Der Problemmann (German Edition)
ihren Freundinnen vergessen. Sie brauchte noch sehr viel mehr Alkohol, um ihren eigenen Schmerz zu begraben und zu ertragen, dass ihre Freundin so viel Glück geschenkt wurde.
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Marion hatte einen langen Blick über ihr beinah leeres Schlafzimmer schweifen lassen. Das war es nun also. Diesen Raum würde sie nun nie wieder betreten. Nie wieder würde sie in diesem Bett liegen, nie wieder würde sie Christian ertragen müssen. Seitdem sie Walter kannte, kam ihr immer öfter in den Sinn, dass sie sich eventuell geirrt haben könnte und Christian zu Unrecht beschuldigt hatte. Ein winziger Funken ihrer Eifersucht keimte in ihr auf, wenn sie daran dachte, wie gut aussehend er war und wie sich quasi jede Frau, die ihm über den Weg lief an den Hals geschmissen hatte. Zukünftig würde sie nie wieder unter derlei Vorstellung leben müssen. Sie wusste, dass Walter sie niemals betrügen würde. Sie brauchte keine Angst davor zu haben, sich mit ihm in der Öffentlichkeit zu zeigen. Keine Frau würde ihr diesen Mann wegnehmen wollen. Der würde ihr gehören, für immer. Auch wenn sie nicht verheiratet waren und kein Ehering an seinem Finger signalisierte, dass er nicht mehr frei war. Das hatte Christian schließlich auch nicht interessiert. Seinen Ehering nahm er jedenfalls nie ab und doch hatte er sie betrogen.
„Nein“, sagte sie laut zu sich selbst, „das ist jetzt vorbei.“
Sie musste aus diesem Haus verschwinden. Die bösen Geister, die sie regelmäßig befallen hatten, übten noch immer Macht auf sie aus. Sie konnte sich nicht dagegen wehren und sie wollte es nicht mehr. Mit Walter hatte sie erkennen dürfen, wie wundervoll ein Leben war, was nicht durch Eifersucht geprägt war. Nie wieder wollte sie so sein, wie sie einmal war.
Inzwischen hatte sie fast acht Kilo abgenommen. Es ging ganz leicht und ohne große Mühe. Walter hätte das niemals von ihr verlangt. Gerade das war ein Anreiz für Marion weiter abzunehmen. Dabei zählte sie nicht einmal Kalorien. Sie achtete auf ihre Ernährung, hatte sogar damit begonnen Sport zu treiben und spürte, wie gut es ihr damit ging.
Nachdem sie mit Walter das erste Mal geschlafen hatte, hatte er sie vorsichtig gefragt, ob sie es sich vorstellen könnte, nicht nur in seine Wohnung sondern in sein Leben zu ziehen. Selbstverständlich würde sie das Zimmer für sich bekommen, damit sie einen Rückzugsort haben würde, wenn ihr einmal alles zu viel sei, aber er würde es wundervoll finden, wenn sie mit in sein Schlafzimmer ziehen würde. Generell, meinte er, bräuchte die Wohnung dringend eine weibliche Hand, er wollte schon lange alles renovieren und neu einrichten, er hätte nur nie gewusst wozu er das nur für sich machen sollte. Nun aber hätte sein Leben einen neuen Sinn erhalten und er wollte alles tun, damit sie sich bei ihm wohl fühlte. Daher ließ er einen Maler kommen und alle Veränderungen Marion entscheiden. Er nickte lediglich mit dem Kopf und freute sich, wie viel Enthusiasmus Marion in die Umgestaltung seiner Wohnung legte.
Marion hätte sich durchaus auch in der unrenovierten Wohnung wohl gefühlt, noch mehr fühlte sie sich jedoch willkommen, nachdem langsam alle Räume einen neuen Anstrich bekamen. Nicht nur die Wände wurden verschönert, auch das Mobiliar flog hinaus und neues wurde gekauft, was Marion ebenso aussuchte wie die Farbe an der Wand. Sie wollte sich an den Kosten beteiligen, auch wenn sie nicht gewusst hätte, wie sie das hätte tun sollen, obwohl sie tatsächlich inzwischen eine Gehaltserhöhung bekommen hatte. Walter ließ es sich jedoch nicht nehmen alles zu finanzieren. Der Maler kam gut voran, auch wenn der Austausch der Möbel sich über die nächsten Wochen hinziehen würde. Kurz bevor die Renovierung abgeschlossen war, packte Marion ihre Sachen zusammen, mietete einen größeren Wagen, samt zwei studentischen Aushilfen, die ihr die Kartons tragen sollten, und wollte damit für immer das Haus verlassen, indem sie über sechs Jahre darauf gewartet hatte, dass sie glücklich werden würde.
Christian war durchaus aufgefallen, dass Marion jeden Abend mit mehreren leeren Umzugskartons nach Hause kam. Er konnte jedoch nicht glauben, dass sie ernst machen würde und tatsächlich kampflos das Terrain verließ. Er stellte sich auf eine harte Schlacht ein. Wie hätte er ahnen können, dass sich seine Frau tatsächlich mit einem anderen Mann getröstet und ihr Leben bereits neu sortiert hatte. Er selbst war weit davon entfernt zu wissen,
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