Der Problemmann (German Edition)
was er sich ganz anders vorgestellt hatte. Wie hätte er das alles ahnen sollen? War er so dermaßen abstoßend?
Er saß unproduktiv an seinem Schreibtisch und spürte wie ihm bei dem Gedanken an Marion wieder die Tränen aufstiegen. An Arbeiten war nun endgültig nicht mehr zu denken. Er schaute auf seine Uhr. Jetzt würde ohnehin kein Kunde mehr etwas von ihm wollen. Es war Freitagabend. Früher hatte er sich wahnsinnig auf die Wochenende mit seiner Frau gefreut, mittlerweile graute ihm davor. Zwei quälend lange Tage würde er neben ihr leben, ohne sie berühren zu dürfen, immer auf der Hut, nicht das falsche zu sagen und damit einen erneuten Streit zu entfachen. Bei jeder Kleinigkeit fuhr Marion aus der Haut und brüllte ihn an. Ganz egal was auch immer er tat, es war alles falsch. Die einzige Freude die ihm blieb, war das Haus zu verlassen und zu laufen, was jetzt im Winter teilweise recht hart war. Aber alles war besser, als in einem Haus zu sein, in dem er nicht willkommen war.
Er packte seine Sachen zusammen und verließ sein Büro. Auf direktem Weg ging er Richtung Fahrstuhl. Als dieser endlich seine Etage erreicht hatte, hörte er ein Poltern im Treppenhaus. Kurz überlegte er, ob er nachsehen sollte, wer sich da offensichtlich die Stufen auf umgekehrte Weise herauf oder herunter bemühte. Ein Impuls sagte ihm, nicht nachzusehen, das sei völlig unwichtig.
Marion war mit solcher Geschwindigkeit die Treppen zwei Stufen auf einmal nehmend herauf gelaufen, dass sie unachtsam wurde, ausrutschte und unsanft eine Etage tiefer zum Stillstand kam. Da der Fahrstuhl eine Ewigkeit in das Erdgeschoss zu brauchen schien, entschied sie sich die Treppe zu nehmen. So schnell es ging wollte sie Gewissheit seiner Untreue haben.
Leicht benommen überlegte sie, ob sie sich wohl etwas gebrochen hätte. Alles tat ihr weh. Schnell raffte sie sich wieder auf und rannte unter Schmerzen die Treppe wieder hinauf. Glücklicher Weise ließ ihr erhöhter Adrenalinpegel sie schnell keine weiteren Schmerzen wahrnehmen. Jetzt war es wichtig auf direktem Weg in sein Büro zu gelangen und ihn in flagranti zu erwischen. Leicht humpelnd rannte sie den Flur entlang zu seinem Büro. Mit Schwung wollte sie in sein Büro stürmen und ihm ins Gesicht sagen was er für ein Schwein sei, sie zu betrügen und sie hätte es schließlich die ganze Zeit gewusst. Schon von weitem die Tür anvisierend streckte sie ihre Hand aus, um nach der Klinke zu greifen. Endlich hatte sie sein Büro erreicht, leider gab zwar die Klinke nach, die Tür jedoch nicht. Sie ließ sich nicht wie erwartet öffnen. Daher entlud sich die gesamte angestaute Energie in Marion an der verschlossenen Tür. Mit voller Wucht wurde ihr Körper, den Kopf vorweg, von der Tür gebremst. Für einen kurzen Moment glaubte sie, sich ihre Nase gebrochen zu haben und erwartete warmes Blut auf ihrem Gesicht zu spüren. Sie griff sich an ihre schmerzende Nase und besah sich daraufhin ihre Hand. Ein wenig Blut war sichtbar, aber zu wenig, um sich Sorgen zu machen. Irritiert und leicht benommen überlegte sie, was sie als nächstes tun sollte, wahrscheinlich hatte er die Tür von innen verschlossen, um mit seiner Geliebten ungestört zu sein, sah sie aus dem Fenster und konnte schemenhaft erkennen, wie er mit seinem Auto aus der Tiefgarage fuhr.
„Verdammter Mist“, entfuhr es ihr laut.
Jetzt war er auf dem Weg zu seiner Geliebten und sie hatte ihn verpasst.
Wie eine Furie rannte sie zum Fahrstuhl, der ewig zu ihr brauchte. Die Treppe wollte sie trotz allem nicht wieder bemühen. Ungeduldig sprang sie in die Kabine und drückte hektisch den Knopf für das Erdgeschoss. Leider hielt der Fahrstuhl auf einigen Etagen. Ihr war danach die Personen anzuschreien, die freundlich nickend die Kabine betraten, ob diese nicht ganz dicht seien, ausgerechnet jetzt nach Hause fahren zu wollen. Verlegend lächelnd und gleichzeitig aber auch etwas bestürzt, sah man Marion an, da diese verletzt wirkte, ihr Gesichtsausdruck jedoch verhieß nichts Gutes. Endlich unten angekommen, stürmte Marion an den Personen vorbei, schubste diese zur Seite, ohne sich zu entschuldigen, und rannte auf die Straße zu ihrem Wagen. Sie hatte wahnsinniges Glück nicht von einem Auto erfasst zu werden, denn sie schaute weder nach rechts noch nach links. Ihre Gedanken kreisten um Christian, dass er zu seiner Geliebten fahren würde und sie ihn verpasst hatte. Ohne weiter auf den Verkehr zu achten, fuhr sie aus ihrer
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