Der Problemmann (German Edition)
sie den Schnupfen von ihrer Nase, schaute sich Hilfe suchend um und entschied dann, es in der Bettwäsche abzuwischen. Tom streichelte über ihr nasses Gesicht. Mit einem verunglückten Lächeln sah Anna ihn an.
„Geht’s wieder?“
Sie nickte mit dem Kopf. Unmöglich konnte sie etwas sagen, sie würde sofort wieder anfangen zu weinen.
„Ist es wegen dem Schwachkopf?“
Wieder ein stilles nicken.
„Ach Anna, vergiss ihn. Der ist es nicht wert, dass du um ihn weinst. Du hast etwas Besseres verdient.“
Das Lächeln blieb Anna im Halse stecken. Obwohl sie wusste, dass Tom Recht hatte.
Plötzlich, und unerwartet für beide, kam Tom mit seinem Gesicht sehr dicht an ihres. Seine Hände umfassten ihren Kopf. Eine Hand führte er ihr in den Nacken und zog sie an sich. Was um alles in der Welt tat er da? Das fragten sich beide in ihren Gedanken, aber keiner von beiden tat etwas dagegen. Anna ließ ihn gewähren und er kam im Zeitlupentempo mit dem Kopf immer dichter an ihren. Bis seine Lippen ihre berührten. Beide schlossen die Augen. Anna bewegte sich nicht. Starr saß sie auf ihrem Bett und wartete, was als nächstes passieren würde. Wenn er jetzt über sie herfallen würde, es wäre ihr Recht gewesen. Dabei wurde sie nicht erregt. Etwas war falsch. Es fühlte sich eigenartig an, als ob man seinen Bruder küssen würde. Tom löste sich von ihr und sah sie an. Stumm blickten sie sich in ihre Augen. Zeitgleich schüttelten beide ihre Köpfe.
„Das ist nicht richtig“, durchbrach Anna als erstes die Stille.
„Stimmt. Das fühlte sich merkwürdig an. Es liegt bestimmt nicht an dir.“
„An dir auch nicht, ehrlich. Du bist ein toller Mann. Jede Frau wäre glücklich mit dir.“
„Nur du eben nicht.“
„Nein“, Anna senkte den Kopf, „aber du wärst mit mir auch nicht glücklich. Ich bin nicht dein Typ.“
„Das stimmt wohl. Ich dachte, ich müsste es einmal versuchen. Du warst so verletzlich und hast so sehr geweint, da wollte ich dich eben nur trösten.“
„Das hast du doch. Du bist hier bei mir. Das ist echt super lieb.“
Tränen verhinderten eine saubere Aussprache. Warum war Michael nicht so wie Tom? Dieses Mal nahm Tom sie auf eine ganz andere Art als zuvor in seine Arme. Anna fühlte seine Wärme, die etwas Tröstendes hatte. Als ob nun alle Zweifel ausgeräumt wären, konnte sie sich ihm hingeben und das auf einer rein platonischen Ebene, die wesentlich tiefer war, als wenn sie sich ihm körperlich hingegeben hätte. Sie schluchzte und hatte keine Hemmungen vor ihm. Es war ihr vollkommen egal wie sie aussehen würde, es spielte keine Rolle. Sie waren Freunde. Anna spürte, dass diese Freundschaft etwas ganz besonders sein würde, eine Freundschaft wie Anna sie noch niemals erlebt hatte. Sie wusste, dass sie sich bedingungslos auf Tom würde verlassen können. Er würde immer für sie da sein. Dieses beruhigende Gefühl ließ sie aufhören zu weinen. Tief durchatmend spannte sie ihre Schultern und richtete sich wieder auf.
„Danke.“
„Wofür?“
„Das du gekommen bist und für deine Freundschaft. Und das du mich geküsst hast und wir nun endlich wissen, dass wir lediglich Freunde sind. Das ist ein tolles Gefühl.“
„Ja, das stimmt. Das hatte ich noch nie zu einer Frau. Bisher war da immer der Sex im Weg. Es ging immer um Sex. Da war eine Freundschaft nicht möglich. Sex macht einfach alles kaputt.“
„Das stimmt wohl. Gut, dass wir das nun geklärt haben und es nie mehr zwischen uns stehen wird. Wir brauchen darüber nie wieder nachzudenken und schon gar nicht darüber zu sprechen. Das ist doch echt klasse. Ich bin wirklich froh, dass ich dich kennenlernen durfte.“
„Ich habe sofort gemerkt, dass du etwas ganz besonderes bist. Du bist ein toller Mensch. Ich kann Michael nicht verstehen. Der ist doch ein echter Trottel, dass er das nicht erkennt.“
„Lass uns bitte nicht mehr über diesen Schwachkopf sprechen. Das ist Vergangenheit.“
„Bist du sicher? Du leidest doch noch immer.“
„Nein, nicht mehr. Mir geht es gut, wirklich. Es ist mir sehr viel wichtiger dich als Freund zu wissen, als diesen Idioten, der mich nicht verdient hat.“
„Richtig! Gut so.“
„Möchtest du einen Kaffee?“
„Jetzt noch?“
Tom sah auf seine Armbanduhr.
„Tut mir leid. Anna, ich muss schon wieder los. Ich bin noch verabredet. Ist das schlimm?“
„Spinnst du? Du bist einfach so vorbei gekommen, um zu sehen, wie es mir geht. Da ist nichts schlimm. Ich bin froh, dass du
Weitere Kostenlose Bücher