Der Problemmann (German Edition)
Tom sein. So neu ist der allerdings gar nicht.“
„Wie meinst du das? Ist der schon älter?“
„Das auch. Tom hatte lange Zeit hier gearbeitet. Er hat sich ziemlich schnell auf Computer und den IT-Bereich gestürzt. Mit seiner normalen Ausbildung kam er nur leider nicht weiter und daher hat er angefangen zu studieren. Lass mich überlegen, der müsste bald damit fertig sein.“
„Und aus welchem Grund ist er jetzt wieder aufgetaucht?“
„Ist er ja gar nicht. Im Grunde war er nie wirklich weg. Im Hintergrund hat er regelmäßig hier gearbeitet, hat größere Projekte bereits übernommen. Tom hat eine große Zukunft vor sich. Zumindest behauptet das mein Chef.“
„Das hört sich nicht schlecht an. Da bin ich ja mal gespannt.“
„Ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass Tom mit einer aus der Antragsabteilung ausgehen würde.“
„Danke sehr.“
„Na, dich meinte ich damit nicht. Du gehörst da ohnehin nicht hin. Ich red noch mal mit meinem Chef, ob ihm nichts einfällt, was man mit dir anstellen könnte. Oder er soll mir zumindest in der Personalabteilung eine Tür für dich öffnen. Das könnte er finde ich ruhig mal tun.“
„Danke dir. Aber es ist schon okay so wie es ist.“
„Anna, das alles ist doch kein Zustand. Das sollte sich auf Dauer mal ändern.“
„Ja, ja“, Anna hatte sich inzwischen erhoben und war zur Tür gegangen, „ich muss jetzt wirklich weiter. Danke für deine Zeit. Sehen wir uns bald?“
„Sicher.“
Melanie wusste, dass Anna derlei Gespräche verabscheute und meist das Weite suchte, sobald die Sprache darauf kam. Dennoch wollte sie nicht aufgeben ihrer Freundin zu helfen. Immerhin war Anna nicht dumm. Melanie wäre es Recht gewesen wenn Anna nicht mehr einmal im Jahr für einige Monate verschwinden würde. Sie vermisste Anna. Abgesehen davon glaubte auch Melanie nicht an den großen Durchbruch ihrer Freundin. Es wäre sinnvoller wenn Anna endlich einen Job finden würde, der sie ausfüllte.
Im dritten Stock war alles anders, das bemerkte Anna sofort, als sich die Fahrstuhltür öffnete. Noch bevor sie den ersten Schritt auf den Flur trat, war ihr bewusst, dass hier ein anderes Arbeitsklima herrschte. Befand sie sich überhaupt noch in der Versicherung? In der Etage, in der Anna ihr Dasein fristete, war die Atmosphäre geschwängert mit Misstrauen und Zwietracht. Jede Minute passte sie auf, was sie tat oder sagte. Eines Tages hatte sie sich eine üble Magen- und Darmgrippe eingefangen, wollte allerdings unter keinen Umständen einen Tag verlieren und war trotz allem zur Arbeit erschienen. Da sie keinen festen Arbeitsvertrag hatte und nach Stunden bezahlt wurde, konnte sie sich den Luxus krank zu sein nicht leisten. Völlig erschöpft hatte sie sich zur Arbeit geschleppt. Ständig musste sie auf die Toilette und blieb dort teilweise etwas länger, da sich ihr Magen kaum damit abfinden wollte in eine Aufrechte Haltung gebracht zu werden. Ihr war danach, sich augenblicklich auf die kalten Fliesen zu legen, ganz egal wie unbequem das war, alles war besser, als zurück in das Großraumbüro gehen zu müssen. Sie war gerade damit beschäftigt sich kaltes Wasser in ihr Gesicht zu spritzen, als sich die Tür zu den Toiletten ruckartig öffnete. Ihre Vorgesetzte starrte sie an und wollte wissen, was Anna so lange auf der Toilette treiben würde, immerhin sei sie nicht zu ihrem Vergnügen hier, als ob Anna auch nur im Ansatz nach Vergnügen zumute gewesen wäre. Die Chefin brüllte sie an, dass Anna nach Hause gehen sollte, wenn sie nicht in Lage sei ihrer Arbeit nachzukommen, die Versicherung sei schließlich kein Krankenhaus und sie würde nicht fürs herumsitzen bezahlt werden.
Anna war sich sicher, dass ihr das im dritten Stock niemals passieren würde. Sie sah den langen Flur entlang, an dem sich kleinere Büros aneinanderreihten. Selbst der Teppich, der hier verlegt wurde, hatte eine bessere Qualität und an den Wänden hingen ansprechende Bilder, die ihre Nerven beruhigten. Vorsorglich hatte Melanie ihr eine Zimmernummer genannt, in der sie Tom finden würde. Anna schlich andächtig an den Büros vorbei, deren Türen alle geöffnet waren. Hier und da hörte sie Radiomusik und sogar Lachen konnte sie wahrnehmen. Das war mit Sicherheit in der Antragsabteilung verboten. Eine junge, gut gekleidete Frau kam ihr entgegen und grüßte sie freundlich. Das war der Himmel auf Erden. Sie musste doch dafür sorgen in eine andere Abteilung, in diese Abteilung, versetzt
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