Der Problemmann (German Edition)
Parklücke, auch dieses Mal wieder mit unglaublichem Glück. Ein Hupkonzert wurde hinter ihr angeschlagen. Ein Auto weiter hinten fuhr ungebremst auf den Wagen auf, der abrupt hatte bremsen müssen, um nicht in Marion hineinzufahren. Wütend sprang der Fahrer aus seinem Wagen und schrie ihr hinterher. Sie schenkte dem jedoch keinerlei Beachtung. An der nächsten Ampel konnte sie Christians Wagen stehen sehen. Gott sei Dank, dachte sie und fuhr noch etwas schneller, um ihn einzuholen. Es war nichts zu machen, der Verkehr ließ ein schnelleres Vorankommen nicht zu. Hupend versuchte sie sich Platz zu verschaffen. Natürlich nützte das nichts, außer das andere Autofahrer sie missbilligend ansahen. Wild mit den Armen fuchtelnd ließ sie das Lenkrad los und schrie aus Leibeskräften. Doch das alles half nicht. Endlich wurde die Ampel grün und Christian fuhr los. Aus welchem Grund fuhren ausgerechnet jetzt alle extrem langsam? Voller Wucht schlug sie mit ihrer Hand auf ihr Lenkrad und dessen Hupe, dass ihr die Hand schmerzte. Sie versuchte durch geschicktes Spurenwechseln sich weiter nach vorn zu drängeln. Aber außer, dass sie beinahe einen weiteren Unfall verursacht hätte, konnte sie nicht an Christians Wagen aufschließen, der seinerseits keinerlei Probleme zu haben schien schnell voran zu kommen. Sie hatte Schwierigkeiten ihn im Gewusel des Feierabendverkehrs weiter auszumachen. Die Ampelphase war vorbei und es wurde Rot.
„Nicht für mich“, schrie sie, als ob irgendjemand das hören oder interessieren würde.
Mit Vollgas raste sie über die Kreuzung.
Plötzlich hörte sie einen dumpfen und dennoch extrem lauten Knall, den sie in dieser Form bisher noch nie wahrgenommen hatte. Sie spürte wie ihr Körper in den Sitz gedrückt und ihr Kopf ruckartig hin und her geschleudert wurde. Der Sicherheitsgurt drückte mit aller Macht und äußerst schmerzhaft auf ihr Brustbein. Bevor sie realisieren konnte, was ihr passierte, drehte sich ihr Auto schnell auf der Kreuzung. Marion versuchte zu erkennen, auf was sie sich zu bewegte, aber alles ging so verdammt schnell. Der Einzige Gedanke, der ihr in den Kopf kam, war die Tatsache, dass sie nun endgültig Christian verpassen und nicht herausbekommen würde, wo er hinfuhr und sie erneut keinen Beweis hätte, dass er sie betrog. Ihr war nicht klar, welches der Grund ihrer Tränen war. Die Schmerzen, die sie schlagartig spürte, waren kaum zu ertragen, aber die Wut, die in ihr aufstieg überlagerte alles.
Christian saß seit Stunden zu Hause auf dem Sofa. Eigentlich war es schön, dass Marion nicht da war. Etwas beunruhigt war er dennoch. Sie hätte schon längst ihre Lieblingsserie ansehen müssen, die sie niemals verpasste. Obwohl er wusste, wie sehr sie es hasste, ihn bei sich zu haben, war es auf eigentümliche Weise schön stumm neben ihr zu. Diese Stunde, in der lediglich der Fernseher zu kommunizieren schien, spielte ihm eine trügerische Normalität vor.
Jetzt hätte er alles machen können, wonach ihm der Sinn stand. Trotzdem saß er regungslos auf dem Sofa und überlegte, warum sie nicht da war. Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Erschrocken griff er nach dem Telefon, was er vorsichtshalber vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Voller entsetzten hörte er sich an, was Marion passiert war, dass sie im Krankenhaus sei und es ihr den Umständen entsprechend gut gehen würde. Er könnte sie sogar abholen, ein verbleiben sei nicht erforderlich. Es wäre schön, wenn er kommen könnte. Warum hatte sie ihn nicht angerufen? Konnte sie nicht sprechen? Aber dann hätte man ihm nicht mitgeteilt, dass er sie nach Hause mitnehmen könnte. Verängstigt und voller Sorge fuhr er in Richtung Krankenhaus.
Marion war es zuwider von ihm abgeholt zu werden, daher wollte sie ihn nicht anrufen und wäre sehr viel lieber mit einem Taxi gefahren. Aber die Krankenschwester hatte sie derart ausgefragt und dann darauf bestanden, dass ihr Mann sie abholen sollte, dass Marion sich nicht traute dagegen zu widersprechen. Mit einer dicken Halskrause saß sie im Flur der Notaufnahme und wartete dass Christian von seiner Geliebten kommen würde.
„Oh mein Gott“, sagte dieser, nachdem er den Flur herunter gerannt kam, als er sie wie ein Häufchen Elend im Flur hatte sitzen sehen.
Müde blickte sie ihn an, ohne jedoch aufzustehen. Inzwischen tat ihr jeder einzelne Knochen weh. Die Ärzte waren davon ausgegangen, dass all ihre Verletzungen von dem Unfall herrührten,
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