Der Problemmann (German Edition)
Blick zu riskieren. Als Anna sah, dass ihre Freundin bleich wurde, vermutete sie, dass sie sich nicht verlesen hatte.
„Okay“, sagte Melanie, „herzlichen Glückwunsch. Ich fürchte nun wird dir meine Neuerung eher lächerlich vorkommen.“
„Wieso, was meinst du damit?“
„Ich habe für dich in der Zwischenzeit einen neuen Job organisiert.“
„Aber warum?“
„Das fragst du noch? Du bist tot unglücklich in der Antragsabteilung und ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass du dein Talent verschwendest.“
„Und was bedeutet das jetzt?“
„Ab heute arbeitest du nicht mehr in der Antragsabteilung.“
„Nicht?“
„Nein, du ziehst um in den dritten Stock und wirst in der Marketingabteilung arbeiten.“
„Wirklich?“
Was war das für ein eigenwilliger Tag für Anna. Was würde als nächstes passieren? Würde ihre Mutter anrufen und ihr erzählen sie hätten im Lotto gewonnen und die Hälfte des Geldes würden ihre Eltern gern aushändigen?
„Wirklich. Du musst lediglich in der Personalabteilung einen neuen Vertrag unterschreiben.“
„Aber dann kann ich nicht mehr einmal im Jahr verschwinden.“
„Ich habe für dich über 30 Tage Urlaub ausgehandelt und du kannst unbezahlten Urlaub nehmen. Sie lassen sich sogar darauf ein, dass du den Urlaub an einem Stück nehmen kannst. Anna, das war ein hartes Stück Arbeit und mein Chef hat sich sehr stark für dich eingesetzt, also enttäusche mich nicht. Du musst jetzt diesen Job annehmen.“
Fassungslos saß Anna Melanie gegenüber und wusste nicht, was sie hätte sagen sollen.
„Anna, los sag’ was.“
„Danke. Ich weiß überhaupt nicht, was los ist. Das ist einfach zu viel des Guten.“
Anna rang mit ihren Tränen. Kaum war sie 30 änderte sich tatsächlich ihr Leben. Jetzt fehlte zu ihrem Glück nur noch ein Mann. Schnell schob sie diesen Gedanken zur Seite. Sie wollte mit dem zufrieden sein, was sie hatte. An diesem einen Tag hatte sie unglaublich viel erreicht.
„Dann geh jetzt mal in die Antragsabteilung und pack deine Sachen.“
Wie in einem Traum wankte Anna aus Melanies Büro und zu den Fahrstühlen. Sie war so sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, dass sie nicht mehr hörte, wie Melanie unmittelbar telefonierte.
‚Sie kommt jetzt‘ hätte sie Melanie sagen hören können, wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre.
Schwer atmend öffnete sie zum letzten Mal die Tür, die sie zu ihren alten Arbeitsplatz führte. Jetzt würde sie ihren Frieden machen. Kaum hatte sie das Großraumbüro betreten, sah sie alle Kolleginnen an ihren Schreibtisch stehen.
„Überraschung!“, schrieen alle gleichzeitig.
Erschreckt blieb Anna wie angewurzelt stehen. Das war nun eindeutig zu viel und ihr brachen die Tränen aus.
„Herzlichen Glückwunsch nachträglich“, sagte Jennifer, die als einzige zu ihr gekommen war, um sie in den Arm zu nehmen, da Anna einfach stehen geblieben war.
„Schau, was wir für dich vorbereitet haben“, sagte Jennifer und führte Anna zu ihrem Schreibtisch.
Die anderen Kolleginnen klopften ihr freundschaftlich auf die Schulter. Die Alleinerziehende kam auf sie zu und nahm sie sogar in die Arme. Anna arbeitete seit zwei Jahren in der Versicherung, aber nie hatten sie an ihren Geburtstag gedacht. Alle traten einen Schritt zur Seite, damit Anna ihren Gabentisch begutachten konnte. Unmengen Konfetti lag überall herum, Luftballons hingen mit bunten Bändern in Richtung Decke. Auf einer Torte brannten Kerzen, es hätten 30 sein können, so viele waren es. Augenblick wurde Anna aufgefordert diese auszupusten und nicht zu vergessen sich etwas zu wünschen. Anna schloss ihre Augen und sah die grünen Augen von Tom vor sich. Ohne, dass ein Wunsch ihrem Kopf verlassen hatte, blies sie die Kerzen in einem Zug aus. Die Kolleginnen applaudierten, die Alleinerziehende entfernte mit geschickten Griffen die Kerzen und reichte Anna ein großes Messer, damit sie die Torte anschneiden konnte. Nach dem ersten Schnitt wurde ihr das Messer wieder abgenommen. Beherzt schnitt die Alleinerziehende die Torte in gleich große Stücke und verteilte diese.
„Wir haben noch etwas für dich“, sagte Jennifer.
„Noch mehr?“, fand Anna zögerlich ihre Stimme wieder.
Anna sah sich um. Ein wunderschönes Skizzenbuch und eine Etui für ihre Stifte lagen auf ihrem Schreibtisch. Vorsichtig nahm Anna das Buch in die Hand, strich sanft über den Einband, als wäre es eine unendliche Kostbarkeit, die sie berühren würde und sah ihre
Weitere Kostenlose Bücher