Der Problemmann (German Edition)
jedoch ohne den gewünschten Erfolg. Auch wenn ihr extrem kalt war und sie glaubte kaum mehr Gefühl in ihren Gliedmaßen zu spüren, ihr Gehirn funktionierte einwandfrei. Ihre Gedanken rasten. Eigentlich hätte ihr geradezu heiß davon sein müssen. Schnell ließ sie Luft in ihre Lungen fließen und stieß diese heftig wieder aus. Ihr Herzschlag überschlug sich, sodass ihre Schläfen pochten. Aus welchem Grund fuhr Christian nicht zu seiner Geliebten? Das konnte nur einen Grund haben, sie war bei ihm. Aber das hätte Marion bemerken müssen. Sie war direkt nach der Arbeit zu Christian gefahren. Ihren Chef hatte sie belogen und gebeten früher nach Hause gehen zu dürfen, es ginge ihr nicht gut. Selbstverständlich, hatte ihr Chef gesagt und hatte augenblicklich Mitleid mit ihr. Vor allem hatte er Mitleid mit sich selbst. Sollte Marion ernsthaft erkranken wäre er aufgeschmissen. Besorgt hatte er sie angesehen und sie gefragt, ob sie etwas benötigen würde und wünschte ihr gute Besserung. Sie solle sich einmal richtig ausschlafen. Das würde sicher helfen. Sicher war inzwischen nur eins, sie würde sich erkälten, denn ihre Füße waren inzwischen zu Eisblöcken mutiert in denen sie keinerlei Gefühl mehr hatte. Vor Stunden hatte sie ihr Auto gegenüber dem Gebäudekomplex, in dem Christian sein Büro hatte, geparkt. Sie hatte Glück und konnte ihr Auto so platzieren, dass sie einen perfekten Überblick über die Straße, den Eingang des Gebäudes sowie in Christians Büro hatte.
Es war noch hell gewesen, als sie bei ihm ankam, inzwischen war die Sonne untergegangen und Christian hatte das Licht in seinem Büro eingeschaltet. Sie sah ihn ab und zu von seinem Schreibtisch aufstehen, zu einem Regal gehen, etwas herausnehmen und sich wieder zurück an seinem Schreibtisch setzen. Das Gebäude in dem sich das Büro befand, verfügte über große Fenster die teilweise bis zum Boden reichten und einen tiefen Einblick in die dahinter befindliche Bürowelt erlaubten. Marion fragte sich wie man in so einer Atmosphäre arbeiten konnte. Sie hätte sich unwohl und vor allem beobachtet gefühlt. Jetzt war sie froh ihren Mann genau bespitzeln zu können. Mit hundertprozentiger Sicherheit war sie davon ausgegangen, das Christian entweder gar nicht im Büro war, auch wenn er gesagt hatte, das er heute keine Außentermine haben würde und rechtzeitig Feierabend machen würde, oder aber, dass er bald verschwand und das sicher nicht nach Hause. Daher saß sie nun in einem inzwischen eiskalten Auto, zumal sie das Seitenfenster ein wenig herunterlassen musste, damit die Scheiben nicht beschlugen, was der vorhandenen Wärme im Wageninneren nicht zuträglich gewesen war. Mittlerweile war sie davon überzeugt, dass seine Geliebte durch einen Hintereingang gekommen sein musste, denn seitdem sie ihren Blick stoisch auf das gegenüberliegende Gebäude gerichtet hatte, waren lediglich Menschen aus ihm herausgekommen. Die andere Frau musste gut sein, dachte sie, bisher hatte Marion nur Christian in seinem Büro gesehen, was nicht bedeutete, dass er allein war. Ganz bestimmt saß sie unter seinem Schreibtisch und machte wer weiß was mit ihm, daran wollte sie nicht so genau denken, denn das verursachte Übelkeit. Der einzige Bereich in Christians Büro, der nicht gut einsehbar war, war der untere Teil an einem Fenster, hinter dem sich sein Schreibtisch befand. Ihm war klar, dass man ihn jederzeit beobachten konnte und es war ihm in der Anfangszeit sehr unangenehm gewesen, daher hatte er seinen Schreibtisch so aufgestellt, dass er ein wenig Intimsphäre hatte. Seit zwei Jahren befand sich sein Büro in diesem Gebäude und er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Nie wäre er darauf gekommen, dass er tatsächlich beobachtet werden könnte.
Ihm machten die ewigen Streitereien mit ihr sehr zu schaffen und teilweise konnte er sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren. Ihre dauernden Anschuldigungen zermürbten ihn. Nie gab er ihr Anlass ihm nicht zu vertrauen und doch warf sie ihm ständig vor ihr gegenüber nicht ehrlich zu sein. Das fand er völlig absurd. Warum spürte sie nicht, dass er sie liebte? Auch wenn sie alles daran setzte es ihm schwer zu machen. Wenn er am Abend das Haus verließ, um seinen Kopf frei zu bekommen und sich den Stress vom Körper und den Gedanken zu laufen, musste er oftmals stehen bleiben, da ihm das Herz schwer wurde und das Atmen kaum mehr gelang. Tränen brachen mit Wucht aus ihm heraus. Das war also sein Leben,
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