Der Problemmann (German Edition)
hast es vergessen und dich lieber mit einem Freund getroffen obwohl wir verabredet waren.“
„Ich wusste nicht, dass es für dich so wichtig war.“
„Also hör mal. Wenn man verabredet ist, ist das immer wichtig. Ich hatte mir wirklich viel Mühe gemacht, extra nur für dich.“
„Wirklich?“
„Ja natürlich, was denkst du. Du hast mich verletzt und dann meldest du dich nicht mal mehr.“
Jetzt fing doch tatsächlich ihre Stimme an zu zittern. Das war nicht ihre Absicht gewesen, es verfehlte jedoch nicht die gewünschte Wirkung.
„Das tut mir leid, das wollte ich nicht. Ich mach es wieder gut, ganz bestimmt. Das nächste Mal werde ich dich nicht enttäuschen. Lass uns bitte gleich morgen wieder sehen.“
Jetzt hatte ihr Verstand endgültig keine Chance mehr und sie schmolz dahin. Er würde sie nicht enttäuschen, das hieß, er würde endlich mit ihr schlafen wollen. Endlich! Ab dem Moment fingen sie an sich Zärtlichkeiten ins Ohr zu säuseln und Anna dachte daran, dass sie später am Abend wieder ihren Vibrator würde bemühen müssen, um sich zu beruhigen und den benötigenden Schlaf zu finden.
Den sie trotz dessen mehrmaligen Einsatzes nicht finden konnte. Sie war aufgewühlt und ließ ihre Aufregung an ihrem Bett aus, dass am nächsten Morgen ihre seelische Verfassung wieder spiegelte. Dementsprechend erschlagen wirkte sie und hatte den Eindruck überhaupt nicht geschlafen zu haben. Sie musste bereits um acht anfangen zu arbeiten. Frühes aufstehen gehörte nicht unbedingt zu ihrer Kernkompetenz. In den nächsten Monaten würde ihr Wecker sie jeden Morgen um kurz nach sechs aus den Träumen reißen. Sie hatte sich für Doppelschichten in der Antragsabteilung eintragen lassen. Das einzige, was sie das ertragen ließ, war die Vorstellung auf eine Zeit, in der sie tun konnte, was immer sie wollte. Aber was würde dann mit Michael werden? Eins nach dem anderen, dachte sie. Vielleicht war er im Bett ja doch nicht so gut und sie würde schnell das Interesse verlieren. Was sie sich kaum vorstellen konnte, so gut wie er küsste, ließ das auf weitere Qualitäten schließen. Jetzt nur nicht daran denken, mahnte sie sich, sonst komme ich zu spät zur Arbeit. Es wurde Zeit, dass ihr Hormonspiegel wieder ins reine gebracht wurde. So ging das unmöglich länger weiter.
Ihre Arbeit in der Antragsabteilung war ermüdend und vor allem langweilig. Sie wusste, dass es besser für sie war, wenn sie ausgeschlafen sein würde, aber sie konnte es nicht mehr ändern. Immerhin war heute Freitag und in ein paar Stunden endlich Wochenende. In ihrem Büro tratschen ihre Kolleginnen über einen Neuzugang aus dem dritten Stock, einen junger Mann, der über den zweiten Bildungsweg ein Studium aufgenommen hatte und der wahnsinnig gut aussehen sollte. Gern wäre eine der Damen mit ihm ausgegangen, aber keine traute sich ihn anzusprechen.
Anna hatte schon immer Schwierigkeiten mit ihren Kolleginnen. Sie wurde nicht akzeptiert und meist saß sie stumpf an ihrem Schreibtisch und kontrollierte ellenlange Listen im Computer. Eine Tätigkeit bei der sie aufpassen musste nicht vor Eintönigkeit mit dem Kopf auf der Tastatur aufzuschlagen. Die Gesprächsfetzen der Damen waberten zu ihr herüber und sie versuchte sich trotz dessen auf ihre Listen zu konzentrieren. Plötzlich wurde es still im Büro. Im ersten Moment empfand es Anna als äußerst angenehm, so lange bis sie bemerkte, wie alle sie anstarrten. Leicht irritiert hob sie ihren Kopf, ihre Finger huschten jedoch weiter fleißig über die Tasten. Sie sah zurück auf den Monitor und wieder zu den Frauen, die sie noch immer anglotzten. Eine Welle des Unbehagens legte sich über Anna. Fragend sah sie die Frauen an.
„Was hältst du von dem?“
Die jüngste ihrer Kolleginnen hatte das Wort an sie gerichtet und Anna war sich nicht sicher, ob man tatsächlich mit ihr sprach, das war in all der Zeit bisher nicht vorgekommen.
„Bitte, was?“
„Na, von dem jungen Mann aus dem Dritten?“
„Ist da ein neuer?“
„Lebst du hinterm Mond?“, fragte die alleinerziehende Mutter von drei Kindern.
„Offensichtlich. Ich habe keine Ahnung von wem ihr sprecht.“
„Das kann doch gar nicht sein. Alle wissen es. Der ist das Gesprächsthema und echt ein Schnuckelchen“, berichtete die kleine Biedere, die sonst auch nicht viel zu sagen hatte, was sich schlagartig zu ändern schien.
„Schnuckelchen?“, wiederholte Anna.
„Ja, der ist super süß”, sagte die Junge wieder,
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