Der Problemmann (German Edition)
die Tatsache schon wieder versagt und sich erneut einen Mann gesucht zu haben, der nicht der richtige war. Obwohl er Anna erst vor ein paar Wochen kennengelernt hatte, so kannte er sie bereits in und auswendig. Seit Weihnachten hatten sie viel Zeit miteinander verbracht. Sie sahen sich täglich und das nicht nur, da sie beide freiwillig den Notdienst in der Versicherung übernommen hatten und jeden Tag zusammen zu Mittag aßen.
Anna war trotz allem Kummer erleichtert, als sie den riesigen Aktenberg abgearbeitet hatte. Was sicher auch daran gelegen haben mag, dass sie quasi allein in ihrer Abteilung war. Vor allem war sie froh, dass sich Jennifer Urlaub genommen hatte. Auch wenn Jennifer an diesem einen Montag in der Adventszeit für einen kurzen Moment Verständnis für Anna aufgebracht hatte, so war sie weit davon entfernt ihre Freundin zu sein. Jennifer schaffte es grundsätzlich in kürzester Zeit Anna auf die Nerven zu gehen. Ständig gluckte sie bei ihr herum und hielt sie von ihrer Arbeit ab. Lediglich die absolute Gelassenheit, hervorgerufen durch Michael, mit dem vor Weihnachten noch alles in bester Ordnung gewesen war, ließ Anna ihre Gegenwart und den fortwährenden Redefluss ertragen. Anna genoss die Ruhe im Büro. Sie konnte es sich sogar erlauben zwischendurch die Fassung zu verlieren und sich ihren Tränen und dem Schmerz vollkommen hinzugeben. Sie versank in Selbstmitleid und beweinte ihr Schicksal. Jedes Mal wenn sie daran dachte, wie Michael sich auf Mallorca mit seinen Freunden amüsierte, bröckelte ein kleines Stück von ihrem Herzen. Abends holte Tom sie regelmäßig in ihrem Büro ab. Langsam bekam Anna ein schlechtes Gewissen, da sie Tom derart in Beschlag nahm. Sicherlich hatte er Freunde, die nun zu kurz kommen würden. Er versicherte ihr, dass die meisten seiner Freunde sich im Weihnachtsurlaub befanden und er aus diesem Grund die Abende hätte allein verbringen müssen. Mit Anna sei es doch wesentlich netter. Das amüsierte sie so sehr, dass sie trotz allem anfing zu lachen. Sie konnte sich kaum vorstellen, was an ihrer jämmerlichen Gegenwart hätte lustig sein sollen. Sah man einmal davon ab, dass sie sich dieses Elend selbst eingebrockt hatte. Schnell wurden sich Anna und Tom einig Silvester gemeinsam zu verbringen. Melanie hatte vor Wochen Karten für eine große Party organisiert. Dass nun ausgerechnet Tom die plötzlich freiwerdende Karte, die Anna für Michael gekauft hatte, in Anspruch nehmen würde, steigerte Annas Lust auf eine große Silvestersause in keiner Weise. Anna legte nicht besonders viel Wert auf eine Party, ihr wäre es Recht gewesen in kleiner Runde zu bleiben. Als sie die überfüllte Halle betraten, in der bereits fleißig damit begonnen worden war den Alkohol in größeren Mengen hinunterzuspülen, wollte Anna am liebsten sofort wieder nach Hause gehen. Dabei hatte sich der Veranstalter alle Mühe gegeben den Abend zu etwas besonderen werden zu lassen. Über der Tanzfläche hing eine überdimensionierte Diskokugel dessen Lichter wie blinkende Mäuse über den Boden und die Wände flitzten und in wechselnden Farben eine Atmosphäre schufen, die zum Tanzen animierte. Der DJ hatte ein gutes Gespür für Musik und dafür was die wilde Meute in Stimmung brachte. Hübsch gekleidete Damen mit Tabletts voller Fingerfood versuchten sich durch die Menschenmenge zu lavieren, blieben hier und da stehen und boten den Gästen die äußerst ansprechenden Köstlichkeiten an. Selbst davon wollte Anna nichts wissen. Nach dem unerfreulichen letzten Telefonat mit Michael war ihr der Appetit vergangen, was zur Folge hatte, dass sie in kurzer Zeit einige überflüssige Kilos abgelegte. Immerhin ein Umstand, der etwas Positives an der ganzen Sache hervorbrachte. Wie oft hatte Anna daran gedacht endlich eine Diät zu machen. Ganz ohne Mühe nahm sie plötzlich ab, doch es war ihr egal. Wen interessierte, wie sie aussah? Den Mann, den es interessieren sollte, hatte sich entschlossen sie zu verlassen, ganz ohne ihr mitzuteilen, dass er das tun würde. Während Melanie begeistert von dem Ambiente und der Musik war, blieb Anna meist unbeteiligt an der Tanzfläche stehen und beobachtete, wie sich der Rest der Menschheit an diesem Abend großartig zu amüsieren schien. In schnellen Abständen trank sie ein Bier nach dem anderen. Irgendwann musste sie doch einfach völlig betrunken zusammenbrechen und somit das alles für einen kurzen Moment hinter sich lassen.
„Meinst du nicht“, schrie Tom
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