Der Problemmann (German Edition)
ahnte sie, dass sie falsch gehandelt hatte. Das hätte sie nie tun dürfen. Sie hätte auf einen anderen Beweis warten müssen. Irgendwann hätte sich Christian sicher verraten. Es war mit ihr durchgegangen und sie damit zu weit.
„Um Himmels Willen, Marion, was ist denn mit dir passiert?“, stieß Tina hervor als Marion mit zweistündiger Verspätung das Lokal betrat.
Marion hatte gehofft, dass ihre Freundinnen nicht mehr auf sie warten und schon längst wieder zu Hause sein würden. Sie hatte die beiden unterschätzt. Vor allem ihren Durst. Seit dem letzten Cocktail konnte man den Zustand ihrer Freundinnen ohne weiteres als betrunken bezeichnen. Als Tina Marion bemerkte und registrierte, wie schlecht sie aussah, glaubte sie schlagartig nüchtern zu sein. Katja kicherte noch immer über den letzten Bericht ihrer Freundin und wollte sich kaum wieder beruhigen. Nach Tinas entsetzten Worten blickte sie auf und war schlagartig verstummt.
„Ich hatte einen Autounfall.“
Ohne ihre Freundinnen wie sonst zur Begrüßung in den Arm zu nehmen setze sie sich zu ihnen und bestellte sofort ein Glas Prosecco. Das hatte Marion bisher noch nie getan. Dieses Mal glaubte sie sich Mut antrinken zu müssen.
„Wann ist das passiert? Und warum hast du nicht sofort angerufen? Das ist ja grauenvoll. Geht es dir denn gut?“
Tinas Gedanken überschlugen sich, während Katja voller Bestürzung Marion anstarrte, unfähig etwas zu sagen.
„Ist schon eine Weile her. Und danke, mir geht es mittlerweile wieder gut.“
„Und, was ist passiert? Jetzt erzähl schon.“
Der Prosecco wurde Marion serviert, sie bedankte sich und trank einen tiefen Schluck, der das Glas zur Hälfte leerte.
„Ich bin bei Rot über eine Kreuzung gefahren.“
„Um Himmels Willen, Marion, wie konnte das passieren? Hast du getrunken?“
Tina wollte selbst nicht glauben, was sie Marion mit diesen Worten vorwarf, aber sie hatte Marion auch noch niemals ein Glas Prosecco bestellen sehen und vor allem in einem Zug so viel davon trinken. Vielleicht hatte ihre Freundin ein Geheimnis, von dem niemand wusste und sie sich nur aus diesem Grund ständig verweigerte Alkohol zu trinken.
„Nein“, stieß Marion etwas zu laut hervor, „natürlich nicht. Ich trinke doch nicht.“
„Ich weiß, aber jetzt tust du es gerade.“
Marion hatte sich den letzten Rest ihres Proseccos einverleibt und sofort einen neuen bestellt.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich euch anvertrauen kann, was mir passiert ist.“
„Aber Süße“, mischte sich Katja ein, „wir sind doch deine Freundinnen. Ist schon schlimm genug, dass du uns das jetzt erst erzählen willst. Du hättest doch eine von uns anrufen können.“
„Das hätte ich. Dennoch glaube ich, dass ihr mich nicht verstehen werdet. Das habt ihr bisher jedenfalls auch nicht.“
Zwei Augenpaare sahen sie in der Tat verständnislos an.
„Ach Marion, geht es etwa schon wieder um Christian?“, wollte Tina wissen, die trotz ihres Alkoholpegels, schnell eins und eins zusammenzählen konnte.
„Wie meinst du das? Ich wusste ihr würdet mich nicht verstehen.“
Frustriert griff Marion nach dem Glas, was ihr in diesem Moment auf den Tisch gestellt wurde und nahm einen großen Schluck. Sie spürte bereits den Alkohol, der sich wärmend über ihren Körper hermachte.
„Du kannst mit uns alles besprechen, auch wenn wir manchmal anderer Meinung sind. Wir wollen doch nur dein Bestes. Du hast dich da in etwas verrannt.“
„Sicher nicht. Was wisst ihr denn schon. Ihr habt doch keine Ahnung.“
„Wenn das so ist, dann liegt das nur daran, dass du uns nicht teilhaben lässt“, sagte Katja.
„Hat denn Christian etwas mit dem Unfall zu tun? Bist du vor ihm geflohen oder hat er dich gar bedroht?“
Tina konnte nicht fassen, was sie gesagt hatte, zumal sie nie daran glauben könnte, dass Christian in der Lage sei seiner Frau etwas anzutun.
„Zum Teil hat er das, ja.“
Marion überlegte ob sie jetzt das gleiche Programm wie im Krankenhaus abspielen sollte. Dort hatte man ihr sofort geglaubt. Vielleicht würde das mit ihren Freundinnen ebenso funktionieren. Als sie allerdings das Entsetzen in den Augen ihrer Freundinnen sah musste sie daran denken, wie fassungslos Christian sie angesehen hatte, als er hörte, wie sie ohne den geringsten Skrupel log und Anschuldigungen vorbrachte, die ausgereicht hätten, um entweder ihn oder sie vor Gericht zu bringen. Ein winziger Funken ihres Verstandes leuchtete auf und warnte sie
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