Der Problemmann (German Edition)
was die nahe Zukunft hätte bringen können. Jeden Tag dachte er an Anna. Es war ihm unglaublich schwer gefallen sie allein zurückzulassen. Dieser Kuss beim Abschied war das einzige, was ihn diese grausige Zeit überstehen ließ. Er trauerte seiner Ehe mit Marion nach. Sein Lebenstraum war gescheitert. Christian nahm an, dass Marion die gesamte Zeit über ein krankes Spiel mit ihm getrieben hatte. Warum sonst hatte sie ihm untreue vorgeworfen und dabei selbst einen anderen getroffen? Er war erschüttert und in den tiefen seiner Seele verletzt worden, auch wenn er in Italien auf Anna gestoßen war, die ihm vollkommen den Kopf verdreht hatte. Dennoch hatte er gehofft, sie einfach vergessen zu können und endlich mit Marion die Ehe führen zu können, wie er es sich immer vorgestellt hatte. Er stand vor den Scherben seines Lebens und hatte verabsäumt sich Kleber zu besorgen, mit denen er diese wieder hätte kitten können.
Marion war im Obergeschoss durch alle Räume gegangen und hatte sich von ihnen verabschiedet. Ein letztes Mal stand sie in dem Gästezimmer, in dem sie die letzten Nächte geschlafen hatte und das einmal das Kinderzimmer hätte werden sollen. Noch immer wünschte sie sich ein Kind. Plötzlich war sie wesentlich gelassener. Sie war noch jung. Noch so viele Jahre lagen vor ihr. Auf einmal wollte sie das Leben genießen. Mit Walter reisen, sich amüsieren. Wenn der Tag gekommen sei, dann würde sie auch schwanger werden. Selbst ihre Arbeit belastete sie nicht mehr wie früher, was daran lag, dass Walter es verstand unter irgendeinem Vorwand vorbei zu kommen und sie mit ihm reden konnte. Er verstand ihre Sorgen und hörte ihr zu. Bei dem Gedanken an ihm huschte ihr ein Lächeln über das Gesicht. Sie wusste, dass er mit einem Essen auf sie warten würde. Er wollte sie bei diesem Gang zwar gern unterstützen, aber beide wussten, dass es besser war, dass Marion es allein vollbrachte. Walter hatte ihr geraten sich anständig von Christian zu verabschieden und nicht in Groll von ihm zu gehen. Immerhin würde sie bald ein wundervolles Leben beginnen. Sie sollte sich einen Ruck geben und Christian verzeihen, was auch immer er ihr angetan hatte. Marion war dankbar, in Walter einen so verständnisvollen Mann und Ratgeber gefunden zu haben. Das erleichterte ihr den Abschied. Beim heruntersteigen der Treppe ins Untergeschoss, spürte Marion tiefe Dankbarkeit.
Christian saß im Wohnzimmer, eine Zeitung hatte er aufgeschlagen vor sich, war jedoch nicht in der Lage zu begreifen, was die langsam tanzenden Buchstaben vor seinem Auge ihm mitteilen wollten. Ihm war klar, dass nun ein Abschnitt seines Lebens ein Ende nehmen würde. Ein Ende, das er so nie gewollt hatte. Wie konnte es nur so weit kommen? Als er Schritte auf der Treppe hörte, nahm er den stoischen Blick von der Zeitung und sah Marion an. Sie hatte sich verändert. Ihre neue Frisur stand ihr großartig und insgesamt wirkte sie gelassen auf ihn. Das war nicht mehr die Frau, mit der er die letzten Jahre zusammengelebt hatte. Dort stand die Frau, in die er sich damals verliebte und die er so sehr wieder zurück wollte. Nun bekam ein anderer, was eigentlich ihm zustand. Sie war doch noch immer seine Frau. Warum hatte er nicht geschafft, sie zu dem werden zu lassen, die sie einmal gewesen war?
„Ich bin fertig“, sagte Marion und kam auf Christian zu.
„Wirst du jetzt gehen?“
„Ja.“
„Und kommst du wieder?“
„Nein. Du wolltest, dass ich gehe. Es ist das Beste für uns beide. Wir werden beide ein neues Leben beginnen.“
„Ich will aber kein neues Leben. Ich möchte das Leben mit dir zurück. Erinnerst du dich an die ersten Jahre? Das war doch schön. Oder etwa nicht?“
„Ja, das war schön. Aber für mich nie so wie für dich. Ich habe eingesehen, dass wir einen Fehler gemacht haben.“
„Unsere Ehe war also ein Fehler für dich?“
„Christian, sieh doch ein, dass unsere Ehe einer Katastrophe gleich kam. Ich war nie so glücklich, wie ich es hätte sein sollen.“
„Ach und dieser Walter macht dich glücklich?“
„Ja, Christian, er macht mich glücklich.“
„Und wirst du ihm ebenfalls aus dem Haus treiben mit deiner krankhaften Eifersucht?“
„Nein.“
„Warum nicht, ich denke früher oder später betrügt jeder Mann seine Frau?“
„Das dachte ich auch. Aber Walter ist anders.“
Christian sah seine Noch-Ehefrau von oben bis unten an. Er musste sich eingestehen, dass er verloren hatte, gegen einen
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