Der Problemmann (German Edition)
übernehmen würde. Etwas stimmte nicht.
„Ist er etwa hier?“
Beim sprechen merkte Anna wie ihr die Knie weich wurden und sie glaubte, es sei besser sich kurzfristig hinzusetzen.
„Nein, eben gerade ist er gegangen, ihr hättet euch auf der Straße treffen können. Schade, er hätte sich bestimmt gefreut dich zu sehen.“
„Tatsächlich?“
„Natürlich, er erzählt pausenlos von dir. Wie es dir geht, wie es im Verlag gelaufen ist. Glückwunsch übrigens. Das hast du super gemacht. Bekomme ich ein signiertes Exemplar von dir?“
„Was denkst du, selbstverständlich.“
Anna versuchte sich ein Lachen abzuringen, dabei war ihr alles andere als danach zu mute. Gern wäre sie jetzt nach Hause gegangen und hätte sich unmittelbar in ihr Bett gelegt. Unglaubliche Müdigkeit legte sich über sie, sie glaubte kaum mehr ihre Augen geöffnet zu halten.
„Dafür ist jemand anderes da“, sagte Uta und führte Anna ins Esszimmer.
Wie so oft saßen hier eine menge Freunde um einen mit Lebensmitteln überfüllten Tisch.
„Freunde“, rief Uta, „schaut, wer wieder bei uns ist. Die Starillustratorin und zukünftige Bestsellerautorin.“
Verlegen sah Anna in die Runde. So ein Aufhebens um sich gemacht zu bekommen, war für sie ungewohnt und ihr im Grunde peinlich. Oliver war aufgestanden, um sie zu begrüßen und sie ebenfalls in seine Arme zu nehmen. Aus dem Hintergrund hörte sie verschiedenen Stimmen ‚hallo‘ oder ‚willkommen zu Hause‘ sagen.
„Sieh mal, wer auch hier ist“, sagte Oliver und sie war sich nicht sicher, ob er sie meinte oder jemand anderen.
Plötzlich und unerwartet sah sie Christian am Tisch sitzen. Noch nie war er zu den abendlichen Treffen gekommen. Hektisch sah sich Anna nach Marion um, bis ihr einfiel, dass sie ihn verlassen hatte. Christian sah sie mit großen Augen an.
„Hallo Christian, schön dich zu sehen. Bist du schon lange wieder zurück aus Italien?“
Anna versuchte sich zusammenzureißen und so zu tun, als sei alles völlig normal. Sie setze sich an den Tisch und bekam unmittelbar ein Glas Wein gereicht.
„Ja, ich bin kurz nach dir wieder hier gewesen.“
„Ach so, das ist schade, dass du nicht länger bleiben konntest. Ich würde sofort wieder zurückfahren, wenn ich könnte.“
„Ich sehe schon, es war schön in Italien“, sagte Oliver.
Um ein wenig Stimmung aufkommen zu lassen, schlug Uta vor den Champagner sofort zu köpfen, immerhin hätte man etwas zu feiern. Mit dem Pegel des Alkohols stieg die Lautstärke. Alle unterhielten sich wild durcheinander. Anna saß zwischen Uta und Oliver und musste von Italien berichten, von ihrer Arbeit und wie es Francesco gehen würde. Christian saß ihr gegenüber und beteiligte sich so gut wie überhaupt nicht an den Gesprächen. Dafür starrte er sie die meiste Zeit an.
„Sag du doch bitte Christian“, bat Anna Oliver, „dass Francesco schwul ist.“
Oliver fing lauthals an zu lachen.
„Was, das weißt du nicht? Hattest du etwa bedenken um Anna?“
Wieder lachte Oliver laut auf, während Christian das nicht lustig finden konnte.
Später am Abend verabschiedete Oliver ein paar Freunde und begleitete sie zur Tür, während Uta in der Küche war, um für Nachschub zu sorgen, als Christian seine Chance sah und sich neben Anna setzte.
„Ich habe dich vermisst“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Wieso habe ich das Gefühl, als hätte ich das schon einmal gehört?“
„Fang doch bitte nicht gleich wieder so an. Es ist eben alles kompliziert. Kannst du das nicht verstehen.“
„Nein, vielleicht würde ich es, wenn du dich entschließen könntest mit mir zu reden.“
„Ich wollte ja mit dir reden, aber du bis einfach abgereist.“
„Ich bin nicht einfach abgereist. Du wusstest, dass ich am nächsten Tag fahren würde. Ich konnte nicht bleiben.“
„Aber warum nicht? Ich wollte dir endlich alles sagen.“
„Christian, ich hatte hier Termine. Es ging nicht. Ich musste es auch akzeptieren, dass du plötzlich abgereist bist und das vor meinem Geburtstag.“
Ihr kam plötzlich in den Sinn, was passiert wäre, wenn er geblieben wäre. Sie hätte sich nicht mit Tom auf dieser Ebene eingelassen und wäre jetzt noch mit ihm befreundet. Diese lästigen Magenschmerzen brachten sie langsam aber sicher um. Leicht krümmte sie sich nach vorn und hielt ihren Bauch.
„Ist alles in Ordnung bei dir?“, wollte Christian wissen.
„Ja danke, geht gleich wieder besser.“
„Anna?“
„Ja.“
„Darf ich dich
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