Der Problemmann (German Edition)
glauben, das lasse ich mir nicht gefallen. Erst ihre Frau zusammenschlagen und dann auch noch beleidigend werden.“
Christian war sich nicht sicher, was er noch tun sollte. Marion besah sich dieses Schauspiel und war geradezu belustigt davon. Das geschah ihm recht, sollte er einmal merken, wie es sich anfühlt dermaßen gedemütigt zu werden. Immerhin hielt sie das schon wesentlich länger aus. Eine weitere Schwester trat in den Flur und wollte nachsehen, warum ihre Kollegin laut geworden war. Sie hatte zuvor Marion versorgt, mit ihr gesprochen und sie davon überzeugt, dass es besser war von ihrem Mann abgeholt zu werden. Erleichtert kam sie direkt auf Christian zu.
„Da sind Sie ja endlich. Warum hat das so lange gedauert? Und was ist hier eigentlich los?“
Wild redeten alle drei auf einmal durcheinander, sodass sie kein Wort verstehen konnte.
„Ruhe! Was ist hier los?“
Keiner wagte es einen Mucks von sich zu geben. Es war eindeutig, dass die Schwester, die hinzugetreten war, die Vorgesetzte der anderen war.
„Dieser Mann schlägt seine Frau, wie man unschwer erkennen kann. Ich hatte ihr geraten in ein Frauenhaus zu gehen, woraufhin mich dieser Mann beleidigt hat.“
„Wie bitte? Diese Frau hatte gerade einen Autounfall. Ich selbst habe sie behandelt.“
„Das sagt sie doch nur, da sie sich schämt, die Wahrheit zu sagen.“
„Ist dem so?“, wollte die Vorgesetzte wissen.
Drei Augenpaare starrten Marion an, die sofort rot wurde. Wie gerne hätte sie jetzt gelogen, nur um Christian damit in Verlegenheit zu bringen, aber im letzten Moment setzte ihr Verstand ein und sie dachte an die Konsequenzen. Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte sie ihn doch auszuliefern und ihn für all das leiden zu lassen.
„Nein“, sagte sie kaum hörbar, „ich hatte einen Autounfall.“
„Sie können hier die Wahrheit sagen“, mischte sich die andere Schwester wieder ein, „wir werden Ihnen helfen. Sie müssen ihn nicht schützen.“
Christian erwartete, dass Marion lügen würde, einfach nur so, um ihn zu verletzen, für etwas was er noch nie getan hatte und er war sich plötzlich nicht mehr sicher, warum er noch niemals darüber nachgedacht hatte das in die Tat umzusetzen, was sie ihm ständig vorwarf?
Eine halbe Stunde später saßen Marion und Christian in seinem Wagen und fuhren schweigend nach Hause. Er wusste nicht, ob er darüber erleichtert sein sollte, dass sie am Ende doch die Wahrheit gesagt hatte. Noch vor einer Stunde war er vor Sorge beinahe umgekommen und brannte darauf zu erfahren, was ihr passiert sein könnte. Nun wollte er es nicht mehr wissen, es war im völlig gleichgültig und er ohne jede Emotion. Marion hingegen überlegte, was passiert wäre, wenn sie gelogen hätte und ob es nicht doch besser gewesen wäre, ihn von der Polizei abführen zu lassen. Sie stellte sich vor, wie er in einer Gefängniszelle sitzen und ob er dann wohl an sie oder aber an seine Geliebte denken würde? Von wem würde er sich besuchen lassen wollen? Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr kam ihr der Gedanke, ihrem Mann endgültig zu verlassen. Es war eindeutig, dass er sie nicht mehr liebte, auch wenn er ihr ständig das Gegenteil sagte. Sie war davon überzeugt, dass es sich dabei lediglich um einen weiteren Versuch handelte von seiner Schuld abzulenken. Dass sie keinerlei Beweis für ihre Anschuldigung hatte, interessierte sie nicht. In Sekunden spielte sich ihr weiteres Leben vor ihrem inneren Auge ab. Sie wäre wieder allein. Das wäre auf der einen Seite recht schön, da sie für längere Zeit nicht mehr mit einem Mann intim sein müsste, aber sie würde auch keine Familie haben können, dafür brauchte man zwingend einen Mann. Wo sollte sie einen neuen Mann finden, der ihr ein Kind machte? Ohne Ehemann war es schwierig ein Kind zu adoptieren, vor allem wenn man über ein geringes Einkommen wie ihres verfügte. Wäre es nicht doch sinnvoll mit Christian zusammen zu bleiben und zu warten bis sie endlich schwanger werden würde? Immerhin hatte sie sich ansatzweise an ihn gewöhnt. Mit einem anderen Mann würden alle Schwierigkeiten von neuen beginnen.
Im Auto war es dunkel, sie drehte ihren Kopf zur Seite, was ihr Schmerzen verursachte, da sie sich mit der Halskrause so gut wie gar nicht bewegen konnte. Christian bemerkte durchaus, dass sie ihn ansah. Er konzentrierte sich stoisch auf den wenigen Verkehr. Inzwischen war es ruhig auf den Straßen geworden, alle waren bereits zu Hause und
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