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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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noch keine Wohnung auf der richtigen Seite der Odengatan – noch nicht nachgekommen bin, entschließe ich mich, ein paar meiner großzügigsten Freunde auf eine ordentliche Kneipenrunde einzuladen. Erst ein paar Whisky Soda im Peter Myndes Krog am Brunkebergs Torg, wo man kein Problem damit hat, Minderjährigen Alkohol zu servieren, solange diese zahlen können. Dann Abendessen und schließlich der Höhepunkt des Abends.
    Ich habe im Cecil in der Biblioteksgatan einen Tisch reserviert. Das ist zu jener Zeit das angesagte Lokal. Dass sie drei Siebzehnjährige einlassen, beruht darauf, dass ich einen der Oberkellner kenne. Im Sommer habe ich ziemliche Mengen Schnaps und Zigaretten an ihn verkauft.
    Als wir gegen acht Uhr eintreffen, sind wir zwar schon beschwipst, aber niemand kann über unser Äußeres klagen. Anzug mit Weste, Schlips, weißes Hemd, gestärkter Kragen, polierte schwarze Schuhe. Wir bekommen einen Tisch im Obergeschoss und bestellen Kaviar, Bier und einen Aquavit als Vorspeise, dann Rinderfilet und eine Flasche Roten, Kaffee und Cognac … ein feuchtfröhlicher Abend … und es wird immer nebliger. Ich erinnere mich, dass ich mich von einem der Freunde vor seinem Haus in der Östermalmsgatan verabschiede, dass ich auf die falsche Seite der Odengatan torkele, mich auf dem Weg übergebe und mich auch ins Waschbecken und auf große Teile des Badezimmers zu Hause übergebe. Dann schlafe ich noch in Schuhen ein.
    Am nächsten Vormittag findet das große Strafgericht statt. Mein Papa ist richtig wütend. Wütender, als er je auf mich gewesen ist. Wenn man so betrunken sei, wie ich das gewesen sei, dann könne alles passieren. Ob das so schwer zu kapieren sei?
    »Willst du mich umbringen?«, fragt Papa, und erst verstehe ich nicht, was er meint.
    »Nein«, antworte ich, und obwohl ich siebzehn Jahre alt bin, muss ich beinahe heulen. Jetzt, da ich einsehe, was er zu sagen versucht.
    »Dann benimm dich auch anständig. Damit du uns nicht alle unglücklich machst.«
    Dann geht er einfach. Ich höre, wie die Wohnungstür zuschlägt. Als er zurückkommt, ist es bereits Abend, und es vergehen ein paar Tage, bis er wieder normal mit mir redet.
    Meine Mutter ist praktischer veranlagt. Erst hat sie meine Taschen durchsucht, um nachzuvollziehen, was ich an dem fraglichen Abend unternommen habe. Ob mir bewusst sei, dass ich offenbar fast dreihundert Kronen ausgegeben habe? Für zwei Restaurantbesuche an ein- und demselben Abend. Laut Mama ist das mehr, als Papa und sie für solche Dinge in einem ganzen Jahr ausgeben.
    Anschließend führt sie eine große Haussuchung in der Kassette durch, die sie mir geschenkt hat. Kein größeres Problem, weil sie im Besitz eines dritten Schlüssels ist. Aus reiner Fürsorglichkeit natürlich, und da sie bereits geahnt hat, dass so etwas früher oder später passieren würde. Schnaps, Zigaretten und Geld sind beschlagnahmt worden. Das Geld wird sie auf mein Sparbuch einzahlen, und wenn ich mich betrage, dann zahlt sie mir jede Woche eine passende Summe aus. Den Schnaps und die Zigaretten erhalte ich zurück, wenn ich volljährig bin. Bis dahin sind es noch vier Jahre.
    Meine privatesten Überlegungen hat sie sich aufmerksam durchgelesen. Ich beschließe, das ganze Zeug zu verbrennen.
    Ich habe keine Einwände, keine Fragen. In einem guten Monat werde ich wieder anfangen zu arbeiten. Dann kann ich neues Geld verdienen, ich muss nicht einmal ein Zimmer in der Stadt mieten, weil ich weiß, dass sie und meine kleine Schwester aufs Land fahren, sobald die Sommerferien beginnen. Ich habe nur einen Gedanken im Kopf. Ich empfinde einen sehr starken Hass. Meine eigene Mutter hat mich betrogen und verraten, und zwar auf eine Art, die ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt habe, nicht einmal annäherungsweise.
    Ich bring dich um, verdammte Alte, denke ich.
    Meine Tagträume handeln nun nicht mehr davon, wie schön ich bald einmal wohnen werde. Bis zu den Sommerferien beschäftige ich mich damit, ein passendes Gift zu ersinnen, mit dem ich Mamas Medikamente würzen kann. Es darf kein normales Rattengift sein, definitiv keines der alten Klassiker Arsen oder Zyankali, denn solche entdecken selbst blinde Detektive.
    Ich beginne mit Nikotin zu experimentieren, extrahiere das tödliche Gift aus normalen Zigaretten, es hat keinen Geschmack, keinen Geruch und ist schwer nachzuweisen. Es tötet auf eine Art, die gut zur Krankengeschichte meiner Mutter und zu ihrer Herzschwäche passt. Schließlich

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