was unternehmt. Und dann kannst du das langsam zur Gewohnheit werden lassen, bis ihr irgendwann einfach fest zusammen seid.”
    „Ist das die Frauenmasche, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, um die Männer zu domestizieren?”
    „So ungefähr”, grinst Mara und sucht mit dem Löffel eine Kirsche aus dem Eis.
    „Aber was ist, wenn er dann noch immer keine Beziehung mit mir will?”
    „Dann hat er entweder Frau und Kinder oder seine Eltern wissen noch nicht Bescheid.”
    „Na toll, dafür soll ich mir dann Hoffnungen machen?”
    „So ist das Spiel …” Mara zuckt mit den Achseln. „Was meinst du, wie es mir andauernd geht, nur weil ich ständig an die Schwulen gerate?”
    „Muss ich mich jetzt bei dir entschuldigen?”, frage ich vorsichtig.
    Mara lacht. „Nee …”
    „Dann hab ich ja noch mal Glück gehabt!”
    „Ich glaub aber nicht, dass er ’ne Frau hat”, kommt Mara wieder auf das Thema zurück. „Er trägt keinen Ehering und auch sonst sieht er eher wie ein Junggeselle aus.”
    „Woran siehst du das denn?”
    „Na, eine Frau hätte ihm schon längst die Marotte mit dem Sakko zu Jeans und Turnschuhen ausgetrieben und ihn zum Friseur geschickt. Brrr …”
    „Dann müssen es also seine Eltern sein”, stelle ich fest und denke daran, dass Marco ja für seinen Vater arbeitet. Plötzlich erscheint mir diese Erklärung ziemlich plausibel. Wenn Marco und ich nur ab und an miteinander Spaß haben, dann erübrigt sich die Frage nach den Eltern ja. Bei einer Beziehung würde das vielleicht über kurz oder lang anders aussehen. Obwohl ich mir auch nicht recht vorstellen kann, dass ich Marco mit zu meinen Eltern nehme und dann sage: ‚Leute, mit dem Kerl steig ich ins Bett!’
    „Träumst du?”, fragt Mara plötzlich.
    „Entschuldige, aber es ist sein Vater!”
    Mara sieht mich verwirrt an.
    „Na, weshalb er keine Beziehung will. Er arbeitet für seinen Vater und der soll bestimmt nicht wissen, dass sein Sohn nicht nur Geschäftsmann und Dozent ist, sondern auch ein schwuler Liebhaber.”
    „Dann musst du ihm wohl erst über diese Hürde helfen …” Mara lächelt. „Und dann ist alles paletti.”
    „Nix paletti”, sage ich. „Wenn der echt ’nen Problem mit seinem Vater hat, halte ich mich da besser raus. Beziehungen werden eh überbewertet, oder nicht?”
    Wir lachen. Dann löffeln wir schweigsam unser

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