Der Problemmann (German Edition)
Kolleginnen an. Tränen rannen ihr die Wange hinunter. Jennifer stand noch immer neben Anna und freute sich über die gelungene Überraschung, die vornehmlich Jennifer mit Melanie abgesprochen hatte. Voller Rührung nahm Anna Jennifer in den Arm und drückte sie eng an sich.
Zwei Stunden später hatte Anna ein großes Stück Torte unter unglaublicher Anstrengung in ihren Magen gebracht, damit rechnend, dass alles jeden Moment auf unschöne Weise ihren Körper wieder verlassen würde. Die Torte schmeckte eigentlich köstlich, Anna war jedoch leider nicht in der Lage dieses zu würdigen. Jennifer hatte sie gefragt, ob alles in Ordnung sei, woraufhin Anna mit dem Kopf nickte, krampfhaft lächelte und versuchte einen weiteren Bissen herunter zu bringen, bevor ihr Magen anfangen würde sich dagegen zu wehren. Die Torte war verspeist und Anna packte all ihre Sachen zusammen, verabschiedete sich bei ihren Kolleginnen, drückte jede und sagte, wie schön es mit ihnen gewesen sei. In dem Moment hatte sie die vergangenen zwei Jahre komplett vergessen. Die letzte von der sie sich verabschiedete war ihre Chefin.
„Vergessen Sie uns nicht ganz“, sagte diese zu Anna, „sie waren immer gut und fleißig mit ihrer Arbeit, ich lasse Sie nur ungern gehen. Machen Sie es gut.“
Anna griff nach dem Karton, den man ihr bereitgestellt hatte, und schaute sich ein letztes Mal um. Dann verließ sie für immer das Großraumbüro. Beim Empfang hatte Jennifer sie wieder eingeholt.
„Habe ich noch was vergessen?“
„Nein“, sagte Jennifer völlig außer Atem, „ich wollte mich noch einmal allein von dir verabschieden.“
„Das brauchst du nicht. Ich arbeite doch weiterhin hier. Wir können mittags wie früher in der Kantine essen oder uns nach der Arbeit auf ein Bier treffen.“
„Ehrlich?“
„Ja klar. Was ich dich noch fragen wollte. Wie läuft es denn inzwischen mit Dennis?“
„Super. Der wollte sich wieder von mir trennen, aber ich konnte ihn überzeugen, dass ich doch die Beste bin.“
„Siehst du, am Ende wird immer alles wieder gut.“
Anna küsste Jennifer auf ihre Wangen und ließ sie in der Empfangshalle strahlend zurück.
Erst im Juni würde Anna ihre neue Aufgabe in der Marketingabteilung aufnehmen. Ein Monat hätte sie Zeit sich wieder an alles zu gewöhnen und sich regelmäßig mit Sabine zu treffen, um ihr Buch fertig zu stellen. Kaum blieb ihr Zeit, um über irgendetwas anderes nachzudenken. Nachts lag sie lange wach in ihrem Bett und versuchte Schlaf zu finden. Meist war sie müde, die Tage waren arbeitsreich. Und doch war sie aufgewühlt. Immer wieder kamen ihr die Gedanken an Tom in den Kopf. Sie verstand nicht, warum er sich nicht bei ihr meldete. Sie rief ihn nun nicht mehr an, aber sie schrieb ihm jeden Tag eine Mail, in der sie ihm berichtete, was sie am Tag getrieben hatte, von den Neuerungen ihrer Arbeit in der Versicherung sowie ihren Erfolg mit ihrem Buch. Mittlerweile redete sie sich ein, dass es ihr egal sei, dass er nicht antwortete, sie schrieb ihm dennoch, es tat ihr gut sich die Ereignisse von der Seele zu schreiben. Mit ihm hatte sie immer viel intensiver als mit Melanie sprechen können. Er verstand sie sehr viel besser. Seine Kommentare und sein Einfühlungsvermögen fehlten ihr besonders.
Ein paar Tage nachdem Anna wieder in Deutschland war, sie bereits wusste wie erfolgreich sie im Verlag war, und sie einen besseren Job in der Versicherung machen dürfte, fuhr sie zu Uta und Oliver, um ihnen den Schlüssel zurückzubringen und sich nochmals für die Gastfreundschaft zu bedanken. Mit einer Magnumflasche Champagner stand sie vor Uta und Olivers Tür. Voller Aufregung klopfte ihr Herz. Es war früher Abend, eine Zeit in der sie mit Tom gern zu Besuch gekommen war.
„Da bist du ja wieder“, schrie Uta, als sie Anna vor der Tür stehen sah, „komm rein. Ist die etwa für uns? Das hätte nicht Not getan. Aber wie ich gehört habe kannst du es dir jetzt leisten.“
Uta lachte laut und nahm Anna die Flasche ab, stellte sie zur Seite, um sie fest in ihre Arme zu nehmen.
„Schön, dass du wieder da bist“, flüsterte sie Anna ins Ohr, „ich habe dich vermisst. War wohl viel los in Italien, wie ich gehört habe.“
Annas Gesicht änderte abrupt ihre Farbe. Verlegen löste sich Anna von ihr.
„Woher weißt du das mit dem Verlag?“
„Von Tom.“
Jetzt langsam wurde es Anna wirklich zu bunt, sie sollte dringend zum Arzt gehen noch bevor sie im Juni ihre neue Aufgabe
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