Der Problemmann (German Edition)
zu werden. Ihre Laune hatte sich schlagartig geändert und am liebsten hätte sie angefangen zu singen. Leicht wippend ging sie den Flur entlang, bis sie das Büro mit der richtigen Nummer gefunden hatte. Sie blieb vor der Tür stehen, die ebenso geöffnet war wie alle andern auch, und schaute hinein. An einem Fenster saßen sich zwei Kollegen gegenüber. Ein Dritter saß mit dem Rücken zu ihr an einem Schreibtisch, der quer vor die anderen gestellt worden war. Auf allen Tischen standen moderne Computer, die zwar leise vor sich hinsurrten, ihre Besitzer jedoch nicht daran arbeiteten, vielmehr waren die mit Papieren oder dem Telefon beschäftigt. Anna war sofort klar, dass der gut aussehende Student nur der sein konnte, der ihr den Rücken zuwandte. Die anderen beiden sahen zwar auch ganz ordentlich aus, aber unspektakulär. Sie erkannte, dass der junge Mann, dessen Rücken sie sah, sehr sportlich war. Seine Muskeln zeichneten sich unter seinen Pullover ab und ließen diesen sogar leicht spannen. Wirklich nett, dachte sie. Und wenn sie nicht hinter Michael her gewesen wäre, dann wäre sie nicht abgeneigt gewesen sich mit dem jungen Mann zu treffen. Auch wenn er sicher viel zu jung für sie war und abgesehen davon nicht in ihr Beuteschema passte. Es war deutlich erkennbar, dass er dunkle Haare hatte und darauf stand sie nun überhaupt nicht, noch nie hatte sie das angesprochen. Wenn jedoch ein Mann einen blonden Schopf hatte, hatte er bei ihr bereits gewonnen und sie wurde schwach. Im Grunde sogar gleichgültig, ob er gut aussehend war oder nicht. Sah sie bei einem Mann blonde Haare, war dies auf jeden Fall ein Grund sich ihn näher anzusehen. Dieser fiel aus ihrem Raster. Umso besser, dachte sie, das würde es für sie leichter machen ihn anzusprechen.
Sie stand noch immer im Türrahmen und sagte nichts. Auf einmal drehte sich der junge Mann um, gleichzeitig sahen sie die anderen beiden Männer fragend an.
„Können wir Ihnen helfen?“, fragte eine äußerst angenehme und überhaupt nicht jung wirkende Stimme, die zu Tom gehörte.
„Ich möchte gern mit Tom sprechen”, sagte sie selbstbewusst.
„Das bin ich”, sagte der gar nicht mehr so jung wirkende Student, „was kann ich für Sie tun?“
„Zunächst einmal aufhören mich zu siezen, wir sind Kollegen. Ich arbeite in der Antragsabteilung.“
Tom war aufgestanden und lächelte Anna freundlich an. Seine beiden Zimmergenossen widmeten sich wieder ihrer Arbeit, nachdem sie erfahren hatten, dass Anna eine Kollegin war.
„Und, was brauchst du?“, fragte Tom erneut, dabei lächelte er sie immer noch sehr freundlich an.
Sie sah in sein Gesicht und schätzte ihn auf ende 20. Für einen Studenten recht alt, dachte sie. Seine Augen umschmiegten leichte Lachfältchen, die ihm gut standen. Auf seinen Wangen zeichneten sich kleine Grübchen ab, wenn er lächelte. Er sah wirklich gut aus, hätte er doch nur eine andere Haarfarbe, dachte Anna. Er kam auf sie zu, um vor ihr stehend seine Hand auszustrecken. Sie musste zu ihm aufblicken, um ihn anzusehen. Ein angenehmer Körpergeruch umhüllte ihn. Seine Hand fühlte sich warm und weich an und doch war sie ebenso kräftig und stark. Anna sah ihm direkt in seine grünen Augen und war fasziniert von diesem Anblick. Kein Wunder, dass alle Frauen hinter ihm her waren. Diese Augen funkelten auf eine besonders charmante Art. Augenblicklich fühlte sich Anna geborgen in seiner Nähe und vor allem beachtet. Andere Männer sahen sie zwar durchaus auch an, aber sie spürte, wie diese Männer mit ihren Gedanken weit entfernt waren, das war ihr sogar bei Michael aufgefallen. Tom jedoch vermittelte ihr das Gefühl, als ob er lediglich Interesse an ihrer Person gehabt hätte und seine gesamte uneingeschränkte Aufmerksamkeit gehörte in diesem Moment ihr. Das ließ ihr einen Schauer über den Rücken huschen.
„Hallo“, sagte er erneut, „ich bin Tom, schön dich kennenzulernen.“
Jetzt wurde Anna tatsächlich ein wenig verlegen und sah zu Boden.
„Kann ich dich kurz sprechen?“
„Sicher, gern. Lass uns in die Kaffeeküche gehen.“
Er ging ihr voraus aus dem Büro über den langen Flur. Die Kaffeeküche lag am anderen Ende. Auf dem Weg dorthin nahm er das Gespräch weiter auf. Anna überlegte währenddessen wie sie ihn ansprechen sollte. Plötzlich war es ihr peinlich ihn um diesen Gefallen zu bitten.
„Was kann ich denn für dich tun? Gibt es Probleme mit euren Computern in der Antragsabteilung?“
„Nicht das
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