Der Problemmann (German Edition)
dir natürlich.“
„Und was wirst du jetzt tun?“, wollte Tina wissen, „Jetzt wo du dir so sicher bist.“
„Was soll ich schon tun?“
„Ihn verlassen. Ihn zur Rede stellen, dich scheiden lassen, was weiß ich“, es war noch immer Tina die redete.
Katja glaubte Marion, trotz das sie es gesagte hatte, kein Wort und widmete sich ihrem Prosecco der ihr unmittelbar serviert worden war.
„Ich stelle ihn fast täglich zur Rede und er reagiert einfach nicht.“
„Das würde ich an seiner Stelle auch nicht machen“, gab Katja plötzlich von sich.
Tina sah Katja mahnend an. Das half nun wirklich Niemanden.
„Marion du musst aber etwas tun, wenn du dir so sicher bist. Das ist doch kein Zustand für keinen von euch beiden.“
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Draußen war es grau. So grau wie jeden Tag und ebenso farblos wie Marions Leben. Es war ein lausig kalter Novembertag und noch relativ früh am Nachmittag. Trotzdem war die Dämmerung bereits weit fortgeschritten. Richtig hell wurde es inzwischen überhaupt nicht mehr. Marion hatte den Eindruck ihr Heim lediglich in künstlicher Beleuchtung zu sehen. Selbst an den Wochenenden wollte sich die Sonne nicht blicken lassen. Ihr Leben war umhüllt von Dunkelheit. Die Lichter der entgegenkommen Autos blendeten sie und sie kniff die Augen zusammen, um etwas sehen zu können. Verzweifelt wischte sie die verschmierte Windschutzscheibe mit einem Papiertaschentuch ab. Was allerdings zur Folge hatte, dass sie noch weniger sehen konnte. Ein Film aus Dreck ließ das spärliche Licht des Straßenverkehrs soweit streuen, dass sie kaum noch in der Lage war Umrisse zu erkennen. Alles verschwamm vor ihren Augen. Auf einmal merkte sie, dass nicht nur der Dreck ihren Blick vernebelte. Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt und liefen langsam ihre Wangen hinunter. Aber sie weinte nicht. Ihr Körper reagierte nicht auf das Ausschütten der Tränen, wie sie es gewohnt war. Völlig emotionslos liefen ihre Tränen aus den Augen. Mit den Handrücken wischte sie ihr Gesicht ab und versuchte ihren Heimweg unfallfrei zu bewältigen.
Endlich bog sie in ihre Straße ein. Jetzt begann ihr Wochenende und sie konnte sich vollkommen ihrem Schmerz hingeben. Sie würde sich mit einer Wärmflasche auf dem Bauch ins Bett legen und sich sicher sein, nicht von Christian belästigt zu werden. Auch wenn sie verzweifelt war, dass eine Schwangerschaft unerreichbar schien, so hatte es immerhin ein Gutes, er würde sie für eine Woche nicht anrühren. Selbst wenn sie selten so lange mit ihrer Periode zu kämpfen hatte, so log sie ihn an, wenn er fragte, wie es ihr gehen würde. Er war besorgt um sie und es tat ihm leid, dass sie leiden musste. Ebenso war auch er enttäuscht, dass der Wunsch nach einer Familie nicht erfüllt wurde. Er hoffte, dass alles besser werden würde, sobald endlich ein Schwangerschaftstest gemacht werden könnte und dieser dann auch positiv ausfiel. Das hoffte Marion auf gleiche Weise, wenn auch aus einem anderen Grund, denn sie war davon überzeugt von ihm nie wieder berührt zu werden, wenn er vollbracht hatte was sie von ihm verlangte. So lange bis er erneut ein Kind machen sollte. Bis das allerdings soweit sein würde, wären sicher zwei Jahre vergangen. Zwei wunderbare Jahre in denen sie unbeschwert leben konnte. Das Opfer, dann nochmals mit ihm schlafen zu müssen, um ihren Wunsch nach einer vierköpfigen Familie zu erreichen, schien ihr machbar. Vor allem mit der Aussicht nach dem zweiten Kind niemals wieder von ihm berührt zu werden. Tief atmete sie ein, das wäre der Traum ihres Lebens. Ganz so wie ihre Eltern es ihr vorgelebt hatten. Keine Sekunde dachte sie daran, dass ihre Eltern durchaus öfter intim miteinander waren. Das hätte sie in den Grundfesten ihrer Überzeugung erschüttert.
Sie parkte den Wagen unter dem Carport und ihre Laune änderte sich schlagartig. Was sollte das? Im Carport stand bereits sein Auto. Warum war er schon zu Hause? Er kam freitags grundsätzlich spät und blieb bei seiner Geliebten. Aus welchem Grund kam er ausgerechnet heute früher nach Hause? Wut stieg in ihr auf. Jetzt konnte sie nicht in aller Ruhe vor dem Fernseher sitzen und sich entspannen. Gönnte er ihr diese Zeit etwa nicht?
Sie schloss die Tür auf, eine wohlige Wärme schlug ihr entgegen sowie das würzige Aroma nach Knoblauch, angebratenen Zwiebeln und frischen Kräutern. Eigentlich hätte sie das alles erfreuen sollen, sie aber wurde immer wütender. Warum hatte er
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