Der Problemmann (German Edition)
noch am Freitag mit Jennifer passiert war.
„Was soll schon sein? Ich bin glücklich.“
„Echt? So hab ich dich noch nie gesehen?“
„Hast du mich denn bisher überhaupt schon einmal richtig angesehen?“
Inzwischen war Anna aufgefallen, dass sie sich an ihrem Arbeitsplatz befand und hier alles wie immer war.
„Natürlich“, log Jennifer, „Freundinnen sehen sich doch.“
„Ach, sind wir Freunde? Das wusste ich nicht.“
„Doch, doch. Hast du das schon vergessen? Seit Freitag. Weißt du nicht mehr?“
„Ich erinnere mich.“
Sollte es Jennifer tatsächlich schaffen, ihre bisher gute Laune in schlechte zu verwandeln? Nein, dass wollte Anna nicht zulassen und bat sie daher nun allein zu lassen, damit sie endlich mit der Arbeit anfangen konnte. Wieder wurde Anna bewusst, dass sie nicht ganz drei Wochen Zeit hatte, um den riesigen Berg Akten zu verarbeiten. Das würde sie niemals schaffen und erst recht nicht, wenn Jennifer sie davon abhielt. Die zog widerwillig von dannen und meinte, sie würde Anna dann zum Mittagessen abholen. Am liebsten hätte Anna das überhört. Auf keinen Fall wollte sie mit ihr länger als nötig zusammen sein. Unter Aufbringung aller Konzentration widmete sich Anna ihrer Arbeit. Die Gedanken an das vergangen Wochenende versuchte sie zu verdrängen, dabei durchzog ein angenehmes Kribbeln ihren Körper. Wie kleine Käfer, die aus ihrem Bauch heraus auf die Haut gelangt waren und dort ihren Weg weiter fortführten.
Aus welchem Grund Anna nachgab und mit Jennifer tatsächlich zum Mittagessen unterwegs war, wollte ihr nicht einleuchten. Sehr viel lieber wäre sie allein gewesen, so wie an all den anderen Tagen bisher auch. Aber sie wollte sich nicht mit Jennifer streiten und ging daher den Weg des geringsten Widerstandes und trottete Jennifer brav hinterher. Die anderen Kolleginnen trauten ihren Augen kaum, als die beiden Frauen zusammen das Büro verließen.
Der Weg zur Kantine war nicht weit und doch schaffte es Jennifer, ohne Unterlass auf Anna einzureden. Die versuchte ihren Gedanken hinterher zu hängen und dieses angenehme Gefühl, dass sie seit dem Wochenende begleitete, nicht loszulassen. Sie spürte bereits, wie es weniger wurde. Während des Vormittags war es zur Gänze verschwunden, so sehr hatte sich Anna auf ihre Arbeit konzentriert. Das Geplapper von Jennifer machte es ihr nicht gerade leicht sich dem hinzugeben, was am Wochenende zu ihrer Überraschung passiert war. Anna konnte es selbst kaum glauben und hätte es gern Melanie erzählt, mit der sie gehofft hatte ihre Mittagspause zu verbringen. Stattdessen hing eine fortwährend redende Jennifer an ihrer Seite. Immerhin hatten sie inzwischen die Kantine erreicht, die wie jeden Mittag überfüllt war. Angestellte strömten wie Laborratten an den Tresen, der sie füttern sollte. Anna war verwundert, dass selbst beim anstellen in einer schier endlosen Schlange Jennifer kein einsehen hatte und wenigsten hier den Mund hielt. Endlich befand sich eine Portion Spaghetti auf ihren Tabletts. Anna hoffte schnell einen freien Platz zu finden, Jennifer anfangen würde zu essen und damit aufhörte zu sprechen. Wie sie selbst einen Bissen herunter bringen sollte, war ihr jedoch noch nicht klar. Ihr Magen schien ihr wie abgeschnürt zu sein und sie spürte weder Hunger noch Appetit, auf das eigentlich lecker duftende Essen vor sich.
„Hier“, schrie Jennifer wie angestochen, dass sich einige Kollegen nach ihr umdrehten, „hier drüben ist was frei geworden. Komm schnell her.“
Ohne Eile ging Anna zu dem freien Tisch, den Jennifer ihnen erkämpft hatte. Denn natürlich war nichts frei gewesen. Zwei Kollegen, die sich nach dem Essen noch etwas unterhalten wollten, waren äußerst überrascht, als Jennifer ihr Tablett abstellte und damit die anderen beinahe vom Tisch fegte. Jennifer machte einen derart resoluten Eindruck, der keine Widerrede zuließ. Trotz, dass Anna glaubte nichts von dem Mittagessen herunter zu bringen, begann sie schnell Spaghetti auf ihre Gabel zu rollen und sich in den Mund zu stecken, in der Hoffnung Jennifer würde es ihr nachtun. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Jennifer durchaus in der Lage war gleichzeitig zu essen und ihr weiterhin die Ohren vollzuquatschen. Anna versuchte ihre Stimme zu überhören und im allgemeinen Klangteppich der Kantine untergehen zu lassen. Ohne Erfolg. Die Ausführungen über Dennis, das der eigentlich ein ganz netter sei und Jennifer hoffte ihn zurückzugewinnen,
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