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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Prostituierten betrafen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil er sich nicht mit dieser Art von Beschäftigungen abgab.
    Darauf muss hingewiesen werden. Ich habe das schon vor einigen Jahren getan, als diese Behauptungen für Schlagzeilen sorgten. Jetzt tue ich es wieder, weil ich für Gerechtigkeit bin und weil ich für ihn tun kann, was er nie für mich tat.
    Es gibt andere Leute in dieser Geschichte, an die ich nicht mehr denke. Lennart Geijer ist einer von ihnen. Teile seines Lebens haben ihn eingeholt. Während seiner letzten Lebensjahre haben sie einen Schatten auf alle anderen Taten geworfen, die er auch vollbracht hat. Auch auf das, was gut und ehrenhaft war. Die Prostituierten, mit denen ich mich unterhalten habe, die behaupten, er sei ihr Kunde gewesen, hatten kein schlechtes Wort über ihn zu sagen. Sie beschreiben ihn als einen freundlichen, gebildeten und großzügigen Menschen. Im Gegensatz zu vielen mächtigen Männern, mit denen sie leider auch zu tun hatten.
    Lennart Geijer als Opfer seiner Zeit, als Opfer seines Hintergrunds, seiner Überzeugungen und seiner Gedanken über das Leben. In dieser Hinsicht gleicht er allzu vielen, die wie er waren. Ich versuche nicht, seine Taten zu verharmlosen. Aber ich finde, es genügt, wie sie sich, während er noch lebte, auf ihn auswirkten. Ich finde, jetzt ist es genug. Dass selbst diese Geschichte ein Ende finden muss.
    An Carl Persson denke ich hingegen oft. Er war einer der besten Vorgesetzten, die ich je hatte. Außerdem war er ein guter Mensch, den ich immer gemocht und zu dem ich auch später im Leben noch Kontakt gehabt habe. Er hat nie ein böses Wort an mich gerichtet, und ich habe mich bei ihm natürlich für meine Beteiligung an dieser Geschichte entschuldigt und bedauert, dass sie auch für ihn Konsequenzen hatte.
    Was nichts nützt. Leider habe ich ihm unabsichtlich großen Ärger bereitet. Ich habe mit der teilweise selbstverschuldeten Situation nicht umgehen können. Es fällt mir jedoch sehr schwer, mich als einen Helfer à la Hans Holmér und Ebbe Carlsson zu sehen.
    Ich bin nicht, wie sie waren, war es nie und werde es nie sein.

55.

Erinnerungen an eine schlimme Zeit
    Die Erinnerungen an diese Zeit drängen an die Oberfläche meines Bewusstseins und zeigen sich. Sie werden wie alte zerkratzte Filmsequenzen in meinem Kopf abgespult. Meine Erinnerungen, die sich mir darbieten, die mich trösten und die mir Angst machen können, ganz unabhängig davon, was tatsächlich geschah. Ich ordne sie nicht einmal chronologisch. Ich lasse sie auf mich einströmen. Das vereinfacht die Dinge.
    Am besten erinnere ich mich an die mittägliche Begegnung mit Olof Palme im Reichstagshaus am Sergels Torg in der Kantine. Es ist Frühsommer, ein Jahr nach der Dagens Nyheter -Enthüllung und einige Monate vor der Bordellaffären-Debatte im Reichstag. Ich bin mit Astrid Kristensson verabredet, die für die Moderaten im Reichstag sitzt. Sie ist die Vorsitzende des Justizausschusses. Ich kenne Astrid. Sie mag mich. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Es stellt für sie auch kein Problem dar, dass ich der Dagens Nyheter -Informant bei der Geijer-Affäre sein könnte. Damit hatte sie nie Schwierigkeiten. Sie hat mich sogar angerufen, als es am schlimmsten war.
    Draußen scheint die Sonne, und ich befinde mich ganz klar auf dem Wege der Besserung. Ich befinde mich sogar auf bestem Wege, ein richtig bösartiger und verstockter Mensch zu werden, und in nur wenigen Monaten wird mein Roman »Grisfesten. En rövarroman« (Das Fest der Schweine. Ein Räuberroman) erscheinen, der von einem Justizminister handelt, der bei Huren verkehrt.
    Erst sitzen wir in Astrid Kristenssons Büro und unterhalten uns, dann lädt sie mich zum Mittagessen in die Kantine ein. Ich stehe mit meinem Tablett in der Schlange, Leitungswasser und das Tagesgericht, als mich plötzlich ein Gefühl des Unbehagens befällt und ich mich umdrehe.
    Hinter mir steht das Mitglied des Reichstags Olof Palme. Er ist so wütend, dass seine Hände zittern und das Glas und das Besteck auf seinem Tablett klappern.
    Hoffentlich will er mir jetzt nicht eins in die Fresse hauen, denke ich und stelle gleichzeitig mein eigenes Tablett beiseite.
    Er tut nichts dergleichen. Er macht auf dem Absatz kehrt und geht weg.
    Eines Abends, als es mir ganz lausig geht, ruft Jan Myrdal an. Er hat gehört, dass es mir schlecht geht. Dass ich hinter zugezogenen Gardinen im Bademantel durchs Haus tigere und nicht wage, meine vier Wände zu

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