Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
die Alternative gewesen wäre. Die einzige Alternative zum Tod ist, ein besserer Mensch zu werden. Dieser neue Lebensabschnitt schenkt mir meine dritte und letzte Frau. Ein Geschenk des Lebens, dessen ich mich nicht verdient gemacht habe.
Und was geschah? Ich erinnere mich, dass es eine chaotische Zeit war. Alles andere begreife ich nicht. Was mit mir geschehen sein muss. Darüber muss ich noch länger nachdenken. Es bleibt nur, es zu skizzieren. Das schaffe ich gerade noch.
60.
Dritter und letzter Versuch
Es gibt zwei Kims in meinem Leben. Meine Ehefrau und mein bester Freund, der mir, was ernsthafte Freundschaften betrifft, am längsten geblieben ist. Eigentlich heißt er Joakim, aber alle nennen ihn nur Kim. So auch ich, außer wenn es mir wirklich wichtig ist, dass er mir ausnahmsweise einmal zuhört. Dann sage ich Joakim … »Verdammt, Joakim, hör jetzt mal zu!« Das funktioniert jedoch nur selten. Wir sind uns in dieser Beziehung zu ähnlich. Wir wechseln uns darin ab, einfach nicht mehr zuzuhören, mit den Achseln zu zucken, einfach wegzugehen. Ohne dass es deswegen Zwietracht gäbe.
Ich habe in meinem Leben drei beste Freunde gehabt. Ich spreche jetzt von den besten Kumpels, den besten Männerfreundschaften, nicht von den Freundschaften mit Frauen, wo die Sexualität die Dinge ständig komplizierte. Freundschaften unter Jungen und Männern, und in meinem Leben waren das drei. Erst Uffe, in meiner Kindheit, dann Ricke, als ich ein Teenager und dann ein junger Mann war, schließlich Kim, dem ich erst Mitte der achtziger Jahre begegne, als ich bereits vierzig Jahre alt bin.
Ganz offensichtlich besteht ein Zusammenhang zwischen dem Leben, das man führt, und der Wahl des besten Freundes. Uffe und ich wohnten von Geburt an im selben Haus. Das war nicht zuletzt im Hinblick auf unseren begrenzten Radius praktisch und gut. Wir trennen uns, weil sich unsere Wege trennen, nicht etwa weil wir uns streiten. Uffe ist im wahrsten Sinne des Wortes immer noch mein bester Freund. Wir haben uns nur seit gut fünfzig Jahren nicht mehr gesehen. Aber eine richtige Freundschaft überlebt so etwas.
Bei Ricke ist es genauso. Wir begegnen uns als Teenager auf einer dieser ständigen Partys. Wir bleiben so lange zusammen, wie unsere Leben es nur zulassen. Wir werden erwachsen, das Leben und die Tatsache, dass wir verschiedene Wege einschlagen, trennen uns. Wäre ich auch ins Schaustellergewerbe gegangen, oder wäre Ricke Kriminologe geworden, dann wären wir natürlich immer noch beste Freunde.
Anfang der achtziger Jahre verdiene ich recht viel Geld mit meinen Büchern und Filmen. Mein Vermögen verwalte ich selbst. Ich spekuliere mit Aktien und Beteiligungen und verdiene so noch mehr Geld. Ich genieße die finanzielle Unabhängigkeit, die es mir erlaubt, Leute zum Teufel zu wünschen, falls mir an ihnen irgendwas nicht passt.
Ich kann es mir leisten zu wählen, ich kann es mir leisten, mich nur mit Dingen zu befassen, die mich interessieren. Nachdenken, lesen, schreiben, vorzugsweise über Verbrechen. Damit, Kühe auszumalen, habe ich wie gesagt aufgehört. Etwa zu diesem Zeitpunkt begegnet mir Kim oder Joakim, und der Grund dafür ist der normale, logische und selbstverständliche. Die Wirklichkeit, in der wir leben, führt uns zusammen. Kim ist Arzt, Unternehmer und sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Geschäfte führen uns zusammen, aber im Unterschied zu allen normalen Buchhaltertypen, die mir in diesen Jahren begegnen, vereinigt uns auch noch etwas anderes und bedeutend Stärkeres. Es macht uns zu besten Freunden, nicht nur zu zwei Männern mittleren Alters, die zusammen Geschäfte machen und sich schätzen.
Kim und ich sind uns sehr ähnlich. Wir denken ähnliche Gedanken, haben dieselben Gefühle, lesen sogar dieselben Bücher und haben dieselben Gründe, diese zu mögen oder nicht zu mögen. Es gibt natürlich Dinge, die uns unterscheiden. Uninteressante Details wie der Umstand, dass Kim Zigarren raucht und ich Tabak in Form von Snus bevorzuge. Kim interessiert sich nicht fürs Essen, während ich viel zu viel esse. In allem Wesentlichen gleichen wir einander. Wir haben beide auch eine große Schwäche für Alkohol. Wir sitzen lieber in einem Lokal als im Büro. Auch wenn es um Geschäfte geht. Wir lernen Frauen kennen, belügen unsere Ehefrauen, machen weitere Geschäfte und verwöhnen unsere Kinder.
Wir leben dieselbe Art von Leben, haben dieselben Motive, wandern auf demselben Weg, und als wir uns zwanzig Jahre
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